Um 01.11 Uhr, also um 11.11 Uhr in Australien, dreht sich die Spanierin Carla Suarez-Navarro (27) wohl noch einmal im Bett – und träumt von den Halbfinals. Als die Nummer 10 endlich aufwacht, liegt sie schon 0:4 hinten.
Da nützt alles nichts mehr. Die als Nummer 4 gesetzte Polin Agnieszka Radwanska (26) schüttelt ihre geschockte Gegnerin richtig durch – mit 6:1, 6:3.
Um 02.34 Uhr kann sich die Aussenseiterin wieder ins Hotel begeben und weiterträumen. Von ihren guten eigenen Bällen, aber eben auch von den Fehlern. «Es ist manchmal zum Mäusemelken», sagt Eurosport-Mann Marco Hagemann, der die Nacht abwechselnd mit Markus Zoecke und Matthias Stach bestreitet.
Am Ende sind es fast 50 Fehler. Hagemann lacht: «Djokovic hat gegen Simon mit 100 eigenen Fehlern noch gewonnen.» Hier gibts es nie Zweifel. Radwanska ist unter den letzten Vier. Hagemann lobt die Polin in einer anderen Kategorie: «Agnieszka ist zum fünften Mal hintereinander von den Fans zur beliebtesten Spielerin gewählt worden. Das männliche Pendant ist Roger Federer, dem dieses Kunststück 13 Mal in Folge gelang!»
Dann der gross angekündigte Kracher um 03.01 Uhr. Eine finalwürdige Paarung in der drittletzten Runde: Serena Williams (34) gegen Maria Scharapowa (28). Amerika gegen Russland, Schwarz gegen Blond, Power-Tennis gegen Aufschlag-Wundertüte. Beide schreien und brüllen bis zum Ende um 04.34 Uhr Richtung offenes Dach.
Serena verpennt den Start, liegt 0:2 zurück, um den ersten Satz dann 6:4 zu gewinnen. Hagemann und Zoecke plaudern sich durch die Partie: «Weisst du eigentlich, wie heiss schwarze Schuhe in dieser Hitze werden? Ich kann das nicht nachvollziehen!» Nun, Serena ist mit neuem Schuhwerk angetreten. Das passt Eurosport so wenig wie das zweiteilige gelbe Dress der 21-fachen Grand-Slam-Siegerin. «Vielleicht spielt Serena auch in vier Jahren noch. Dann hoffentlich mit einem Einteiler.» Aber hallo, ihr verbalen Moralapostel. Bauchfrei ist sexy.
Im zweiten Satz zieht Williams, die «sich in Krisensituationen immer auf ihren Aufschlag verlassen kann», gleich mit 5:0 davon. Die Reporter haben längst die Hoffnung auf ein spannendes Match aufgeben müssen: «Diese Urgewalt von Serena. Sie ist wie eine Löwin, die sich auf ihre Beute wirft.»
Am Ende hat die Nummer 1 im 21. Duell mit Maria zum 19. Mal gewonnen. Der letzte Sieg der Bencic-Bezwingerin liegt zwölf Jahre zurück. Alles klar?
Kurz darauf, ab 04.58 Uhr, muss sich das Publikum in der Rod Laver Arena (wo dieser legendäre Mann vor dem Match mit Pokalen geehrt wird) das Publikum auch vor dem andern König verneigen: Roger Federer (34).
Im Vorfeld hatte Eurosport-Experte Mats Wilander noch gesagt: «Ich wette, dass Berdych gewinnt!» Der Schwede sollte irren. Reporter Matthias Stach muss bis zum 7:6, 6:2, 6:4-Triumph des Baselbieters, als Nummer 3 gesetzt, über zehnmal das Wort Weltklasse brauchen. «Der Maestro ist zurück. Roger siegt auf eine atemberaubende Art und Weise. Das ist schon stark, weil ja Tomas Berdych auch tolle Schläge zeigte.»
Mitten in der Federer-Machtdemonstration sehen wir dank Eurosport auch einige Bälle von Hingis/Mirza gegen Groenefeld/Vandeweghe (De/USA) beim Einzug in die Halbfinals.
Nach dem 34. Sieg in Serie mit ihrer indischen Partnerin bestaunen wir um 05.03 Uhr unsere Martina, wie sie mit 35 Jahren noch wie ein junges Känguru herumhüpft und sich so richtig freuen kann.