Ex-Bob-Pilotin Fabienne Meyer
Diese Frau ist Chefin der starken Männer

Der Schweizer Bob-Sport sucht den Weg zurück an die Weltspitze. Jetzt soll dabei Ex-Europameisterin Fabienne Meyer mithelfen.
Publiziert: 20.11.2020 um 13:55 Uhr
Matthias Dubach

Es ist Winter Nummer 3 im Zeichen des Schweizer Neuaufbaus. Die einst stolze Bob-Nation soll mit lauter jungen Piloten wieder zur früheren Stärke finden. Der neue Nachwuchs-Kurs ist letzte Saison mit den ersten Weltcup-Podestplätzen belohnt worden.

Doch neben dem Eiskanal wird bei Swiss Sliding weiterhin an den Strukturen herum geschraubt. Neue Sportchefin ist Fabienne Meyer (39), die dafür ihr Pensum in einem Architekturbüro von 100 auf 60 Prozent reduziert. Die frühere Toppilotin teilt sich den Job mit Rico Peter (37), der nun Bob-Spartenchef ist und bis vor zwei Jahren als Fahrer aktiv war.

Nur, damit eine Frau dabei ist?

Mit Meyer setzt der Bob-Verband auf eine Frau an der Spitze. «Ich war von der Anfrage überrascht, weil ich keine Erfahrung als Funktionärin habe», sagt die Willisauerin, «und ich sagte: «Ihr fragt mich aber nicht nur, damit ihr eine Frau dabei habt?» Das war nicht der Fall. Verbands-Boss Sepp Kubli: «Fabienne und Rico sind zwei der besten Schweizer Piloten der jüngeren Vergangenheit, sie können wertvolle Erfahrungen an die aktuellen Athleten weitergeben.»

Fabienne Meyer: Die frühere Weltcup-Pilotin ist jetzt Sportchefin bei Swiss Sliding.
Foto: Keystone
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Meyer wird 2008 Junioren-Weltmeisterin, 2014 Europameisterin, ist zweimal an Olympia dabei und holt acht Weltcup-Podestplätze (1 Sieg). Doch jetzt ist sie Chefin aller Schweizer Eiskanal-Athleten und -Athletinnen. In einem Sport, der mit hünenhaften Muskelpaketen in ihren Schlitten eher männlich geprägt ist. Aber Meyer sagt: «Ich habe mir nie überlegt, dass ich nun als Frau in dieser Position bin. Ich kenne den Bob-Sport schon lange und weiss, worauf ich mich einlasse.»

«Habe den Verband auch immer wieder kritisiert»

Meyer nimmt den Job nach einer gewissen Bedenkzeit an. «Ich habe den Verband auch immer wieder kritisiert. Jetzt kann ich selber beweisen, dass man es besser machen kann. Ich will den Athleten die Möglichkeit geben, das Beste herauszuholen.»

Beim Weltcup-Auftakt in Sigulda ruhen ihre Hoffnungen auf Michael Vogt (22) und Simon Friedli (29), die sich in den internen Selektionsrennen durchgesetzt haben. Wegen Corona gibts auf der Bahn in Lettland dieses und nächstes Wochenende gleich vier Zweier-Rennen. Eine gute Nachricht vor allem für Friedli, der im Februar in Sigulda EM-Silber holte. Friedli: «Ich freue mich, dass es hier los geht. Die Bahn liegt mir.» Gibts gar zu Meyers Amtsantritt schon den ersten Podestplatz?

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