Weil er nicht in Hilfefonds einzahlen wollte
Ines Ibbou rechnet knallhart mit Thiem ab

Dominic Thiem (26) erntet heftige Kritik, weil er sich gegen einen Tennis-Hilfefonds stemmte. Jetzt zeigt ihm die Weltnummer 620, wie sich nominell schlechtere Spieler wirklich durchkämpfen müssen.
Publiziert: 12.05.2020 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2020 um 19:51 Uhr

«Dear Dominic», richtet die algerische Tennisspielerin Ines Ibbou ihre Worte an die Weltnummer 3. Und zeigt ihm die Tennis-Realität fernab der Top 100 auf: «Beendest du die Turniere mit Löchern in den Schuhen, wie ich es tue?»

Die 21-Jährige ist empört über die Haltung des Österreichers zum Hilfefonds, welchen Tennis-Grössen wie Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer für Spielerinnen und Spieler der hinteren Plätze der Weltrangliste ins Leben gerufen haben (BLICK berichtete). Thiem war nicht begeistert von dieser Idee: «Es kämpft kein Tennisspieler, auch nicht die, die weiter unten stehen, ums Überleben.» Deshalb wolle er sein Geld eher an Leute spenden, die es «wirklich brauchen».

Diese Aussagen kann Ibbou nicht einfach so im Raum stehen lassen. Stattdessen zeigt die Algerierin ihm den harten Weg einer Tennisspielerin auf, die mit ganz anderen Vorraussetzungen kämpfen musste. Ein Weg ohne coachende Eltern, Sponsorengeldern, gute Infrastruktur und Mentaltrainer. «Hier gibt es keinen einzigen Coach auf internationalem Level, nicht einmal einen Indoor-Tennisplatz», so die Algerierin. «Wir wählen nicht aus, wo wir geboren werden.»

Novak Djokovic lancierte zusammen mit Federer und Nadal einen Hilfefonds für Tennisprofis weit ausserhalb der Top 100.
Foto: AFP
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In neun Minuten fasst die Tennisspielerin ihren harten Werdegang zusammen. Erzählt von Höhen und Tiefen, wie sie als 14-Jährige zu den besten Athletinnen der Welt gehörte und trotzdem «keinen Penny» verdiente.

Venus Williams feiert «Heldin» Ibbou

«Niemand verlangte etwas von dir, die Initiative kam von grosszügigen Spielern mit Barmherzigkeit, mit Klasse», sagt Ibbou. Wenn man den Tennisspielern helfe, helfe man der ganzen Sportart. «Oder willst du etwa alleine auf dem Court spielen?» Beschuldigen will sie Thiem für die gegebene Situation nicht. Aber sie verlangt Respekt und will Licht in ihre und die Situation vieler anderer Tennisspieler bringen.

Für ihre klaren Worte erhält die Algerierin viel Zuspruch. So zollt Nick Kyrgios Respekt und Venus Williams bezeichnet sie in einem Kommentar als Heldin. Auch Landsmann und Galatasaray-Spieler Sofiane Feghouli spricht ihr Mut zu: «Glaub an dich, Champion.» Andere hingegen haben wenig Verständnis. «Wer nicht gut genug im Sport ist, soll in einem richtigen Job arbeiten. Zu betteln ist nicht der richtige Weg», schreibt etwa ein User.

Ibbou ist die Nummer 620 der Weltrangliste, hat in ihrer Karriere umgerechnet ein Preisgeld von knapp 30'000 Franken verdient. Wohl ein «Göttibatze» für Dominic Thiem, der alleine dieses Jahr schon Einnahmen von über 1,5 Millionen Franken kassierte.

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