Timea verliert Psycho-Duell gegen Serena Williams
Siegerin der Herzen

Das Märchen von Timea Bacsinszky endet im French-Open-Halbfinal mit bitteren Tränen.
Publiziert: 04.06.2015 um 22:35 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:20 Uhr
Von Simon Häring aus Paris

Sie formt die Hände zu einem Herzen. Tosender Applaus brandet durch den Court Philippe Chatrier. Timea kann die Tränen nicht zurückhalten. Sie hat zwar ihren ersten Grand-Slam-Halbfinal gegen Serena Williams (33) nach einer Satz- und Breakführung noch 6:4, 3:6, 0:6 verloren. Trotzdem ist sie die Siegerin der Herzen.

Bacsinszky ist der Farbtupfer in einem Zirkus, bei dem nur wenige aus dem Rahmen fallen. Ihre Geschichte von der verkorksten Kindheit, dem Vater, der sie zu Höchstleistungen trimmte, dem Rücktritt und der Zeit, als sie in einem Hotel putzte, hat Menschen auf der ganzen Welt berührt.

Nicht nur mit ihrer schärfsten Waffe, der Rückhand, und ihrem erfrischend variantenreichen Spiel punktete Timea in Paris. Auch mit ihrer entwaffnenden Offenheit, ihrem Wortwitz, mit dem sie die Geschichte erzählt, wie sie nochmal von null anfing.

Tränen: Mit wässrigen Augen verabschiedet sich Timea Bacsinszky von den Fans in Paris.
Foto: EPA
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Dass Serena Williams bei ihrem Sieg eine Schmierenkomödie ablieferte, lässt Timea unbeeindruckt. «Nur sie weiss, wie sie sich fühlte», sagt sie diplomatisch. «Ich konzentriere mich auf mich. Natürlich bin ich traurig. Gerne verliere ich nicht. Aber Serena war einfach besser.»

Williams leidet offenbar seit Tagen unter einer Grippe. «Nach diesem harten Match gegen Timea musste ich den Arzt konsultieren», lässt sie knapp ausrichten. Diese gesundheitlichen Probleme haben sie aber nicht daran gehindert, zwei Stunden lang zu kämpfen und Asse mit über 200 Kilometern in der Stunde ins Feld zu hämmern.

Das alles muss Timea nicht kümmern. Sie verbessert sich in der Weltrangliste auf Platz 15. Nur Martina Hingis und Patty Schnyder waren aus Schweizer Sicht noch besser klassiert. Der Halbfinal-Einzug bringt Timea zudem 450 000 Euro Preisgeld ein.

Stolz klatscht Mutter Suzanne in der Box, als ihre Tochter mit Tränen in den Augen das Stadion verlässt. Sie ist extra für den Halbfinal nach Paris gereist. Und erlebt mit, wie ihre Timea nicht nur die Center Courts, sondern auch die Herzen der Menschen erobert.

«Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Ich schaute zu meiner Box und sah all diese Menschen, die nur für mich gekommen sind.»

Noch einmal winkt Timea ihnen zu, schüttelt überwältigt den Kopf und verschwindet im Bauch des Stadions. In Paris freuen sie sich jetzt schon auf die Rückkehr der Siegerin der Herzen.

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