Stalder ist auch in der Schnellfragerunde blitzschnell
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Wie am Biathlon-Schiessstand:Stalder ist auch in der Schnellfragerunde blitzschnell

Keiner ist so treffsicher wie er
Stalder ist der Wilhelm Tell des Biathlons

Sebastian Stalder (25) geht als bester Weltcup-Schütze in die Biathlon-WM in Oberhof. Die Grundlagen für seine Treffsicherheit holte er sich im Armbrustschiessen.
Publiziert: 10.02.2023 um 13:23 Uhr
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Aktualisiert: 10.02.2023 um 13:32 Uhr
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Marco PescioReporter Sport

Der Platzspeaker der Weltcup-Station in Antholz nimmt die Steilvorlage dankend an, als er im Stadion Sebastian Stalder ankündigt. Er bezeichnet den treffsicheren Schweizer als «Wilhelm Tell des Biathlons». Denn der 25-jährige Zürcher schiesst derzeit so gut und präzise, wie das der Legende nach auch der eidgenössische Nationalheld getan hat, als er mit seiner Armbrust den Apfel über dem Kopf seines Sohnes traf.

Der Vergleich mit Tell liegt auch deshalb nahe, weil Stalder als Jugendlicher die Grundlagen des Schiessens im Armbrustschützenverein Ried-Gibswil gelernt hat. Zum kleinen, urchigen Klublokal sei er jeweils mit dem Töffli hingefahren. Und als Belohnung für ein gutes Training habe er sich gerne mit einer Fanta belohnt, erzählt Stalder schmunzelnd.

Heute ist der Mann aus Wald ZH mit einer Trefferquote von 91 Prozent der beste Schütze im Biathlon-Weltcup. Zieht man alle Bewerbe der laufenden Saison herbei, ist unter den regelmässig eingesetzten Top-Athleten keiner besser. Erfreulich aus Schweizer Sicht: Zu den ersten Verfolgern zählt mit Niklas Hartweg (90 Prozent) auch ein Teamkollege.

Sebastian Stalder macht für Blick zu Hause beim ASV Ried-Gibswil die Wilhelm-Tell-Pose.
Foto: PHILIPP SCHMIDLI | Fotografie
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Stalder erinnert sich gerne an die früheren Zeiten. Im Skiclub am Bachtel. Oder eben im Armbrustschützenverein. Hier habe er, unter der Obhut von Franz Blöchlinger, der auch im Alter von 86 Jahren immer noch den Nachwuchs leidenschaftlich instruiert, «die Basics» gelernt: «Ich konnte viele Dinge mitnehmen, wie man abzieht etwa, oder wie man dem Schuss nachsieht.»

Gewehr der Marke Eigenbau

Mittlerweile hat Stalder die Armbrust längst eingetauscht – gegen ein Biathlon-Gewehr, zu dem er ebenfalls einen ganz persönlichen Heimatbezug hat. Denn im schicken, grünlich-glänzenden Sportgerät steckt enorm viel Familienarbeit. Vor Jahren hatten er und sein Vater Rolf, beide gelernte Zimmerleute, an einem eigenen Gewehrschaft getüftelt. Seither ist «Sebi» mit einer Waffe der Marke Eigenbau unterwegs.

Rolf Stalder treibt die Entwicklung immer weiter voran und trägt damit auch seinen Teil dazu bei, dass sein Sohnemann mit richtig viel Selbstvertrauen in die Einzelwettkämpfe der WM in Oberhof starten kann.

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Denn im Weltcup läufts in dieser Saison bislang so gut wie nie. Drei Top-10-Plätze im Einzel dürfen ihn neben Kumpel Hartweg, dem Sensationszweiten zum Saisonauftakt in Kontiolahti, auf einen WM-Coup hoffen lassen. Dafür brauchts neben einer guten läuferischen Leistung auch wieder einen möglichst fehlerlosen Auftritt am Schiessstand. Stalder sagt: «Ich konnte in dieser Saison bislang noch nie das eine perfekte Rennen zeigen. Ich hoffe, das gelingt mir jetzt an der WM.»

Dass er als bester Weltcup-Schütze beim Grossevent dabei ist, nehme er genauso gerne hin, wie den Wilhelm-Tell-Übernamen. Stalder scherzt: «Ich habe zwar noch nie auf einen Apfel geschossen, aber den Vergleich finde ich aufgrund dieser traditionellen Schweizer Geschichte schon cool.»

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