Kryenbühl meldet sich erstmals nach Streif-Horror
1:26
Beim Zielsprung:So heftig stürzt Urs Kryenbühl

Zwei grausame Abflüge in zwölf Monaten
Ski-Ass Kryenbühl kämpft gegen die bösen Erinnerungen

Körperlich geht es Urs Kryenbühl nach seinem schweren Unfall im Januar schon wieder erstaunlich gut. Im mentalen Bereich hat er jedoch noch ein Defizit.
Publiziert: 06.10.2022 um 14:50 Uhr
|
Aktualisiert: 06.10.2022 um 15:35 Uhr
Marcel W. Perren

Steht er jemals wieder auf? Diese bange Frage haben sich die Angehörigen von Urs Kryenbühl in den letzten beiden Jahren gleich zweimal gestellt.

Den ersten Schocker lieferte der hochtalentierte Speed-Spezialist aus Unteriberg SZ im Januar 2021, als er bei der Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel beim Zielsprung mit 140 km/h die Kontrolle verlor und Kopf voran auf der «Streif» einschlug. Obwohl er bei diesem Horror-Crash neben einer Hirnerschütterung eine Kreuzbandverletzung, einen Innenbandriss und einen Schlüsselbeinbruch erlitten hat, feierte der zähe Schwyzer knapp acht Wochen später auf dem Hoch-Ybrig die Rückkehr auf die Skipiste.

Danach schwere Beckenverletzungen

Beeindruckend war auch, wie stark sich der 28-Jährige im letzten Winter am Ort seines grössten Schreckens zurückmeldete – Kryenbühl klassierte sich bei beiden Abfahrten in Kitzbühel in den Punkterängen. Aber nur vier Tage später flog der 1,72-Meter-Mann beim Europacup-Super-G in Saalbach (Ö) nach einem klassischen Einfädeln erneut in furchterregender Manier ab. Danach werden im Spital schwere Beckenverletzungen diagnostiziert. Kryenbühl hat sich aber auch nach diesem Tiefschlag verhältnismässig schnell zurückgemeldet.

Im Dezember 2019 sorgte Urs Kryenbühel mit dem zweiten Rang beim Abfahrts-Klassiker in Bormio (hinter Dominik Paris und vor Beat Feuz) im Weltcup-Zirkus erstmals für Furore.
Foto: imago images/Eibner Europa
1/5

Der Vergleich mit Beat Feuz

Seit August trainiert der heroische Kämpfer, welcher bislang drei Weltcup-Podestplätze eingefahren hat, auf den Gletschern im Wallis. Kryenbühl macht aber kein Geheimnis daraus, dass die mentale Belastung diesmal deutlich grösser ist, als vor einem Jahr. «Weil ich mich an den Aufprall in Kitzbühel aufgrund einer kurzfristigen Bewusstlosigkeit nicht erinnern konnte, ist es mir danach nicht besonders schwergefallen, wieder ans Limit zu gehen. Doch an den Saalbach-Sturz kann ich mich erinnern, und diese Bilder bremsen mich derzeit noch etwas ein.»

Kryenbühl glaubt aber fest daran, «dass das Vertrauen mit jeder weiteren Trainingsfahrt zurückkommen wird.» Davon ist auch sein Trainer Reto Nydegger überzeugt. «Urs funktioniert ähnlich wie Beat Feuz. Er braucht weniger Trainingsfahrten als andere Athleten, um voll in Fahrt zu kommen.» Und deshalb geht Nydegger davon aus, dass Kryenbühl beim Ende Oktober geplanten Speed-Weltcupauftakt in Zermatt zumindest die Trainings bestreiten wird.


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?