«Teil der Verschwörung»
Russen-Coach beschuldigt Gasparin-Mann als Whistleblower

Ilja Tschernoussow steht nicht am Pranger, scheint einer der wenigen sauberen russischen Athleten zu sein. Genau das werfen dem Mann von Selina Gasparin jetzt die Russen vor.
Publiziert: 15.11.2017 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 15:54 Uhr
Stefan Meier

Der russische Langlauf-Nationaltrainer Juri Borodawko erhebt böse Anschuldigungen in Richtung von Ilja Tschernoussow. Der Ehemann von Selina Gasparin soll, so Borodawko, ein russischer Landesverräter sein.

«Es gibt nur einen Grund, weshalb Tschernoussow ruhig sein kann. Er ist Teil dieser Verschwörung», sagt Borodawko gegenüber «gazeta.ru». «Er hat seine Partner und Genossen nach dem langen gemeinsamen Weg an die Spitze ausgehändigt.»

Borodawko bezieht sich auf den 50er an den Olympischen Spielen von Sotschi. Tschernoussow wurde dort Dritter hinter seinen Landsleuten Alex Legkow und Maxim Wylegschanin, die mittlerweile beide disqualifiziert wurden.

Ilja Tschernoussow jubelte in Sotschi über 50-km-Bronze mit Wylegschanin (l.) und Legkow (m.). Nach der Disqualifikation der beiden anderen dürfte er erben.
Foto: Keystone
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Einer ist bisher unbehelligt geblieben im ganzen Staatsdoping-Theater um die Russen: Ilja Tschernoussow. Der 31-jährige könnte und wird deshalb wohl das 50er-Gold erben. 

«Jetzt wartet er kichernd, bis er seine Medaille kriegt», so Borodawko weiter. «Vielleicht ist er nur einer von diesen anonymen Informanten.»

«Ein Verräter des Mutterlands»

Die Aussagen sind durchaus brisant. In Russland als Whistleblower zu gelten, ist schliesslich nicht ungefährlich. Die Leichtathletin Julija Stepanowa und ihr Ehemann Witali Stepanow mussten flüchten und sich verstecken, nachdem sie den Doping-Skandal in der Leichtathletik ins Rollen gebracht hatten. Das Gleiche gilt für den McLaren-Kronzeugen Grigori Rodtschenkow.

Jelena Välbe, Präsidentin des russischen Langlauf-Verbands, sagte im Zuge des McLaren-Reports gegenüber der Agentur «R-Sport»: «Jeder Informant ist für mich ein Verräter unseres Mutterlands.»

Tschernoussow: «Das ist ein Bluff»

Die Familie Gasparin mit Selina, Ilja und der zweijährigen Tochter Leila bleibt aber ganz ruhig. Aus dem Trainingslager im sibirischen Nowosibirsk richtet Tschernoussow in einem Statement aus: «Das ist ein Bluff. Ich bin im Trainingslager mit der Mannschaft, der Trainingsplan ist voll. Ich würde mich gern voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren.»

Näher zu den Vorwürfen äussern wollen sich Tschernoussow und Gasparin gegenüber BLICK nicht. Die Familie bewahrt die Ruhe wohl zu Recht. Denn längst nicht ganz Russland hat sich auf Tschernoussow eingeschossen, stärken ihm den Rücken.

Selbst Välbe hält sich im Fall Tschernoussow zurück. «Ich habe kein Recht, dem Athleten oder einer andere Person vorzuwerfen, der Informant von irgendwem zu sein.»

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