Wie er die Zwangspause erlebt
Federer und die Angst vor dem Comeback

Roger Federer (35) äussert sich im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» erstmals seit dem Saisonabbruch im Juli ausführlich. Der Maestro über Midlife-Krise, Angst vor dem Comeback und das Älterwerden.
Publiziert: 20.10.2016 um 10:44 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:57 Uhr

Roger Federer über...

... über das Jahr 2017 und die Zukunft
Mein letztes Hurra, das könnte Jahre dauern, je nach Sichtweise. Ja: Ich hoffe, es gibt nochmals ein richtiges Hurra. Aber ich erwarte viel mehr, als dass es nur ein Turnier oder ein Match wäre. Sonst hätte ich mir nicht eine so lange Pause genommen. Das wird meinem Körper guttun, über Jahre hinaus, vielleicht auch noch nach meiner Karriere. Einmal eine so lange Pause in 20 Jahren ist okay.

... seine kommenden Wochen
Ich arbeite zwar immer noch mit Pierre, aber das Tennis kommt jetzt mehr und mehr dazu. Nächste Woche wird auch Ivan Ljubicic dabei sein. Dann werde ich in den nächsten acht, neun Tagen etwa fünf-, sechsmal trainieren. Jetzt kommt die intensive Phase bis Ende Jahr, wobei ich zwischendurch nochmals Ferien mache.

Roger Federer hat seit Juli keinen Match mehr gespielt.
Foto: AP
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...ob er weit entfernt von einer Midlife-Krise ist
Ich finde schon. Es war überraschend einfach, wie ich mich nach der Operation im Februar aufbauen konnte. In den ersten sechs Wochen sah ich jeden Tag einen Fortschritt. Das machte es einfach, positiv zu bleiben. Aber nach Monte Carlo muss etwas passiert sein. Was, kann ich mir nicht erklären.

... wie stark er das Tennis jetzt verfolge
Ich checke jeden Tag die Resultate, auch jene von Marco (Chiudinelli) auf der Challenger Tour. Ich hatte gedacht, dass ich mich für sechs Monate ausklinken würde, aber so war es nicht, ich interessierte mich zu sehr für das Tennis. Komischerweise war es aber nicht so, dass ich sagte: Oh Gott US Open, oh Gott Basel, oh Gott Shanghai.

... was er am Tennis in letzter Zeit vermisst hat
Am Schluss logischerweise die Matchs. Aber weil ich wusste, dass das wieder kommt, vermisste ich es nicht so sehr. Mir fehlte gelegentlich die Tour, ich wollte die anderen Spieler wieder mal sehen, Stan (Wawrinka) oder Rafa (Nadal). Aber extrem war es nicht. Ich mag es, wenn es ruhig zu und her geht, endlich wieder einmal. Deshalb habe ich das sehr genossen.

... Angst oder Respekt vor dem Comeback
Das überlegte ich mir in den letzten Wochen auch: Wie wird es sein, wenn ich am Hopman Cup und in Melbourne zurückkomme? Werde ich viel Druck verspüren? Aber vor allem bin ich neugierig, wie die ersten sechs Monate verlaufen. Denn ich werde ja einige Ränge zurückfallen, und es wird interessante Konstellationen geben durch die Auslosungen. Aber Angst? Wenn ich vor etwas Angst oder Respekt habe, dann vor einer neuen Verletzung. Schlecht zu spielen, damit hätte ich kein Problem.

... seine Trainingsphase
Wir bauten alles Schritt für Schritt auf, auch wenn wir stets mehr machen könnten; wir beliessen es bei etwa 90 Minuten täglich. Denn wir wollten nicht riskieren, später sagen zu müssen: Hätten wir uns doch mehr Zeit gegeben. Aber ich bin total im Fahrplan.

... über das Älterwerden
Das darf dich nicht zu gross beschäftigen. Aber das Alter kann auch positiv sein. Ich versuche stets, einen Mix zu haben zwischen Erfahrung und Jungbleiben im Kopf, offen zu sein für neue Ideen, sich neu zu erfinden. Damit man es lässig hat im Leben.

... wie er Wawrinkas US-Open-Erfolg erlebt hat
Es war unglaublich. Ich hätte niemals gedacht, dass er den Final gewinnt. Nicht, weil ich nichts von ihm halten würde, im Gegenteil: Ich halte sehr viel von ihm. Ich dachte einfach: Djokovic im Final des US Open – logisch, dass er gewinnt. Ich ging bei 4:1 im ersten Satz schlafen. Als ich aufwachte und das Ergebnis sah, dachte ich: Das ist ja absolut gigantisch. Stan hat inzwischen Unglaubliches erreicht.

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