Finden unsere Ski-Klassiker ohne Fans statt?
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«Zu teuer und zu riskant»
Finden unsere Ski-Klassiker ohne Fans statt?

Von wegen Ski-Fest im Berner Oberland – die Weltcup-Kracher in Adelboden und Wengen dürften sich im kommenden Winter in Geisterrennen verwandeln!
Publiziert: 24.09.2020 um 12:01 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2020 um 21:27 Uhr
Marcel W. Perren

Es ist der Alptraum eines Skirennfahrers. Er biegt total am Limit mit blauen Oberschenkeln in den steilen Zielhang vom «Chuenisbärgli», und lechzt jetzt nach der Unterstützung durch das besonders fanatische Adelbodner Publikum. Doch dann bleibt dieser letzte Kick aus, weil hinter der Ziellinie lediglich Funktionäre und ein paar Journalisten warten.

Wenn in den nächsten Monaten kein Corona-Wunder eintrifft, dürfte sich dieses traurige Szenario im kommenden Winter bei sämtlichen Schweizer Weltcuprennen ereignen. Swiss Ski-Direktor Bernhard Aregger sagt zu BLICK: «Zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir davon ausgehen, dass wir unsere Wettkämpfe im nächsten Winter ohne Publikum ausgetragen werden!»

Tribünen kosten extra

Aber warum soll es Geister-Skirennen geben, während die Fussball-und Hockey-Stadion ab dem 1. Oktober zumindest zur Hälfte gefüllt werden dürfen? Die Erklärung ist simpel: Im Gegensatz zum Fussball und Eishockey gibt es keine Ski-Stadien mit bestehenden Tribünen. Diese müssen in Adelboden für rund 130'000 Franken Jahr für Jahr extra aufgebaut werden.

Die Ski-Klassiker am Lauberhorn…
Foto: keystone-sda.ch
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Und solche Bauten stellen in Corona-Zeiten ein zu hohes Risiko dar. «Wir müssen damit rechnen, dass die Regierung das Rennen 48 Stunden vor dem Start absagt, weil es wieder zu viele Corona-Tests gibt. In einem solchen Fall würden uns nicht nur die Einnahmen der TV-Übertragung flöten gehen, wir müssten dann auch noch die Kosten für eine Tribüne tragen, die nicht benutzt werden kann. Dieses Risiko können wir meiner Ansicht nach nicht eingehen» sagt ein langjähriges OK-Mitglied der Weltcuprennen in Adelboden.

Rennen kosten rund 10 Millionen

Swiss Ski-Direktor Aregger liefert eine ziemlich konkrete Zahl: «Die Schneesportveranstaltungen in der Schweiz werden unter den derzeitigen Voraussetzungen rund 10 Millionen Franken kosten.»

Deshalb sind Verband und Veranstalter ganz dringend auf die Gelder der TV-Übertragungen angewiesen. Kurzfristige Absagen würden Millionen tiefe Löcher in unseren Ski-Kassen verursachen. Dasselbe Szenario blüht natürlich auch anderen grossen Weltcup-Veranstaltern. Peter Obernauer, langjähriger Rennleiter der Kitzbühler Hahnenkammrennen, sagt: «Auch wir gehen derzeit davon aus, dass wir unsere Rennen im kommenden Januar ohne Publikum austragen müssen».

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