Wawrinka hat die letzten 10 Finals gewonnen
Ist der Titel zum Greifen nah, krallt Stan ihn sich auch

Stan the Man wie Lady Liberty! Ister heute stärker als Novak Djokovic, setzt sich der Schweizer in New York ein eigenes Denkmal.
Publiziert: 11.09.2016 um 11:33 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:45 Uhr
Cécile Klotzbach

Zweimal erreichte Wawrinka einen Grand-Slam-Final, zweimal gewann er. Beim ersten Mal am Australian Open 2014 gelang ihm der grosse Befreiungsschlag. Nach Siegen gegen Djokovic im Viertel-, Thomas Berdych im Halb- und dem angeschlagenen Rafael Nadal im Final.

Ein Jahr später in Paris folgte sein zweiter Major-Coup – im Final gegen den Djoker, dem er damit den «Grand Slam» versaute. Heute in New York liegt der dritte grosse Titel auf dem Präsentierteller. Stan muss nur zugreifen. Er hat alles, was es dazu braucht: den nötigen Appetit und das scharf gewetzte Besteck.Von Paris nach New York kam 1886 auch die «Statue of Liberty». Die bronzene Riesen-Lady war ein Geschenk des französischen Volkes an die Vereinigten Staaten, steht auf einem massiven Sockel und hält eine vergoldete Fackel in die Höhe. Sie ist eines der bekanntesten Symbole für Freiheit und Stärke.

Stan kann sich heute sein eigenes Denkmal setzen.
Foto: Getty Images/Purestock

Dreimal 1. Satz verloren

Wawrinka symbolisiert im Welttennis Stärke. Mit der einzigartigen Wucht seiner Schläge und dem berühmten Fingerzeig an die Stirn, wenn er den Fokus nicht verliert. Er, der zuweilen dazu neigt, gefangen in seinen Emotionen zu sein, drückt so sein persönliches Freiheitsgefühl aus. In New York sah man es diese Tage häufig. Vor seinem ersten US Open-Final steht der 31-Jährige drum auf einem massiven Sockel des Selbstvertrauens, mit dem er sein Winner-Racket mit 3,5 Millionen Dollar Rekord-Preisgeld vergolden will.

Wawrinka findet in New York in den entscheidenden Momenten immer seine besten Schläge.
Foto: AP
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Sein Rezept ist einfach. «Ich weiss, dass ich Novak schlagen kann, wenn ich auf mein Top­niveau komme», blickte er nach seinem sackstarken Halbfinal-Viersatzsieg gegen den Japaner Kei Nishikori nach vorne. «Wir hatten schon grossartige Duelle, ich bin schon ganz aufgeregt.» Er träumt seinen persönlichen «American Dream». Und auch wenn dieser einfacher geträumt als erfüllt ist – denn die gegnerische Weltnummer 1 ist wie er selber sagt «mental eine Bestie» – hat er guten Grund, daran zu glauben.

Denn «Stan the Man» ist der Mann für grosse Spiele. Ein Kämpfer vor dem Herrn mit einer Leidensbereitschaft, die seinesgleichen sucht und sich in etlichen Fünfsatz-Dramen, die ihm den zweiten Übernamen «Marathon-Stan» einbrachten, widerspiegelt. Er gewann aber nicht nur beide bisherigen Grand-Slam-Finals, sondern sämtliche seiner letzten zehn Endspiele (siehe Box). Die Statistik beweist: Ist der Titel zum Greifen nah, krallt er ihn sich auch. Egal, wie glatt oder holprig der Weg dahin war. Egal, wie fit oder ausgelaugt er sich fühlte.

Die letzten sechs Matches dürften Wawrinka viel Energie gekostet haben. Dreimal drehte er nach verlorenem Startsatz auf. In der dritten Runde musste er gegen Daniel Evans (Gb) gar einen Matchball abwehren.

Er durchlebte Achterbahnen der Gefühle, beseitigte Grössen wie Weltnummer 7 Nishikori und Juan Martin del Potro (Arg) und trotzte tropisch-schwülen Temperaturen. «Ich glaube nicht, dass es einen Einfluss auf mich hat», sagt Stan optimistisch. Er ist in der selbstbewussten Zone angekommen. Und das, obwohl ihm mit Djokovic heute der Serbe gegenüber steht, gegen den er 19 von 23 Duellen verloren hat! Und der selbst sechs seiner letzten sieben Major-Finals gewonnen hat.

Stan füllt Federer-Lücke

Aber das eine, ganz grosse Duell in Roland Garros entschied der Schweizer für sich. «Der Final ist das Match, das du am wenigsten verlieren darfst», sagte Roger Federer mehrmals. Bislang setzt Wawrinka die Worte seines Freundes nahezu perfekt um. Und er füllt die Lücke, die der 17-fache Grand-Slam-Rekordsieger in New York hinterlassen hat, grandios.

Aus dem Schattendasein hinter Rekordmann Federer hat sich Stan längst befreit. Ist er heute so stark wie Lady Liberty, wird er selbst zur Tennis-Lichtgestalt.

Verfolgen Sie den Final der US Open zwischen Wawrinka und Djokovic ab 22 Uhr im Live-Ticker auf BLICK.

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Wawrinka: Die letzten 10 Finals alle gewonnen

2016 Juni, Genf | Wawrinka s. Cilic (Kro) 6:4, 7:6

2016 Februar, Dubai | Wawrinka s. Baghdatis (Zyp) 6:4, 7:6

2016 Januar, Chennai | Wawrinka s. Coric (Kro) 6:3, 7:5

2015 Oktober, Tokio | Wawrinka s. Paire (Fr) 6:2, 6:4

2015 Mai, French Open | Wawrinka s. Djokovic (Ser) 4:6, 6:4, 6:3, 6:4

2015 Februar, Rotterdam | Wawrinka s. Berdych (Tsch) 4:6, 6:3, 6:4

2015 Januar, Chennai | Wawrinka s. Bedene (Gb) 6:3, 6:4

2014 April, Monte Carlo | Wawrinka s. Federer (Sz) 4:6, 7:6, 6:2

2014 Januar, Australian Open | Wawrinka s. Nadal (Sp) 6:3, 6:2, 3:6, 6:3

2014 Januar, Chennai | Wawrinka s. Roger-Vasselin (Fr) 7:5, 6:2

2016 Juni, Genf | Wawrinka s. Cilic (Kro) 6:4, 7:6

2016 Februar, Dubai | Wawrinka s. Baghdatis (Zyp) 6:4, 7:6

2016 Januar, Chennai | Wawrinka s. Coric (Kro) 6:3, 7:5

2015 Oktober, Tokio | Wawrinka s. Paire (Fr) 6:2, 6:4

2015 Mai, French Open | Wawrinka s. Djokovic (Ser) 4:6, 6:4, 6:3, 6:4

2015 Februar, Rotterdam | Wawrinka s. Berdych (Tsch) 4:6, 6:3, 6:4

2015 Januar, Chennai | Wawrinka s. Bedene (Gb) 6:3, 6:4

2014 April, Monte Carlo | Wawrinka s. Federer (Sz) 4:6, 7:6, 6:2

2014 Januar, Australian Open | Wawrinka s. Nadal (Sp) 6:3, 6:2, 3:6, 6:3

2014 Januar, Chennai | Wawrinka s. Roger-Vasselin (Fr) 7:5, 6:2

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