Auszeit rettete Steingrubers Karriere
«Ich war körperlich und im Kopf am Limit»

Giulia Steingruber war ein Jahr weg. Zum Glück – sonst hätte sie ihre Karriere vielleicht beendet.
Publiziert: 30.09.2017 um 09:16 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:33 Uhr
Andreas Hobi

Giulia Steingruber (23) lacht. Sie beisst in ein Stück Brot, belegt mit Käse und Bündnerfleisch. Anfang September feierte sie ihr erfolgreiches Wettkampf-Comeback an den Schweizer Meisterschaften in Morges. Dort wurde sie nach 13 Monaten Pause gleich wieder Mehrkampf-Meisterin, holte ihren 29. Schweizermeistertitel insgesamt.

Es sieht also wieder gut aus bei Steingruber – ein Riesen-Gegensatz zur Stimmung vor einem Jahr. «Ich war am Limit», sagt sie nachdenklich. «Körperlich und im Kopf war ich einfach nur müde.» Es ist die Zeit kurz nach dem Gewinn der Bronze-Medaille im Sprung an den Olympischen Spielen in Rio im August. Im Bodenfinal stürzt sie und verletzt sich am rechten Fuss.

Steingruber pausiert. Trotz lädiertem Fuss bereist sie für zwei Monate Australien und die Fidschi-Inseln. Sie erholt sich, schaltet ab, lässt ihre bisherige Karriere Revue passieren, stellt sich ihr Leben ohne das Turnen vor. «Die Pause war das Beste, was ich machen konnte», sagt sie. 

Eine nachdenkliche Giulia Steingruber.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Auch weil sie gemerkt hat, dass es ohne Turnen doch noch nicht geht. «Zwei Wochen ohne diesen Sport gehen gut, auch um den Kopf durchzulüften. Nach zwei Monaten aber habe ich gemerkt: Ich brauche die Bewegung. Ich brauche das Turnen.» 

Ausgebrannt mit 23 Jahren

23-Jährig ist Steingruber heute. Gleich alt wie Ariella Kaeslin 2011, als diese ihre Karriere beendete. Weil sie die Mühen und Entbehrungen nicht mehr ertrug. «Das Turn-Geschäft ist nicht einfach. Jeder Mensch geht anders damit um. Man kann mich und Ariella in diesem Fall nicht vergleichen, weil wir komplett verschiedene Personen sind», sagt die Ostschweizerin.

Hat die Pause Steingrubers Karriere gerettet? «Wer weiss, wenn ich das nicht gemacht hätte, hätte es vielleicht anders ausgesehen.» Das Leuchten in den Augen und das Lächeln im Gesicht sind wieder verschwunden.

Blick nach vorne

Schlagartig ändert sich der Gesichtsausdruck wieder, wenn sie über ihre Zukunft spricht. Sie könne es kaum erwarten, an der WM in Montreal endlich wieder auf internationalem Boden turnen zu dürfen. Dort könne sie sich erstmals seit Rio wieder mit internationalen Turnerinnen messen.

Ein Medaillen-Exploit sei Kanada nicht zu erwarten. Auch, weil sie die WM als Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio sieht. Ambitionen hat sie trotzdem: «Ich würde gerne in den Mehrkampf-Final kommen.» 

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