Australian Open in Schweizer Hand
Wawrinka besiegt Tsonga und steht im Halbfinal!

Stan Wawrinka spielt sich an den Australian Open auf souveräne Art und Weise in den Halbfinal. 7:6, 6:4, 6:3-Sieg über Jo-Wilfried Tsonga. Jetzt kommts in Melbourne am Donnerstag zum Schweizer Duell.
Publiziert: 24.01.2017 um 07:33 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:27 Uhr
Cécile Klotzbach, Melbourne

Aus dem ersten Satz zwischen der Weltnummer 4 und der Nummer 12 wird nicht viel in der abendlichen Highlight-Show am Ende eines Australian-Open-Tages vorkommen. Viele Fehler auf beiden Seiten, die Winner sind nicht unbedingt spektakulär. Wawrinka und Jo-Wilfried bringen ihre Aufschläge meist locker durch.

Im Tie-Break allerdings flackert – wie dreimal im Achtelfinal gegen Andreas Seppi – wieder die grosse Klasse des 31-jährigen Lausanners in den entscheidenden Momenten auf: 7:2 gewinnt er die Kurzentscheidung.

Dem Match fehlt bis zu diesem Zeitpunkt noch etwas die Würze. Dafür hat es zwischenmenschlich ordentlich Pfeffer drin. Beim Seitenwechsel nach dem ersten Satz blaffen sich Wawrinka und Tsonga – früher oft Trainingskumpel in der Westschweiz – aggressiv an. Worum es geht, ist nicht gut zu verstehen. Möglicherweise stört sich der Schweizer daran, dass sich der Franzose vor seinem Service viel Zeit nimmt.

Jawohl! Stan steht im Halbfinal!
Foto: KEY
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Aus der Konzentration kippt der Australian-Open-Sieger 2014 nur kurzfristig. Als er in Satz 2 das erste Break in dieser Partie kassiert. Stan verschenkt es zum 3:4 mit einem Doppelfehler und einem Rahmenschlag am Netz – erholt sich aber blitzschnell von diesem Hänger. Ein Re-Break zu Null, ein weiteres hinterher – schon ist der zweite Satz 6:4 in der Tasche.

Tsonga – wegen seiner Ähnlichkeit mit der verstorbenen Box-Legende auch «Tennis-Ali» genannt –, ist damit gebrochen. Wirkt im Ring verunsichert und ratlos. «Stan the Man» ist dafür heissgelaufen. Der dreifache Grand-Slam-Champion breakt gleich zu Beginn des Dritten, pusht sich mit lauten Rufen und dem berühmten Fingerzeig an die Stirn zum wiederholten Sieg ohne Satzverlust: 6:3 – K.o. in der dritten Runde nach zweieinviertel Stunden für Tsonga!

Stan gut aufgelegt

Ungewöhnlich: Wawrinka macht nach dem Spiel den Spassvogel. Auf die Frage, was das für ein Tape am Bein sei, sagt er: «Ich brauchte eine Entschuldigung - für den Fall, dass ich verliere.» Er sei glücklich, zum achten Mal an einem Major in den Halbfinals zu stehen. «Ich bin happy, dich zu sehen», sagt er zu Platz-Interviewer Jim Courier, «denn das tut man ja nur, wenn man gewinnt.»

Stan weiss, dass die Fans nicht hinter ihm stehen werden, sollte er gegen Roger spielen. «Ich hoffe dennoch, es klatschen ein paar Leute auch für mich.» Er werde sich den Match seines Schweizer Kumpels jetzt gemütlich bei einem guten Znacht ansehen.

An der Pressekonferenz nach dem Spiel spricht Stan über…

…den Viertelfinal-Sieg:

«Bin sehr happy, hier im Halbfinal zu stehen. Das war mein bester Match bis jetzt. Der Weg bis zum Titel ist noch sehr weit, glauben Sie mir. Aber egal, gegen wen ich spielen werde – ich bin da!»

…zum Streit mit Tsonga:
«Muss ja nicht erklären, worum es ging, man sah es ja am TV. So Sachen gibts, wenn beide angespannt sind und nicht als Verlierer vom Platz gehen wollen. Ist nicht das erste Mal, dass ich einen Disput mit einem anderem Spieler auf dem Platz habe, das kommt vor.»

…zum getapten Bein:
«Es ist nur ein kleines Tape, das mit einem grossen Tape befestigt ist. Sieht schlimmer aus, als es ist, und stört mich überhaupt nicht.»

…warum er gegen Ende eines Turniers immer besser wird:
«Ich baue das Vertrauen in meine Schläge auf, die Erwartungen und der Druck werden kleiner.... Das kann ich nur schwer erklären, es spielen so viele Faktoren zusammen.»

…den Halbfinal gegen Federer:
«Er spielt unglaublich gut und es wird ganz schwierig. Ich muss mich nur auf mich und mein Spiel konzentrieren. Ich habe keine Lust, im Halbfinal stehen zu bleiben. Aber sicher ist: Es liegt noch viel Arbeit vor mir, wenn ich den Final hier erreichen will.»

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