Hefti und Baumann kriegen Olympia-Gold
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Fünfeinhalb Jahre zu spät:Hefti und Baumann kriegen Olympia-Gold

Originale Medaillen horten die Russen
Das goldene Interview mit Bob-Olympiasieger Hefti

Fünfeinhalb Jahre nach dem Zweierbob-Rennen in Sotschi bekommen Beat Hefti und Alexander Baumann am Gold-Fäscht in Schwellbrunn AR nachträglich ihr Olympia-Gold. Zwar nicht die beiden originalen Medaillen der Russen, aber dennoch echte Sotschi-Exemplare.
Publiziert: 29.06.2019 um 02:28 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 13:57 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Es sind berühmte Orte, wo sonst Olympia-Medaillen übergeben werden: Rio, London, Nagano, Barcelona oder Vancouver. Jetzt gehört auch Schwellbrunn AR dazu! Im pittoresken 1600-Seelen-Dorf bekommen die Bob-Olympiasieger Beat Hefti und Alexander Baumann die Goldmedaillen von Sotschi 2014. Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl hängt dem mittlerweile zurückgetretenen Duo in der feierlichen Zeremonie das Gold um. Schon vor dem Abspielen der Nationalhymne verdrückt Hefti ein paar Tränen. Rund 700 Besucher machen danach das «Gold-Fäscht» zur heissen Sommer-Party.

BLICK: Ist die Goldmedaille schwerer als die silberne?
Beat Hefti: Das ist schwierig zu sagen, denn ich bin etwas schwächer geworden seit 2014 (lacht). Aber es fühlt sich auf jeden Fall sehr gut an, es war ein sehr emotionaler Moment, der in Erinnerung bleiben wird.

Können Sie aus dem Gold noch Geld mit guten Verträgen machen, die sonst Olympiasigern zustehen?
Darüber mache ich mir keine Gedanken mehr. Wir wollten einfach ein tolles Fest feiern, das haben wir geschafft. Das ist mehr als genug.

Beat Hefti ist bei der nachträglichen Übergabe der Goldmedaille gerührt.
Foto: freshfocus
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Ihr Olympia-Gold ist nun zu Hause. Was war zuvor daheim das Goldigste?
Meine Familie. Und auch wenn ich nun meine Olympia-Goldmedaille habe, bleibt sie (Hefti hat mit Gattin Sheena drei Töchter, d. Red.) weiterhin das Goldigste, was ich zu Hause habe.

Wem würden Sie gerne mal eine Goldmedaille umhängen?
Allen Menschen, die im Hintergrund wichtige Arbeiten erledigen. Unser Gold-Fäscht etwa wäre ohne viele helfende Hände niemals so rasch zustande gekommen.

Wer ist Ihr Goldschatz?
Ich habe vier! Meine Frau und meine drei Kinder (Amy, Mara und Jill, d.Red.)

Am Gold-Fäscht wird viel Musik gespielt. Wie sieht es mit ihrem Sängertalent aus, würde es für eine Goldene Schallplatte reichen?
(lacht) Das reicht höchstens für «Alli mini Entli!» Mit Gesang würde ich die Leute vertreiben. Dabei wollten wir mit unserem Fest die Leute ja anziehen.

Wann ist bei Ihnen Schweigen Gold?
Wenn ich spüre, dass ich viel Energie in etwas stecken würde, was man sowieso nicht ändern kann. Das war früher vielleicht anders, mit dem Alter bin ich überlegter geworden. Aber bei Ungerechtigkeiten schweige ich weiterhin nicht!

Die Goldene Himbeere zeichnet schlechte Filme aus. Wem verleihen sie einen solchen Anti-Oscar?
Diese Auszeichnung hätte sicher auch ich selber verdient. Es hat doch jeder Mensch schon mal Mist gemacht.

Wem trauen Sie im Schweizer Bob eine goldene Zukunft zu?
Ich hoffe einfach, dass die jungen Piloten, die sich jetzt durchsetzen wollen, ihre Ziele erreichen werden.

Wann war für Sie die Goldene Ära des Schweizer Bob-Sports?
Eigentlich war bis 2014 durchgehend eine goldene Zeit. Die Schweiz hatte immer Piloten, die fürs Podest gut waren, egal welches Jahrzehnt man hernimmt. Wer weiss: Gibts 2022 wieder eine Olympia-Medaille, geht die lange Ära weiter. Denn medaillenlose Spiele wie 2018 gab es auch 2010 schon einmal.

Welche Goldmedaille war vor dem Sotschi-Gold Ihre wichtigste?
Mit vielen tollen Erinnerungen verbinde ich das Gold an der Junioren-WM 2000 in Calgary mit Martin Annen. Das waren schöne Zeiten.

