Tennis-Rüpel Yann Marti
«Ohne meinen Charakter wäre ich wohl schon weiter»

Eigentlich will Yann Marti kein «enfant terrible» sein. «Aber ich bin wohl eines», gibt der Walliser Tennis-Rüpel zu.
Publiziert: 23.08.2018 um 17:54 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:55 Uhr
Cécile Klotzbach

In der Zeitung «Le Nouvelliste» spricht Yann Marti davon, auch mit 30 Jahren den Traum vom Erreichen der Top 100 und einem Davis-Cup-Einsatz für die Schweiz noch nicht aufgegeben zu haben. Beim Interview trägt er ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift «Les Enfants Terribles». 

Das passt. Denn sollte aus Martis Träumen jemals was werden, müsste sich der Walliser – derzeit auf Platz 807 der Welt klassiert – grundsätzlich ändern. Mit etlichen aggressiven Aussetzern stand er sich in den vergangenen Jahren nämlich selbst oft im Weg und er zog allseits reichlich Unmut auf sich. 

Ein paar Stolpersteine im holprigem Lebenslauf des Hitzkopfs Marti, der 2014 mit Rang 200 seine beste Klassierung erreichte: 

Der Walliser Yann Marti ist aktuell auf Platz 807 klassiert.
Foto: KEY
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2015 wurde er von Davis-Cup-Captain Severin Lüthi beim Auswärtsspiel in Belgien aus dem Team geschmissen. Yann und sein ebenso aufbrausender Vater hatten über die Nicht-Nomination für den Final in Lille gewettert und dem Team um Roger Federer Vetternwirtschaft vorgeworfen.

2015 wirft Coach Lüthi Marti aus dem Team.
Foto: freshfocus

2016 sorgte der Schweizer international für negative Schlagzeilen, als er wegen «agrressiven Verhaltens» vom Verband ITF für vier Monate gesperrt wurde. Zum jüngsten Marti-Eklat kams diesen Juli, als er in der Qualifikation für Gstaad disqualifiziert wurde und 5800 Franken Busse von der ATP aufgebrummt bekam. Weil er vor laufenden Kameras und Mikrofonen obszöne Gesten zum auf den Tribünen zuschauenden Lüthi machte.

Ein unverbesserlicher Rüpel, dieser Yann Marti? Immerhin deutet er in der heimatlichen Zeitung Anzeichen von Reue an. «Es ist nicht mein Ziel, ein enfant terrible zu sein», sagt er. Das schreckliche Kind sei einfach in ihm drin.

«Das gehört zu meinem Charakter. Stehe ich auf dem Platz, will ich es dermassen gut machen, dass ich innert Sekunden ausraste. Wäre ich in bestimmten Momenten meiner Karriere ruhiger gewesen, hätte ich die Top 100 wohl schon mal geknackt. Und mit dem aktuellen Davis-Cup-Captain hat es mir wohl auch nicht geholfen.»

Glaubwürdigkeit scheinbar verspielt

Seine emotionale Seite könne aber durchaus auch positive Auswirkungen haben, betont Marti. «Ich brauche diese kleine Prise Verrücktheit, um gut zu spielen.» Wirklich? Der «Le Matin» reagiert skeptisch und stellt sarkastisch drei Thesen auf, dank derer der wilde Yann sein Top-100-Ziel allenfalls erreichen könne:

Wenn 707 von 806 Spielern bis Ende 2019 zurücktreten würden. Wenn die jeweils am Montag neu erscheinende Weltrangliste per Los aufgestellt würde. Oder wenn er via Coach Lüthi in die Trainings-Methoden von Roger Federer integriert würde.

Seine Glaubwürdigkeit hat das «enfant terrible» scheinbar verspielt.

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