Das erste grosse Interview mit Federer vor 18 Jahren
«Meine Traumfrau? Eine Mischung aus Anderson und Crawford»

Nach seinem 20. Grand-Slam-Titel bei den Australian Open schaut BLICK zurück ins Jahr 2000 – als ein scheuer Junge mit Namen Roger Federer von seinen Träumen sprach.
Publiziert: 29.01.2018 um 23:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:45 Uhr
Felix Bingesser und Fritz Thut

Es ist ein Tag im März 2000, als wir den blutjungen Roger Federer zum ersten grossen Interview treffen. Ein scheuer junger Mann. Einige Pickel im Gesicht, ehrgeizige Pläne im Kopf.

Der Termin dauert drei Stunden. Zeit hatte er damals noch genug. Bis der junge Federer, gerade auf dem Weg zur Autoprüfung, sagt: «Aber jetzt muss ich dann los. Ich habe um 17 Uhr noch eine Fahrstunde.»

Vom 18-jährigen Träumer zum 20-fachen Grand-Slam-Sieger. BLICK druckt das Interview von 2000 nochmals in voller Länge ab. Da redet er auch über seine Traumfrau. «Eine Mischung aus Pamela Anderson und Cindy Crawford wäre nicht schlecht», sagt er.

Federer vor 18 Jahren.
Foto: Beatrice Lang
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Heute hat der grösste Schweizer Sportler aller Zeiten vier Kinder mit seiner Mirka, die er nur wenige Monate nach dem Interview bei Olympia in Sydney kennenlernte.

Roger Federer, was ist das für ein Gefühl, auf dem Platz zu stehen, zu gewinnen – und auf der Tribüne kreischen hysterische Mädchen?
Roger Federer:
Ein tolles Gefühl natürlich. Aber die kreischenden Mädchen, die sehe ich eigentlich nur selten. Das ist bei mir noch nicht so schlimm.

Die weiblichen Fans stehen vor ­Ihrem Hotelzimmer nicht Schlange?
Nein, nein, überhaupt nicht. Vor meinem Hotelzimmer ist noch gar nie eine Frau aufgetaucht. Vielleicht kommt das jetzt immer mehr, wer weiss. Aber im Prinzip bin ich überhaupt kein Mädchenschwarm. Ich bin eher ein schüchterner und zurückhaltender Typ.

Und darum auch ohne Freundin?
Ich hatte lange Zeit eine Beziehung. Das war super. Aber dann kam der Punkt, wo ich einfach mal alleine sein wollte.

Geniessen Sie diese Zeit, liegt auch mal ein flüchtiges Abenteuer drin?
Eher nicht, ich bin nicht der klassische Jäger und Aufreisser. Ich nehme es, wie es kommt. Wenn ich mich dabei wohlfühlen würde, dann könnte ich mir auch mal ein kurzes Abenteuer vorstellen, warum nicht. Aber ich bin erst 18 Jahre alt. Ich will nicht als Sexsymbol dastehen und mich so produzieren. Dann denken die Leute ja: Der Federer, der spinnt.

Wie muss Ihre Traumfrau sein?
Sie sollte schon hübsch sein. So eine Mischung aus Pamela Anderson und Cindy Crawford, das wärs. Aber es müssen natürlich auch viele andere Sachen stimmen.

Geht einem der Rummel um die ­eigene Person nicht sehr schnell auf die Nerven?
Bis jetzt ist alles noch im Rahmen. Gut, mit der Ruhe ist es vorbei. Ich muss jetzt schon anfangen, mich vor gewissen Sachen zu schützen und nicht mehr alles mitzumachen. Dafür müssen die Leute auch Verständnis haben, ich muss mich auf den Sport ­konzentrieren können. Aber der Kontakt mit den Fans ist natürlich wichtig. Ich unterschreibe alle Autogrammkarten selber, lege sie dann bereit – und meine Eltern verschicken sie. Wenn jemand eine spezielle Widmung will, dann muss er länger warten.

Sie haben eine rasante Karriere ­gemacht. Sind Sie auch überrascht, wie schnell Sie plötzlich in der Weltspitze aufgetaucht sind?
Ja. Das Ziel war vorerst einmal, unter die ersten 200 zu kommen. Aber jetzt muss ich mir natürlich neue Ziele stecken.

Wird Ihre Karriere zum Spiel ohne Grenzen, wird Roger Federer einmal die Nummer 1 im Männertennis?
Vielleicht, das weiss man nie. Mein Ziel ist es, in diesem Jahr ein ATP-Turnier zu gewinnen. Ich habe noch keinen Schlag, der völlig ausgereift ist, ich habe überall noch Steigerungspotenzial. Darum liegt noch vieles drin. Irgendwann mal ganz oben zu stehen, davon träume ich schon.

