«Unmoralische Angebote gabs noch nie»
Sie verwöhnt die Tennis-Stars in Basel

Ob Zoo, Gourmet-Küche, FC Basel oder Monopoly – seit 23 Jahren erfüllt Madlaina Barth jeden Wunsch der Tennisstars während der Swiss Indoors in Basel. Fast jeden.
Publiziert: 26.10.2018 um 02:15 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2018 um 21:17 Uhr
Cécile Klotzbach

Madlaina Barth ist «Chefin des Turnierbüros». Doch der Job der 46-jährigen Bündnerin geht weit über Trainingsplatz-Buchung, Ball- und Handtuchabgabe hinaus. Sie ist die gute Seele der Swiss Indoors, die rechte Hand des Turnierdirektors Roger Brennwald.

Mit ihrem Team in der St. Jakobshalle, bei den Trainingscourts in Allschwil und im «Swissôtel» verwöhnt sie die Tennisstars so sehr, dass diese Ende Oktober nie wieder woanders als in Basel antreten wollen.

Ihre Devise: Ein Nein gibts nicht

«Wir sprechen fast alle Sprachen», sagt Barth, die neben ihrer Muttersprache Rätoromanisch Italienisch, Spanisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Holländisch kann. «So muss sich kaum ein Spieler auf Englisch abmühen, wenn er keine Lust darauf hat.» Ihre Devise lautet: Ein Nein gibt es nicht.

Turnierbüro-Chefin Madlaina Barth posiert in den Katakomben.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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«Wir versuchen, jeden Wunsch zu erfüllen. Bis auf unmoralische Angebote – aber die hat es noch nie gegeben», sagt sie lachend. 

Barth ist in Basel gut vernetzt, pflegt die Kontakte während des ganzen Jahres. So konnte sie Rafael Nadal schon kurzfristig einen Tisch im stets ausgebuchten Gourmettempel «Cheval Blanc» reservieren. Oder Brad Gilbert auf der Suche nach Weihnachtsbaumkugeln helfen. Basler-Läckerli-Fans schickt sie in die Fabrikation. Die Fussball-Fans in den St. Jakobpark.

Agassi wollte zu den Leichen

Neben Roger Federer besuchte am Wochenende auch dessen Achtelfinal-Gegner Jan-Lennard Struff den FC Basel. Roberto Bautista Agut verschaffte sie letzten Samstag Karten fürs John-Legend-Konzert. Denis Shapovalov wollte diese Woche Luzern ansehen, Benoit Paire im morgendlichen Nebel Golfen.

Der speziellste Wunsch kam 1999 von Andre Agassi: Er wollte unbedingt die umstrittene Ausstellung «Körperwelten» besuchen und von Gunther von Hagen persönlich zu den präparierten Leichen geführt werden. Barth: «Es war das Schwierigste, was ich jemals organisiert habe, aber es hat geklappt.»

Zugleich sei dies die wohl letzte Anfrage für einen Museums-Besuch gewesen. Die jüngeren Spieler besuchen eher mal den Zoo oder machen einen Chilbi-Abstecher an die Basler Herbstmesse. Auch gingen die früheren Stars mehr in den Ausgang.

«Sie durften das Leben noch geniessen», erinnert sich Barth. «Heute verträgt es das nicht mehr, wenn du im Sport zur Spitze gehören willst.» Aus diesem Grund findet auch keine Players Party mehr statt. «Es würde kaum ein Spieler mehr kommen.»

Jenga ist der Renner bei den Spielern

Statt dessen hängen die Spieler und ihr Anhang an X-Box oder Playstation. Und spielen mit Jasskarten, Monopoli und Eile mit Weile in der Players Lounge. «Die Spieler sagen mir, Gesellschaftsspiele gäbe es sonst nirgends auf der Welt.»

Der Renner sei Jenga, das Spiel mit den Holzklötzen. «Wir haben vier Kisten voller Teilchen, so wird der Turm wirklich sehr hoch. Wenn er zusammenbricht hallt ein Riesen-Geschrei durch die Katakomben.» 

Barth könnte stundenlang aus 23 Jahren Swiss Indoors weiter erzählen. Am meisten fasziniert es sie, wie anders die Stars auf und neben dem Platz sind. «Einem wütenden Goran Ivanisevic hätte ich auf dem Court nicht begegnen wollen. Aber hier bei uns war er immer schüchtern und bescheiden.» Latinos seien immer laut, Schweden oder Balkan-Vertreter eher ruhig.

Wer ist am nettesten? Natürlich kommt die Sprache auf Heimstar Federer. «Wer hat Roger nicht gern?», schwärmt Barth. «Er hat kaum Ansprüche, für ihn ist hier ja alles Routine.» Das Komplizierteste an ihm sei das Gedränge in seiner Loge.

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