Ammann vor seiner 23. Vierschanzentournee
An diesem Schuh hängt Simis Karriere

Er ist nicht aus Glas wie bei Aschenputtel, sondern aus Karbon. Doch auch für Simon Ammann (39) bedeutet sein neuer Schuh die Welt.
Publiziert: 28.12.2020 um 15:13 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2021 um 15:27 Uhr
Stefan Meier

Wer ihm zuhört, der wähnt sich an Aschenputtel erinnert. Simi schlüpft in die neuen Treter und plötzlich wird die Welt perfekt. Am Dienstag erhält er den modifizierten Karbonschuh. Beim Training am Mittwoch auf der Schanze in Engelberg herrschen beste Bedingungen. Acht Sprünge kann er mit dem neuen Set-Up absolvieren. «So viel mache ich sonst praktisch nie», sagt der 39-Jährige. Das wichtigste aber: Das Gefühl stimmt von Anfang an.

«Ich war vor dem ersten anziehen wie auf Nadeln», sagt Simi. Doch der Innenschuh – das ist der eigentlich neue Teil – passt wie angegossen. Auch als der Karbon-Aussenschuh dran kommt, sitzt noch alles perfekt. Und so funktioniert es auch plötzlich im Schanzenanlauf wieder. Ammann findet besser in seine Hocke-Position, die Energie treibe ihn vorwärts. «Das ist einfach viel Wert. Damit kann ich wieder Automatismen aufbauen.»

Die Details bleiben geheim

So schick wie im Märchen ist der noch immer revolutionäre Schuh nicht. Auf den ersten Blick zwei eintönige schwarze Klumpen an den Füssen. Und genauere Blicke lässt Simi darauf nicht zu. Fotos zeigen will er davon nicht. Die Details des Designs bleiben geheim. Wohl in der Hoffnung, dass ihm doch der ganz grosse Wurf gelungen ist, er mit den Karbontretern ins Fliegen kommt und die ganze Konkurrenz plötzlich neidisch und gierig auf seine Füsse schaut.

Es läuft nicht wie es sollte in dieser Saison für Simon Ammann.
Foto: keystone-sda.ch
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Doch so unscheinbar die Schuhe sind, so wichtig sind sie. Der Ausklang seiner Karriere hängt davon ab. Zwar hat er verkündet, bis Olympia 2022 weiter machen zu wollen. Doch seit jener Medienmitteilung im letzten Frühling betont er, dass er zuerst auch an diesen Punkt kommen müsse. Funktionieren die Schuhe nicht, wird ihm das nicht gelingen.

Es geht nicht wie von Zauberhand

Die Gefahr, dass es nicht klappt vor der Tournee mit dem neuen Modell, war gross. «Es war sehr knapp. Und dann hätte es keine Tournee für mich gegeben», sagt der dreifache Familienvater. Doch nun gibt es seine 23. Vierschanzentournee.

Illusionen will sich der Toggenburger nicht hingeben. Es geht nicht einfach wie von Zauberhand. Die schlechten Gefühle der letzten Wochen, in denen es keinen einzigen Weltcup-Punkt gab, muss er sich erst wieder von der Seele springen. «Ich bin einfach froh, dass ich in Oberstdorf in der Quali antreten kann. Ich will gerne wieder in die Punkte und mich nach vorne kämpfen.» Eine Garantie dafür gebe es aber nicht. Und allzu viel Gewicht will er den Resultaten diese Woche nicht beimessen, es wurden auch keine Ziele vereinbart.

Die Schuhe geben ihm vor allem etwas Hoffnung zurück. Sie im Gepäck zu haben, bedeutet massiv weniger Ballast. «Ich bin mental viel leichter, konnte einen grossen Rucksack ablegen.»

Es bleibt für Ammann zu hoffen, dass sie ihm tatsächlich die erhoffte Rückkehr zum Erfolg bringen. Ein Happy End wie bei Aschenputtel, das wär doch was.

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