Subkow rückt echte Gold-Medaille nicht raus

Fünfeinhalb Jahre nach Sotschi 2014 sind die Goldmedaillen in den Händen von Beat Hefti und Bremser Alex Baumann. Im Gegensatz zum vermeintlichen Sieger Alexander Subkow (heute 44), der wegen den Folgen eines Raubüberfalls im Sommer 2014 zurücktrat, sass Hefti noch bis zur verpassten Quali für Pyeongchang 2018 im Bob.

Herausgerückt hat Subkow sein Gold bis heute nicht. Aber Hefti und Baumann bekommen trotzdem echte Sotschi-Medaillen: Bei allen Spielen werden für den Fall der Fälle zu viele Medaillen produziert. Ihre Silber-Auszeichnungen haben sie vor zwei Wochen mit der B-Post nach Lausanne geschickt.

Was macht Hefti heute? Er arbeitet mit einem 50-Prozent-Pensum als Event-Manager bei Fleischverarbeiter Micarna in Bazenheid SG. Im Bob sitzt er weiterhin für Taxifahrten und sucht mit seiner Victorinox Bob Trophy neue Bob-Talente.

Hefti und Baumann kriegen nicht die ganz originalen Gold-Exemplare: Alexander Subkow (Bild) hortet seine Medaille.
AP

Fünfeinhalb Jahre nach Sotschi 2014 sind die Goldmedaillen in den Händen von Beat Hefti und Bremser Alex Baumann. Im Gegensatz zum vermeintlichen Sieger Alexander Subkow (heute 44), der wegen den Folgen eines Raubüberfalls im Sommer 2014 zurücktrat, sass Hefti noch bis zur verpassten Quali für Pyeongchang 2018 im Bob.

Herausgerückt hat Subkow sein Gold bis heute nicht. Aber Hefti und Baumann bekommen trotzdem echte Sotschi-Medaillen: Bei allen Spielen werden für den Fall der Fälle zu viele Medaillen produziert. Ihre Silber-Auszeichnungen haben sie vor zwei Wochen mit der B-Post nach Lausanne geschickt.

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Gold als Ansporn – das meint BLICK

Das ist reichlich skurril: Nach einem Winter ohne Weltcup-Podestplatz erhält die Schweiz mitten im heissen Sommer Olympia-Gold, die höchste Ehre im Bob-Sport überhaupt. Beat Heftis geerbter Sotschi-Sieg ist der erste Schweizer olympische Bob-Triumph seit Gusti Weder 1994.

Aber Heftis historische Gold-Party in Schwellbrunn AR bleibt ein einsames Highlight mitten in der grossen Schweizer Bob-Baisse – wenn jetzt nicht mit Vollgas daran gearbeitet wird, die einstige Bob-Nation wieder zurück in die schnelle Spur im Eiskanal zu bringen.

Das Hefti-Gold muss Ansporn sein für nächste Olympia-Medaillen. Am besten schon in Peking 2022. Ein sehr hohes Ziel, auch wenn die Bob-Lehrlinge wie Michael Vogt mit dem fünften WM-Rang im Vierer und einem vierten Rang im Weltcup in St. Moritz ihr Potenzial andeuteten.

Das Projekt, mit lauter jungen Piloten in den Peking-Olympia-Zyklus zu gehen, lief letzten Winter besser an als erwartet. Doch nun liess der Verband Swiss Sliding Cheftrainer Wolfgang Stampfer zu Österreich ziehen. Leistungssportchef Lukas Fischer muss gar nach nur einem Winter wieder gehen.

Ob mit solchen Personalentscheidungen das mutige Projekt mit lauter jungen Piloten erfolgreich wird? Nun muss intern neues Vertrauen aufgebaut werden. Es droht, dass Heftis Gold für lange Zeit das letzte für die Schweiz sein wird.

BLICK-Reporter Matthias Dubach.

Das ist reichlich skurril: Nach einem Winter ohne Weltcup-Podestplatz erhält die Schweiz mitten im heissen Sommer Olympia-Gold, die höchste Ehre im Bob-Sport überhaupt. Beat Heftis geerbter Sotschi-Sieg ist der erste Schweizer olympische Bob-Triumph seit Gusti Weder 1994.

Aber Heftis historische Gold-Party in Schwellbrunn AR bleibt ein einsames Highlight mitten in der grossen Schweizer Bob-Baisse – wenn jetzt nicht mit Vollgas daran gearbeitet wird, die einstige Bob-Nation wieder zurück in die schnelle Spur im Eiskanal zu bringen.

Das Hefti-Gold muss Ansporn sein für nächste Olympia-Medaillen. Am besten schon in Peking 2022. Ein sehr hohes Ziel, auch wenn die Bob-Lehrlinge wie Michael Vogt mit dem fünften WM-Rang im Vierer und einem vierten Rang im Weltcup in St. Moritz ihr Potenzial andeuteten.

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Ob mit solchen Personalentscheidungen das mutige Projekt mit lauter jungen Piloten erfolgreich wird? Nun muss intern neues Vertrauen aufgebaut werden. Es droht, dass Heftis Gold für lange Zeit das letzte für die Schweiz sein wird.

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