Patty Schnyder (39) an den US Open
«Das als Mutter zu schaffen, macht mich stolz!»

Das Baselbiet als Jungbrunnen? Wie der 37-jährige Roger Federer entpuppt sich Patty Schnyder als Evergreen. Anders als bei ihm lief ihre Karriere aber nicht gradlinig.
Publiziert: 27.08.2018 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:15 Uhr
Cécile Klotzbach

Patty Schnyder schreibt ein wunderbares Tennismärchen, das nicht nur in der Schweiz gelesen wird. «Unglaublich», findet die deutsche «Bild»-Zeitung, schon vor 20 Jahren habe sie sich in New York eine positive Bilanz gegen Steffi Graf erkämpft. «Das können nicht viele von sich behaupten!»

Ebenso wenige können von sich behaupten, als Mama einer dreijährigen Tochter auf der grossen Tennisbühne zu spielen. Und überhaupt niemand kann behaupten, vier Monate vor dem 40. Geburtstag dort zu stehen! Schnyder, die älteste Spielerin der Geschichte, die sich je erfolgreich durch eine Grand-Slam-Qualifikation gekämpft hat, ist darauf schon etwas stolz. «Ich weiss, wie schwer es ist – erst recht als Mutter –, mit der Fitness auf diesem Niveau mitzuhalten», so die heutige Weltnummer 187.

Sportlich ist ihr Lebenslauf schnell erzählt: Die beste Klassierung der zierlichen Linkshänderin war Rang 7 im Jahr 2005. Von 72 Fed-Cup-Partien für die Schweiz gewann sie 50. Sie holte 11 WTA-Titel, bei Major-Turnieren erreichte sie einmal die Halbfinals (Australian Open 2004). Privat muss man weiter ausholen. Hier schlingerte Patty seit Teenagerzeiten auf Glatteis – und rutschte mehr als einmal aus.

Das Märchen von New York: Patty Schnyder steht kurz vor ihrem 40. Geburtstag nochmals in einem Hauptfeld eines Grand Slams.
Foto: KEY
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2005 erreichte die bald 40-Jährige ihre beste Klassierung: Rang sieben.
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Es begann mit der frühen Abnabelung von den Eltern, die einen Privatdetektiv auf ihre Tochter ansetzten, weil diese sich unter die Fittiche des umstrittenen Orangensaft-Gurus Rainer Harnecker begab. Darauf brannte Patty mit dem zehn Jahre älteren Privatdetektiv durch, der sie später vor den Traualtar führte, aber auch vom Regen in die Traufe. Rainer Hofmann hatte mehrere Strafanzeigen am Hals – wegen Diebstahl, Betrug, Urkundenfälschung und übler Nachrede. Wie sehr er seiner Frau finanziell schadete, bleibt ein Rätsel. Tatsache ist: Von ihren rund acht Millionen Dollar Preisgeld war nach Abbruch ihrer Karriere im Jahr 2011 nicht mehr viel übrig. Nach Betreibung und Zwangs­versteigerung wechselten die beiden ihren Wohnsitz nach Deutschland.

Knüller gegen Scharapowa

Aber auch dieses Kapitel ist heute geschlossen. Nach der Scheidung von Hofmann fand Patty mit dem Deutschen Jan, dem Vater ihrer Tochter Kim Ayla, ihr privates Glück. 2015 startete sie mit 36 ihr Comeback an ITF-Turnieren. Letzten April kehrte sie ins Schweizer Fed-Cup-Team zurück.

Am Dienstag winkt der vorläufige Höhepunkt ihrer Spätkarriere mit einem Night-Session-Auftritt gegen Maria Scharapowa im nagelneuen Louis-Armstrong-Stadion vor 14 000 Fans! «Ein happiges Los», sagt Schnyder. Sie wisse nicht viel über Scharapowas derzeitiges Spiel – ein Nebeneffekt ihres Doppellebens als Mutter auf der Tour. «Oft ist es mir fast peinlich, wie wenig ich von den anderen mitbekomme. Aber neben dem Training bin ich eben hauptsächlich mit Kim beschäftigt.»

In New York wohnt Schnyder ohne berufliche Entourage in der Nähe des Central Park. Nur mit Jan und der sportlichen Kleinen, die sich seit rund einem Monat ein wenig für Tennis interessiere. «Das alles ist vielleicht nicht so professionell, aber ich will es so und nicht anders.»

Patty Schnyders Tochter rennt mit Vollgas über den Platz
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«Jöö-Alarm» nach Schnyder-Sieg in Gstaad:Patty Schnyders Tochter rennt mit Vollgas über den Platz

Preisgeld als Zugabe

Immerhin professionell genug, um mit drei Matches 54 000 Dollar – mehr als das gesamte Preisgeld des vergangenen Jahres – verdient zu haben. In Runde 2 wären es knapp 40 000 Dollar mehr. «So ein Lohnscheck ist wohl für jeden grossartig», sagt Patty lachend. Aber auf dem Court spiele ein Wettkampftyp wie sie nur ums Gewinnen. «Das Geld fällt dir dann abends auf der Couch ein, und du denkst: Wow, das gibts ja noch dazu!»

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