Trotz Form ihres Lebens
Darum verdient Michelle Gisin diese Saison rund 25 Prozent weniger

Michelle Gisin ist so gut wie noch nie in eine Saison gestartet. Doch sie verdient rund 25 Prozent weniger. Der Grund: Corona. Sie klagt aber keine Sekunde darüber.
Publiziert: 27.12.2020 um 01:06 Uhr
Mathias Germann

Was verdient eine Skirennfahrerin? Wenig. Ausser sie fährt ganz vorne mit. Das tun aber die wenigsten. Viele sind darum bereits froh, wenn ihr Verband, die privaten Sponsoren und der Ausrüster die anfallenden Kosten decken.

Corona-Krise setzt der Ski-Industrie heftig zu

Im Fall von Michelle Gisin (27) ist das anders. Sie zählt zu den Weltbesten, in sieben ihrer acht Rennen dieses Winters schaffte sie es in die Top 10 und im Gesamtweltcup liegt sie auf dem zweiten Rang. Dennoch muss sie in diesem Winter finanziell kürzer treten – zumindest in Bezug auf das Fixum, welches sie von Ausrüster Rossignol erhält. Satte 25 Prozent beträgt das Minus im Vergleich zum Vorjahr. Der Grund: Die Corona-Krise setzt der Ski-Industrie heftig zu, viele mussten Kurzarbeit anmelden, die Verkaufszahlen brachen ein.

Dennoch: Gisin dachte keine Sekunde daran, die Skimarke zu wechseln. «Schon im Frühling hatte ich Kontakt mit Rossignol. Und ich habe ihre Argumentation verstanden, es gab keine Diskussionen. Für mich ist klar, es sind schliesslich schwierige Zeiten, da müssen alle Abstriche machen.» Rossignol-Rennchef Stéphane Mougin ist dankbar, dass Gisin verständnisvoll reagiert. «Alle Firmen haben Schwierigkeiten. Im Fussball, im Radsport, in der Formel 1 und auch im Skirennsport. Michelle war von Anfang an kooperativ. Wir schätzen die Zusammenarbeit.»

Michelle Gisin ist so gut wie noch nie in eine Saison gestartet.
Foto: Getty Images
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Der Service zählt oft mehr als die bare Münze

Die 27-Jährige ist vom Produkt an ihren Füssen überzeugt. Oder besser gesagt: begeistert. Die Zahlen geben ihr durchaus recht. Nach 9 von 33 Rennen bei den Frauen führt Rossignol das Marken-Klassement bei den Frauen mit 1420 Punkten deutlich vor Atomic (795 Punkte) an. «Ich bin super zufrieden und sicher, den besten Ski im Zirkus zu haben. Darum war es auch für mich nie ein Thema, etwas zu ändern», so Gisin.

Besonders wichtig war es für die Kombi-Olympiasiegerin, dass sie trotz der Wirtschaftskrise keine Abstriche im Service machen musste. Man versuche immer noch genau wie früher, die Ski noch schneller zu machen, meint Gisin. Mitentscheidend war für sie, weiterhin auf ihren Servicemann Christian «Gämp» Gamper zählen zu dürfen – der Südtiroler ist seit jeher eine wichtige Bezugsperson.

Richtig Kohle gibts nur für die Allerbesten

Die privaten Sponsoren halten Gisin auch jetzt die Stange. «Ein oder zwei Partner hatten Schwierigkeiten. Aber sie haben mich viele Jahre unterstützt, darum war ich auch flexibel», so Gisin. Sieht man von dieser Unterstützung ab, rechnet Mougin bei Rossignol-Spitzenathleten wie folgt: «40 Prozent ihres Lohns besteht aus dem Fixum, 60 Prozent aus Preisgeldern.»

Gisin hat in dieser Saison Prämien in der Höhe von 47’845 Franken (siehe Box) eingenommen. Damit ist sie auf gutem Weg, den Wert der letzten Saison (64’684 Franken) zu toppen. In der Summe heisst dies nichts anderes als: Fährt jemand schnell, klingeln automatisch die Kassen – dafür braucht es aber Spitzenklassierungen.

Preisgelder Ski-Frauen 2020/21

1. Petra Vlhova (Svk) 159'460 Franken

2. Marta Bassino (It) 103'335

3. Corinne Suter (Sz) 86'000

4. Mikaela Shiffrin (USA) 77'500

Ferner

8. Michelle Gisin (Sz) 47'845

11. Lara Gut-Behrami (Sz) 26'200

14. Wendy Holdener (Sz) 16'650

1. Petra Vlhova (Svk) 159'460 Franken

2. Marta Bassino (It) 103'335

3. Corinne Suter (Sz) 86'000

4. Mikaela Shiffrin (USA) 77'500

Ferner

8. Michelle Gisin (Sz) 47'845

11. Lara Gut-Behrami (Sz) 26'200

14. Wendy Holdener (Sz) 16'650

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