Die Topspieler sind mehrheitlich ­bereits um die 30 Jahre alt. Wer von den jungen Wilden wird in den nächsten Jahren Ihr grösster Konkurrent?
Ich glaube, das wird Nicolas Kiefer sein. Wenn der einen guten Tag erwischt, dann ist er schwer zu schlagen.

Man hört immer wieder, die Mentalität der Schweizer sei für Spitzensport nicht geeignet, der Schweizer sei kein Winnertyp. Sie beweisen das Gegenteil. Woher haben Sie ­Ihren eisernen Willen?
Ich bin seit jeher angefressen vom Tennis, ich kann nicht verlieren. Diesen Ehrgeiz habe ich immer gehabt. Mit 16 Jahren habe ich mich dann entschlossen, voll auf die Karte Tennis zu setzen. Alle sagten immer: Roger, mach zuerst deine Ausbildung! Mein Vater hat mich darauf aufmerksam gemacht, was passiert, wenn ich mich schwer verletze. Doch die Eltern haben meine Entscheidung unterstützt. Es war ein Risiko. Aber bis jetzt hat es sich gelohnt.

Sie hetzen rastlos von Turnier zu Turnier rund um die Welt. Verpassen Sie die schönsten Jahre Ihrer Jugend?
Ich vermisse manchmal meine Kollegen, den unbeschwerten Ausgang mit Freunden und andere Sachen. Aber man kann nicht alles haben. Die anderen verpassen dafür die vielen Reisen, die ganze inter­nationale Ambiance, die vielen spannenden Begegnungen mit Menschen aus aller Welt. Manchmal, da ist man halt auch einsam und sitzt im Hotelzimmer. Man kann nicht alles haben.

Viele Wunderkinder haben plötzlich den Boden unter den Füssen verloren und sind abgestürzt. Tennisspielerin Jennifer Capriati ist eines dieser ­Beispiele. Macht das Angst?
Nein. Ich habe ein tolles Umfeld, meine Eltern schauen schon, dass ich immer schön auf dem Boden bleibe.

Tennis ist ein Psychosport. Wird man in solchen Phasen auch anfällig für allerlei gut gemeinte Ratschläge von aussen?
Ich hatte in dieser Zeit einen Mental-Trainer, der viel mit mir gesprochen hat und mir auch Tipps gegeben hat.

Ein Harnecker-Typ?
Sicher nicht. Aber für mich war er damals wichtig. Er war dann überrascht, als ich ihm im Dezember gesagt habe, dass ich ihn nicht mehr brauche. Wenn ich wieder einen Durchhänger habe, kann ich seine Dienste wieder in Anspruch nehmen. Er hat mir sicher geholfen, aber schliesslich muss man es selber packen. Man muss mental selber so stabil werden, dass man sich auf Dauer an der Spitze behaupten kann.

Ihr Aufstieg hat auch andere schöne Begleiterscheinungen. Sie verdienen bereits sehr viel Geld?
Ja, das ist unglaublich. Wenn ich nach einer Woche mit einem Check nach Hause komme, staune ich jedes Mal und stelle mir vor, was man mit diesem Geld alles kaufen könnte. Oder wenn man sich überlegt, wie viel andere Leute im Jahr verdienen. Aber viel von dem Geld geht auch für Spesen und Steuern drauf.

Was bedeutet Ihnen denn Geld?
Es gibt einfach eine gewisse Sicherheit.

Wie viel hat Roger Federer im Portemonnaie?
Ich habe immer gern mehr als fünfzig Franken dabei. Ich fahre ja auch mit dem Zug und muss zwischendurch mal wieder etwas essen. Und wenn die Kreditkarte mal nicht geht, dann muss ich schon ein wenig Cash haben. Aber ich bin ein sparsamer Typ und gebe eigentlich recht wenig aus. Ich werfe mit dem Geld sicher nicht um mich.

Und Ihre Eltern legen Ihr Geld für Sie an?
Ja. Die sind dafür zuständig. Früher hat mich das alles überhaupt nicht interessiert. Aber jetzt bin ich langsam in einem Alter, wo es mich schon auch interessiert und wo ich einmal eine Zusammenstellung über Ein- und Ausgänge sehen möchte.

Für was geben Sie Ihr Geld aus?
Früher musste ich mir jeweils einen Smoking ausleihen. Jetzt habe ich eingekauft. Ich schaue, dass ich ein bisschen schicker angezogen bin. Man wird ja auch älter. Sonst leiste ich mir nicht viel mehr als andere in meinem Alter. Ich gehe vielleicht ein bisschen mehr in die Ferien.

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