Schweizer Küken, treue Mutter, grosser Star
Das Volero-Universum und seine Eckpfeiler

Die Volleyballerinnen von Volero Zürich sind als Serienmeister in der Schweiz seit Jahren die Gejagten.
Publiziert: 11.01.2018 um 08:33 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2020 um 13:09 Uhr
Marc Ribolla

Das Schweizer Küken – Julie Lengweiler (Schweiz)

Bis letzten Herbst und der Verpflichtung des serbischen Talents Ljubica Milojevic (18) war sie das Küken im Team von Volero – die 19-jährige Thurgauerin Julie Lengweiler. Trotz ihres jungen Alters gehört die Absolventin des Sportgymnasiums Rämibühl, die nächsten Sommer mit der Matur abschliesst, zu den erfahrenen Volero-Spielerinnen

Schon mit 16 unterschrieb Julie beim Zürcher Top-Klub und verliess die familiäre Umgebung von NLB-Klub Aadorf. «Ich wollte die Chance packen, mit Topspielerinnen zu spielen und zu lernen. Am Anfang war es eine grosse Veränderung», sagt die 188 cm grosse Aussenangreiferin.

Sie hat sich sportlich entwickeln können, wie sie sich selber einschätzt. «Ich habe mich zwar steigern können, aber mir fiel es irgendwie nicht so sehr auf, weil die anderen noch viel besser sind», sagt Lengweiler.

Die Spielerinnen von Volero Zürich sind die Gejagten im Schweizer Volleyball.
Foto: TOTO MARTI
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Als eine von nur drei Schweizerinnen im Volero-Kader ist sie vor allem für die Spiele in der NLA wichtig. Nach der Matur will sie ganz auf die Karte Profi-Volleyball setzen, ihr Vertrag bei Volero läuft noch bis 2020. «Ich habe einen grossen Respekt vor dem Profi werden, es ist aber auch eine reizvolle Herausforderung», sagt Lengweiler.

Die treue Mutter – Silvija Popovic (Serbien)

Keine der 11 aktuellen ausländischen Volero-Spielerinnen ist schon so lange in Zürich wie Silvija Popovic. Seit 2013 trägt die bald 32-jährige Serbin das Trikot des Serienmeisters. Popovic hat dabei als Libera eine spezielle Position auf dem Feld. «Libero ist perfekt für mich. Ich mag es, in der Defensive zu brillieren», sagt sie.

Silvija ist nebst Rosir Calderon die einzige Mutter bei Volero. Zusammen mit ihrem Mann Mico (36) und dem viereinhalbjährigen Sohn Strahinja wohnt sie in Oerlikon. Dieser geht schon in den Kindergarten und spricht Deutsch.

«Ich liebe es, mit meiner Familie hier zu sein. Die Natur, die Berge sind wunderschön. Die Schweiz ist ein perfektes Land. Ich möchte gerne länger hier bleiben», sagt Popovic, die sich als grosser Familienmensch bezeichnet.

Vorläufig sieht sie kein Ende ihrer Karriere in Sicht. «Ich habe Volleyball in meinem Blut. Es macht mir grossen Spass mit den Jungen, warum sollte ich aufhören?», fragt sie rhetorisch. In der Tat gehört die 178 cm grosse Popovic auf ihrer Position zu den Weltbesten. 2015 und 2017 wurde sie zur besten Libera der Klub-WM gekürt und 2016 gewann sie mit Serbien in Rio Olympia-Silber.

«Das ist mit Abstand das tollste Ergebnis meiner bisherigen Laufbahn. Den Empfang in Serbien durch die Fans werde ich nie vergessen. Das war unglaublich.»

Der grösste Star – Rosir Calderon (Kuba)

Sie ist mit Abstand der grösste Star im Volero-Ensemble. Nicht wegen ihrer Grösse von 191 cm sondern wegen ihres persönlichen Palmarés. Zweimal wurde Rosir Calderon (33) zur besten Angreiferin eines Turniers gewählt – 2006 an der WM, 2008 an Olympia.

Mit ihrem Smash demontiert die Kubanerin die gegnerischen Teams, kein Wunder ist sie auch die aktuelle Volero-Topskorerin in der NLA. Erst seit dieser Saison spielt Calderon in Zürich, unter Vertrag steht sie aber schon seit 2011, war bisher an andere europäische Klubs ausgeliehen.

«Ich fühle mich wohl hier. Von der Stadt und dem Land habe ich aber leider noch nicht viel gesehen», sagt Calderon. Mit ihrer Routine ist die Olympia-Bronze-Gewinnerin von 2004 ein Vorbild für die jüngeren Volero-Spielerinnen und eine Teamstütze. «Ich sehe mich selber nicht so wichtig. Jedes Team hat das gleiche Ziel: zu gewinnen. Ich trage vielleicht einfach einen grösseren Teil dazu bei.»

Die Zahlen zu Volero

Volero Zürich ist seit dem NLA-Aufstieg 2004 die dominierende Macht im Schweizer Frauen-Volleyball. Ausser 2009 gab es stets das Double, mittlerweile sind es je 12 Meister- und Cup-Titel. International gehören zweimal Bronze an der Klub-WM (2015, 2017) und ein 4. Platz in der Champions League (2007) zu den Höhepunkten. Beeindruckend auch: Zwischen Januar 2012 und Oktober 2017 blieb Volero national in
187 Spielen in Folge (Meisterschaft, Cup, Supercup) ungeschlagen.

Die Ziele von Volero

Für Volero ist es eine Zwischensaison. Präsident Stav Jacobi halbierte das Budget auf zwei Millionen Franken, setzt vermehrt auf Talente. Pflicht sollen nur der Schweizer-Meister- und Cup-Titel sein. In der Champions-League-Gruppenphase gehts nach einer Pleite bei Alba Blaj (Rum, 1:3) am Donnerstag, 11. Januar, im Heimspiel gegen Mulhouse (Fr) in der Saalsporthalle (20.00 Uhr) weiter. Nach dem Abgang von Trainer Anderson de Oliveira Rodrigues (Br) steht seit Ende Dezember wieder der Holländer Avital Selinger (58) an der Linie. Er war schon von April 2015 bis Mai 2016 Volero-Coach.

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