Schweizer Skisprung-Piloten auf tiefem Niveau
Unsere Flieger kämpfen mit Turbulenzen

Die Schweizer Skispringer stecken in der Krise. Auf die aktuelle Saison hin stürzten die Leistungen in den Keller ab. Es kann eigentlich nur besser werden.
Publiziert: 27.12.2022 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2022 um 09:01 Uhr
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Marco PescioReporter Sport

Ronny Hornschuh ist derzeit nicht zu beneiden. Der Cheftrainer der Schweizer Skispringer wähnt sich beim Blick auf sein Athleten-Team auf einer einzigen grossen Baustelle. Die einen ausser Form, ein anderer ohne genügend Trainingspraxis und der prominenteste von allen hat auch privat derart viel am Hut, dass schon eine kurz- bis mittelfristige Planung eine riesige Herausforderung darstellt.

Blick nimmt die Schweizer Skisprung-Piloten vor Beginn der Vierschanzentournee unter die Lupe:

Gregor Deschwanden

Sein Saisonstart war rätselhaft. Nach einer vielversprechenden Vorbereitung hat es der 31-jährige Innerschweizer nicht geschafft, den Schwung aus dem Sommer-Grand-Prix (ein zweiter Platz in Courchevel) mitzunehmen. In Engelberg kam zuletzt auch noch Pech mit den Flugverhältnissen dazu. «Es ist ein stetes Auf und Ab, er ist noch nicht stabil genug», sagt Coach Hornschuh. Auch ihn wundert die Baisse: «Er hat einen Wahnsinns-Sommer gesprungen.» Deschwanden spricht ebenfalls vom «Besten meiner Karriere». Trotzdem schleichen sie derzeit in all seinen Sprüngen noch Fehler ein. Er steht bei neun Weltcuppunkten in diesem Winter. Es sind die einzigen (!) im gesamten Schweizer Team. Immerhin: Deschwandens Formkurve zeigt aktuell leicht nach oben. Er ist sich bewusst: Schon ein, zwei Top-Performances könnten mögliche Blockaden bereits lösen. Deschwanden ist bei der ersten Station der Vierschanzentournee in Oberstdorf der einzige Schweizer am Start.

Gregor Deschwanden zeigt es an: Nein, es läuft noch nicht wunschgemäss.
Foto: keystone-sda.ch
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Killian Peier

Die zweite grössere Knieverletzung seiner Karriere machte ihm ordentlich zu schaffen. Erst Anfang Dezember hatte Peier seine Patellasehnen-Entzündung ganz überwunden. Der Trainingsrückstand ist noch immer gross, der 27-jährige Waadtländer hat noch viel zu wenig Sprünge in den Beinen. Jene, die er aktuell zeigt, sind klar zu kurz. Weder in Titisee-Neustadt noch in Engelberg schaffte er die Qualifikation. Ziele hat sich der WM-Dritte von 2019 für diesen Winter keine gesetzt, sagt er: «Ich will einfach nur wieder Spass haben.» Klar ist: Fliegt ihm die Konkurrenz derart um die Ohren wie momentan, kann keine grosse Freude aufkommen. Peier gibt zu: «Noch ist es ein wenig zäh, die Sprünge müssen definitiv noch flüssiger werden.»

Nur Deschwanden bei Tournee-Auftakt dabei

Die Swiss-Ski-Equipe setzt auf ein Heimspringen zweiter Stufe, um Moral zu tanken. Für eine weitere Standortbestimmung ist für das Team von Ronny Hornschuh ein Start beim Continental Cup in Engelberg (27. und 28. Dezember) vorgesehen. Beim Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf (Quali am 28. Dezember) wird bloss Gregor Deschwanden dabei sein. Für die weiteren Stationen der Tournee wird später selektioniert.

Die Swiss-Ski-Equipe setzt auf ein Heimspringen zweiter Stufe, um Moral zu tanken. Für eine weitere Standortbestimmung ist für das Team von Ronny Hornschuh ein Start beim Continental Cup in Engelberg (27. und 28. Dezember) vorgesehen. Beim Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf (Quali am 28. Dezember) wird bloss Gregor Deschwanden dabei sein. Für die weiteren Stationen der Tournee wird später selektioniert.

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Simon Ammann

Im letzten Winter war Rang 13 sein bestes Weltcupergebnis. Ein Jahr später ist der vierfache Olympiasieger noch weit davon entfernt, ein zumindest vergleichbares Level zu erreichen. Der 41-jährige Toggenburger legte im Sommer eine Pause ein, das Studium geniesst gegenüber dem Sport klar Vorrang. Beim Heimweltcup in Engelberg scheiterte er bereits in der Quali. Ob und wann er je wieder im Weltcup richtig eingreifen kann, ist offen. Sein Ziel ist die WM Ende Februar in Planica (Sln). Ammann will dafür noch einmal hart an der zuletzt zu kurz gekommenen Athletik arbeiten. Am Dienstag wird klar: Erstmals seit 22 Jahren wird die Tournee ohne Ammann über die Bühne gehen. Stattdessen geht er in Engelberg beim Continental Cup an den Schanzentisch.

Dominik Peter

Im Vergleich zu den routinierteren Kräften im Schweizer Team kann der 21-Jährige sicherlich mit weniger Druck auftreten. Ein 16. Rang vom Dezember 2019 in Nizhny Tagil (Rus) ist bislang sein bestes Weltcup-Resultat. In diesem Winter hats zu Punkten noch nicht gereicht. Der ambitionierte und selbstkritische Fischenthaler weiss: «Es fehlt noch einiges bis zu den Topsprüngen, aber ich bin auf gutem Weg.» Peter geniesst momentan noch den Talent-Bonus. Gleiches gilt auch für Sandro Hauswirth (22), der schon Weltcup-Erfahrung hat, in dieser Saison aber noch nicht auf höchster Stufe eingesetzt wurde.

Programm Vierschanzentournee

Donnerstag, 29. Dezember:
Oberstdorf (De)

Sonntag, 1. Januar:
Garmisch-Partenkirchen (De)

Mittwoch, 4. Januar:
Innsbruck (Ö)

Freitag, 6. Januar:
Bischofshofen (Ö)

Donnerstag, 29. Dezember:
Oberstdorf (De)

Sonntag, 1. Januar:
Garmisch-Partenkirchen (De)

Mittwoch, 4. Januar:
Innsbruck (Ö)

Freitag, 6. Januar:
Bischofshofen (Ö)

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