Wawrinka zwischen Tränen und Tatendrang in Buenos Aires
«Möchte den Tag, an dem ich aufhöre, nicht bereuen»

Das Turnier in Buenos Aires – vor leidenschaftlichen Fans – wird für Stan Wawrinka zur emotionalen Angelegenheit. Der Ruhestand ist für den bald 39-Jährigen nach wie vor kein Thema – doch er sieht sich bereits mit fantasievollen, kühnen Vorschlägen konfrontiert.
Publiziert: 17.02.2024 um 00:30 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2024 um 10:38 Uhr
Sebastian Fest aus Buenos Aires

Stan Wawrinka (38) verlässt den Centre Court des Buenos Aires Lawn Tennis Club unter Tränen. Er weint. Das Spiel gegen den Chilenen Nicolas Jarry (28, ATP 21) entglitt ihm im Tiebreak des dritten Satzes. Die Fans im Stadion aber behandeln Wawrinka wie einen Lokalmatador: die tennisbegeisterten Argentinier lieben den Schweizer. Dort ist er ein Held.

«Ich hatte mehrmals die Chance, das Match zu gewinnen, aber ich konnte es nicht. Ich versuche, positiv zu denken. Und ich akzeptiere diese Niederlage, ich weiss, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, hierherzukommen. Es herrscht eine unglaubliche Energie in diesem Stadion», sagt Wawrinka später – mit geröteten Augen und zerzaustem Haar.

Stan Wawrinka verliert im Achtelfinal von Buenos Aires gegen Nicolas Jarry 7:6, 2:6, 6:7.
Foto: AFP
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Einen Tag zuvor erklärt Stan gegenüber Blick, dass er keinen Gedanken an einen Abschied verschwende, auch wenn er im März 39 Jahre alt wird. «Rücktritt? Nein, ganz und gar nicht. Ich denke nicht darüber nach.» Magnus Norman, sein Trainer, geht noch weiter: «Wir reden nicht über den Ruhestand, er geniesst es, und solange er es geniesst, werden wir weiterspielen.»

Persönliche Interessen sind wichtig

Wawrinka habe das Turnier in Argentinien eher nach Sympathie und persönlichen Interessen ausgewählt als aus kommerziellen Gründen, sagt Norman. Die Hitze des feuchten argentinischen Sommers, die entspannte Atmosphäre in Buenos Aires und die Leidenschaft der Einheimischen sind wichtige Faktoren. «Stan hat beschlossen, elf Jahre nach seinem letzten Turnier nach Buenos Aires zurückzukehren. Wegen des Wetters – und weil er alte Freunde wiedersehen wollte», so der Schwede.

«Die Fans in Buenos Aires gehören zu den besten der Welt», bescheinigt Wawrinka. Ein Satz, der wie eine Phrase klingt – aber aufrichtig ist.

Ein Doppel mit Federer?

Bei der Auslosung des Turniers war Wawrinka dabei. Ein Gast aus dem Publikum wollte wissen, ob Stan nächstes Jahr zusammen mit Roger Federer (42) in Buenos Aires im Doppel spielen wird. Martin Jaite (59), der Gstaad-Champion von 1990 und Turnierdirektor, antwortete: «Wir geben Roger eine Wildcard.» Später sagt Jaite zu Blick: «Das war natürlich ein Scherz. Aber wir wissen, dass Stan nächstes Jahr wohl zurückkommen wird.»

Ein Doppel mit Federer? Ein Journalist äusserte noch einen kühneren Vorschlag: Wawrinka solle weltweit Spiele bestreiten, bei denen er nur mit der Rückhand spielt.

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Dazu wird es kaum kommen. So oder so wird Wawrinka nächste Woche in Rio de Janeiro aufschlagen. Auch Norman wird da an seiner Seite sein. Wawrinka freuts: «Wir haben die gleiche Mentalität. Er ist jemand, der mich motiviert, der mich an meine Grenzen treibt. Er ist ein sehr ehrlicher Mensch, egal ob die Dinge gut oder schlecht laufen. Und wir werden zusammen versuchen, in den nächsten Monaten Matches und Turniere zu gewinnen.»

Und wird er auch bei den Olympischen Spielen im Doppel spielen, so wie 2008 in Peking, als er mit Federer Gold gewann? «Ich habe sehr gute Erinnerungen an 2008 und hoffe, dass ich dieses Jahr dabei sein kann.»

Djokovic ist der «perfekte Spieler»

Während seines Aufenthalts in Buenos Aires wird Wawrinka, der drei Grand-Slam-Titel holte, gebeten, Federer, Rafael Nadal (37) und Novak Djokovic (36) zu vergleichen. Wawrinka: «Ich denke, sie haben einen unterschiedlichen Spielstil. Rafa ist Linkshänder, die Matches gegen ihn sind sehr hart, sehr physisch. Er ist körperlich und mental sehr stark. Roger ist ein schneller Spieler, gegen ihn fühlt man sich auf dem Court unwohl.» Und Djokovic? «Er ist der perfekte Spieler – so, wie er spielt.»

Noch immer ist Wawrinka motiviert. «Ich möchte mich weiter verbessern und sehen, wie weit ich gehen kann. Ich hätte nie gedacht, dass ich mit 38 oder 39 Jahren noch spielen würde.» Doch er fühlt sich wohl. Und er hat ein grosses Ziel: «Ich möchte den Tag, an dem ich aufhöre, nicht bereuen – das ist alles, was ich will.»

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