Tumler, Simonet und Bissig
Leidgeprüfte müssen wieder unten durch

Neben Gino Caviezel schieden in der Qualifikation zum Parallel-Riesenslalom drei Schweizer mit besonders bewegenden Biografien aus.
Publiziert: 15.02.2023 um 08:18 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2023 um 09:15 Uhr
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Ein Quartett, das sonst nicht so im Rampenlicht steht, hätte heute auf der grossen WM-Bühne aus dem Schatten der Stars treten wollen. Doch für Thomas Tumler, Livio Simonet und Samyel Bissig sowie auch den im Weltcup etablierten Gino Caviezel war bereits gestern in der Qualifikation zum Parallel-Riesen Endstation. So wird der Wettbewerb der Männer ohne Schweizer steigen – zumindest drei der vier sind allerdings Leid gewohnt.

Tumler musste in seinem Leben schon viele heftige Schmerzen ertragen. Körperliche wie seelische. Der Bündner verlor früh seine Mutter. Seine sportliche Karriere geriet wegen gesundheitlichen Problemen ins Stocken. Den Tiefpunkt erlebte der Riesen- und Super-G-Spezialist im Januar 2017. «Auf der Heimreise von Kitzbühel hatte ich starke Schmerzen, sodass ich nicht mehr selbstständig zum Tanken aus dem Auto steigen konnte. Da habe ich mich ernsthaft gefragt, ob ich mir in Zukunft das alles noch antun will.»

Tumler entschied sich dann aber doch für die Fortsetzung seiner Karriere. Im Dezember 2018 wurde er mit Rang 3 beim Riesen in Beaver Creek erstmals belohnt. Sein bestes Weltcupergebnis realisierte er zwei Jahre später als Zweiter beim Parallel-Riesen in Chamonix. Ordentliche Leistungen hat der 33-Jährige aus Samnaun, der mittlerweile von Olympiasieger Sandro Viletta trainiert wird, auch im laufenden Weltcup-Winter geliefert – mit zwei Top-15-Plätzen im Riesenslalom löste er das WM-Ticket. Umso ärgerlicher, dass er heute nicht zeigen kann, was in ihm steckt.

Gino Caviezel glänzte vor drei Wochen beim Riesenslalom in Schladming mit dem zweiten Rang. Der Bündner schied wie seine Schweizer Kollegen in der Quali zum Parallel-Riesen aus.
Foto: Getty Images
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Simonet war in Gedanken bereits zurückgetreten

Gleiches gilt für Simonet. Der jüngere Bruder von Slalom-Spezialist Sandro klassierte sich in dieser Weltcup-Saison viermal in den Top-25. Dabei war seine Karriere im Frühling 2020 eigentlich schon vorbei. Der Sohn eines Bus-Chauffeurs aus Tiefencastel wurde damals wegen mässigen Europacup-Leistungen aus dem C-Kader gestrichen. «Für mich war damals klar, dass ich meine Ski-Laufbahn beende und ein Ingenieur-Studium anfange.»

Aber weil er zuerst die Rekrutenschule absolvieren musste, hätte er mit dem Studium erst 2021 beginnen können. «Deshalb habe ich mich dann entschieden, dass ich es nach der RS noch einmal als Skirennfahrer versuche.» Diese Entscheidung hat trotz des gestrigen Outs nicht bereut.

Bissig ist Odermatt einst um die Ohren gefahren

Turbulente Zeiten liegen auch hinter Bissig. In der Jugendzeit wurde der Nidwaldner als Innerschweizer-Antwort auf Marcel Hirscher gepriesen. Bei der JO-Schweizermisterschaft 2013 gewann Bissig mit zwei Sekunden Vorsprung auf Marco Odermatt Gold. Im Weltcup geriet sein Aufstieg dann aber ins Stocken. Auch wegen einer schweren Knieverletzung. Nachdem er im November 2020 mit Rang 5 in Lech Zürs sein bestes Weltcup-Ergebnis einfuhr, erlitt Bissig im Frühjahr 2021 einen Kreuzbandriss. Beim Weltcup-Riesen in Schaldming klassierte sich der 26-Jährige nun erstmals seit der OP in den Punkterängen. Leider kam auch für ihn gestern das jähe Out. (MWP)


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