Diese Chancen erkennt Zenhäusern in den Corona-Krise
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Quarantäne im Familien-Chalet:Diese Chancen erkennt Zenhäusern in den Corona-Krise

Zenhäusern erklärt Wirbel bei Hüberli-Gag
Deshalb mussten wir Tanjas Video zweimal aufnehmen

Die Corona-Krise beinhaltet für Ramon Zenhäusern (27) auch etwas Positives: Der Olympia-Silbermedaillengewinner im Slalom hat endlich genug Zeit für seine Freundin Tanja Hüberli.
Publiziert: 29.03.2020 um 13:05 Uhr
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Aktualisiert: 29.03.2020 um 22:28 Uhr
Marcel W. Perren

Ramon, wo verbringen Sie ihre Quarantäne?
In unserem Familien-Ferien Chalet in Bürchen. Hier bin ich gross geworden, in dieser Region habe ich Skifahren gelernt. Wenn ich hier bin, kommen wunderschöne Kindheitserinnerungen auf. Ich denke daran, wie ich hier in mit meinem Opa an Heiligabend Weihnachtslieder gespielt habe. Er mit der Mundharmonika, ich mit der Klarinette. Und in diesem Moment sitze ich gerade genüsslich am Kaminfeuer.

Und wo ist Ihre Freundin, die Beachvolleyballerin Tanja Hüberli?
Die ist auch hier in unserem Ferien Chalet. Normalerweise sehen wir uns ja nicht so oft, weil wir beide viel unterwegs sind. Aber nun haben wir in dieser sonst so schwierigen Corona-Zeit erstmals richtig viel Zeit für einander.

Ihre Freundin hat letzte Woche mit einem Video für Furore gesorgt, in dem sie in voller Skirennfahrer-Montur den Zenhäusern-Start nachstellt. Haben Sie bei dieser Aufnahme Regie geführt?
Ich habe das Video gefilmt. Doch als die erste Version im Kasten war, haben wir bemerkt, dass der Sponsor auf meinem Dress ein Konkurrent von Tanjas Sponsor ist. Wir haben deshalb eine zweite Version gefilmt, in dem sie auf dem Anzug meinen Sponsor mit dem Schriftzug von ihrem Geldgeber überklebt hat. Tanjas Ski im Video sind übrigens alte Holzlatten von meinem Opa …

Ramon Zenhäusern sitzt im Familien-Chalet in der Isolation.
Foto: zVg
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Hüberli macht den Zenhäusern
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Fährt Treppe runter:Hüberli macht den Zenhäusern

Wie lange mussten Sie ihre Herzdame trösten, nachdem die Absage von den Olympischen Sommerspielen in Tokio im Oberwallis eingetroffen ist?
Ich war selber erstaunt, wie Tanja auf diese Nachricht reagiert hat. Sie hat das wirklich sehr gut, richtig cool aufgefasst. Aber sie hat ja im letzten Dezember aufgrund von einer Lungenembolie am eigenen Leib erfahren, dass die Gesundheit viel wichtiger ist als eine grosse Sportveranstaltung.

Wie halten Sie sich in einer Zeit fit, in denen alle öffentlichen Trainingszentren geschlossen sind?
Ich fahre ab und zu in mein Elternhaus nach Visp, wo ich in der Garage Material für Konditions- und Krafttraining gelagert habe. Und weil in der Umgebung von Bürchen ja noch viel Schnee liegt und der Bundesrat ja noch keine Ausgangssperre ausgesprochen wurde, mache ich kleinere Ski-Touren oder laufe mit den Schneeschuhen. Aber ich verzichte auf zu riskante Tätigkeiten. Schliesslich will ich die Kapazität der Spitäler nicht auch noch belasten.

Wie schlimm ist es für Sie, dass Sie jetzt kein Material für den nächsten Winter testen können?
Im Normalfall gehöre ich zu den Rennfahrern, die nach einer Wettkampf-Saison besonders lange auf Schnee weiterarbeiten. Aber nicht unbedingt wegen Material-Tests. Ich war definitiv nie ein Typ wie Marcel Hirscher, der sieben verschiedene Setups braucht. Ich bin eher der Typ, der bei allen Verhältnissen denselben Ski benutzt. Und ich habe ja auch die Gewissheit, dass ich mit Rossignol in den letzten Jahren ein Setup gefunden habe, das praktisch bei sämtlichen Bedingungen super funktioniert.

Der Skirennsport wurde ja bereits vor der Corona-Krise von finanziellen Problemen geplagt, vor allem die Ski-Industrie hat gehörige Geldsorgen. Befürchten Sie, dass Corona den professionellen Skisport komplett vernichten könnte?
Ich denke eher, dass wir Skirennfahrer Glück im Unglück hatten. Wenn das Coronavirus zu Beginn im Dezember ausgebrochen wäre, hätte das für uns tatsächlich verheerende Folgen haben können. Aber nun wurden wir mit diesem Virus ja erst dann konfrontiert, wo unsere Saison ja sowieso schon fast zu Ende war.

Glauben Sie generell daran, dass Corona für unsere Zukunft auch eine Chance sein könnte?
Corona stellt insbesondere für die Natur eine Chance dar. Wir haben uns ja in den letzten Jahren wirklich extrem entwickelt, speziell was das Reisen anbelangt. Wir sind für 50 Euro für ein Wochenende nach London geflogen, wir haben die Umwelt dadurch extrem belastet. Das hat sich jetzt durch Corona schlagartig geändert, die Natur kann sich jetzt erholen. Ich habe kürzlich einen Bericht über China gelesen, wo sich die Qualität der Luft angeblich in den letzten Wochen massiv verbessert hat. Und in Venedig sieht man plötzlich wieder klares Wasser. Aber Corona wird für uns alle wahrscheinlich trotzdem mehr Negatives als Positives mit sich bringen.

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