Bedrohung für den Davis Cup
Federer stellt die Tennis-Welt auf den Kopf

Dass Roger Federer im kommenden Jahr im Davis Cup antritt, scheint unwahrscheinlich. Stattdessen stampft er ein Format aus dem Boden, das den Teamwettbewerb konkurrenziert.
Publiziert: 24.09.2016 um 13:16 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:41 Uhr
Simon Häring

Tennis-Puristen sehen im Davis Cup den heiligen Gral ihres Sports. Doch seit Jahren ist er auch ein Zankapfel. Weil der Modus für die Finalisten vier Einsätze rund um den Globus vorsieht, bleiben die Besten der Welt dem Teamwettbewerb immer öfters fern. Bestes Beispiel sind Roger Federer und Stan Wawrinka, die seit dem Triumph 2014 in Frankreich in vier Begegnungen drei Mal fehlten.

Zwar verbleibt die Schweiz nach dem Sieg in Usbekistan in der Weltgruppe, dass Federer und Wawrinka für den Achtelfinal gegen die USA vom 3. bis 5. Februar zur Verfügung stehen, scheint dennoch unwahrscheinlich. Gespielt wird nämlich bereits in der Woche nach dem Final der Australian Open. Für Spieler mit den Ambitionen der beiden Grand-Slam-Sieger ein brutales Programm.

Echte Reformen wohl erst 2020

Nach langem Drängen der Besten hat auch der internationale Tennisverband ITF die Zeichen der Zeit erkannt. Künftig sollen die Finals in Davis Cup und Fed Cup auf neutralem Boden stattfinden, zudem könnte bald nur noch auf zwei Gewinnsätze gespielt werden, um die Spieler zu schonen. Änderungen im Spielplan sind aber frühestens im Hinblick auf das Jahr 2020 vorgesehen.

Der Plan ist, dass Roger Federer nächstes Jahr am Laver Cup zusammen mit Djokovic, Nadal, Wawrinka, Murray und zwei weiteren Spielern als Team Europa antritt.
Foto: KEY
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Bereits im nächsten Jahr – vom 22. bis 24. September in der Prager O2-Arena – wird der Laver Cup ausgetragen. Ein Kontinentalwettbewerb, angelehnt an den im Golf populären Ryders Cup. Drahtzieher ist die Agentur Team 8 Global mit Federer-Manager Tony Godsick und dem Baselbieter als Teilhaber. Zudem tritt der finanzstarke und mächtige US-Verband USTA als Partner auf.

Mit Djokovic, Nadal, Wawrinka und Murray für Europa

Während dreier Tage messen sich das Team Europa, dem neben Federer auch Novak Djokovic, Rafael Nadal, Stan Wawrinka und Andy Murray angehören, und das Weltteam um Kei Nishikori, Milos Raonic, Nick Kyrgios und Pablo Cuevas in Einzel und Doppel. Die beiden Captains – bei Europa Björn Borg und beim Weltteam John McEnroe – nominieren zudem zwei weitere Spieler.

Federer verneint zwar, dass der Laver Cup für den Davis Cup zur Todesfalle wird, zur Hypothek dürfte er aber werden. Tony Godsick spricht von einem «substanziellen» Preisgeld, das ausgeschüttet werde, auch alimentiert vom brasilianisch-schweizerischen Investor Jorge Paul Lehmann, dessen Vermögen gemäss Wirtschaftsmagazin Forbes gegen 25 Milliarden Dollar beträgt.

Davis Cup im Dollar-Schraubstock

Im vor 116 Jahren erstmals ausgetragenen Davis Cup geht es im Vergleich nur um Brosamen. Seit dieser Saison gibt es nicht einmal mehr Punkte für die Weltrangliste. Bereits 2014 ist dem Davis Cup in Form der Städteliga IPTL finanzstarke Konkurrenz erwachsen. Der von den Weltbesten portierte Laver Cup akzentuiert die sportliche Marginalisierung des Davis Cups. 

Bezeichnend sind die Fragezeichen um das Schweizer Team. Federer und Wawrinka entscheiden sich jeweils kurzfristig für oder gegen eine Teilnahme. Ihr Ziel war es stets, den Davis Cup einmal zu gewinnen. Das ist 2014 gelungen. Severin Lüthi (40) ist seit elf Jahren Captain, im Vordergrund steht seine Arbeit als Trainer von Roger Federer. Ob er als Captain weitermacht, lässt er offen.

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