Saison-Dominatorin Gut-Behrami lässt sich feiern
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Zum zweiten Mal Gesamtweltcup:Saison-Dominatorin Gut-Behrami lässt sich feiern

Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann ist begeistert
«Historisch – und wir ruhen uns nicht aus, versprochen!»

Vier Kugeln? Nein, am Ende sind es drei. Lara Gut-Behrami (32) verspielt ihre Führung im Abfahrtsweltcup im letzten Rennen.
Publiziert: 23.03.2024 um 19:51 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2024 um 12:31 Uhr
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Mathias GermannReporter Sport

Immer wieder hatten die Österreicherinnen tiefgestapelt. Vor dem Super-G und auch vor der Abfahrt. «Ich brauche einen Traumlauf, und Lara muss in der Garage stehen. So realistisch bin ich», meinte Cornelia Hütter (31). Und nun dies: Als Lara Gut-Behrami (32) die Ziellinie der Ulli-Maier-Strecke überquert, kann Hütter ihre Emotionen nicht mehr kontrollieren. Sie jubelt, schlägt die Hände vors Gesicht, wird von den Teamkolleginnen auf Schultern getragen.

Wenig später ist es amtlich: Hütter überholt Gut-Behrami in letzter Minute und gewinnt erstmals überhaupt eine Kristallkugel. «Das ist komplett unrealistisch. Einfach unglaublich», sagt sie. Hütter schafft damit das, was kaum einer für möglich gehalten hätte: Sie verwandelt einen Rückstand von 72 Punkten in einen Vorsprung von 28 Zählern. Und das in der Königsdisziplin des Skisports. Österreichs Frauen-Cheftrainer Roland Assinger weint vor Glück.

Und Gut-Behrami? Sie ist geknickt. Platz 17, nur Platz 17 – so schlecht war sie im ganzen Winter nie. «Ich war einfach nicht schnell genug. Klar, ich wollte diese Chance packen – aber ich konnte es nicht umsetzen. Ich hätte es mir anders gewünscht. Aber Conny verdient diesen Triumph», sagt sie.

Drei Kugeln für ein Halleluja? Es hätten auch vier sein können. Lara Gut-Behrami ist dennoch stolz.
Foto: Sven Thomann
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Nur zwei statt drei Disziplinen?

Damit verpasst es Gut-Behrami, als vierte Frau in der Geschichte des Weltcups in einer Saison vier Kristallkugeln zu gewinnen. Lindsey Vonn (2010, 2012), Tina Maze (2013) und Mikaela Shiffrin (2019) ist dieses Kunststück gelungen. Hat sie eine goldene Chance in den Sand gesetzt? Möglich. Denn: Die Abfahrt ist die schwächste ihrer drei Disziplinen.

Blick-Kolumnist Bernhard Russi hatte am Samstag die Frage in den Raum gestellt, ob Gut-Behrami in ihrer letzten Saison nicht auf die Abfahrt verzichten sollte – auch wegen der Verletzungsgefahr. «Warum nicht diese Disziplin sausen lassen? Konzentration auf Riesen und Super-G!», so Russi. Tatsächlich macht Gut-Behrami nicht den Eindruck, als wäre dies für sie eine Option. «Ich muss einfach weiterarbeiten», sagt sie.

Ausreden sucht Gut-Behrami nicht. Ihr Rückstand von 1,89 Sekunden lässt einen dennoch staunen. Hat sie eine Windböe erwischt? War ihr Material zu langsam? «Es wäre blöd, jetzt darüber zu diskutieren», sagt sie. «Es ist aber auch kein Weltuntergang, ich bin trotzdem stolz auf meine Saison. Heute habe ich es nicht geschafft. Punkt. Schluss.»

Siegerin dachte an Rücktritt

Hütter kann derweil ihr Glück kaum fassen. «Es war hochdramatisch, wie in einem Film», sagt sie. Gleiches trifft auch auf ihre Karriere zu. Mit 18 Jahren ging ihr Stern bei der Junioren-WM in Crans-Montana VS auf, sie holte zweimal Silber. Kurz darauf verletzte sie sich erstmals schwer am Knie. Später folgten drei Kreuzbandrisse innerhalb von vier Jahren. Sie dachte: «Die gschissenen Brettln können mich kreuzweise.» Dennoch machte Hütter weiter.

Im Februar 2022 stürzte sie noch einmal heftig. Wo? In Crans-Montana. Sie erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma. Die Folgen davon spürte sie noch lange. Das Problem: Ihr Augen stellten beim Fahren nicht immer sofort scharf. «Und das kann ich mir bei 140 km/h nicht erlauben. Ich lag in meiner Karriere schon zu oft im Netz, als dass ich unnötig etwas riskieren würde.» Auch diese Hürde übersprang Hütter.

Lehmann: «Wir ruhen uns nicht aus»

Zurück zu Gut-Behrami. Bereits bei der Siegerehrung des Gesamtweltcups kann sie schon wieder lächeln. Zum zweiten Mal nach 2016 holt sie die begehrte grosse Kristallkugel. Dazu ist sie die Beste im Riesenslalom und Super-G. «Was Lara in diesem Winter gezeigt hat, ist herausragend», lobt Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann. «Leider ist der Fünfliber heute auf die falsche Seite gefallen. Aber so ist der Sport.»

Mit sechs Kristallkugeln – vielleicht holt Marco Odermatt (26) in der Abfahrt die siebte – ist Lehmann mehr als zufrieden. Das ist die beste Schweizer Bilanz seit mehr als 30 Jahren. «Historisch. Und wir ruhen uns nicht auf den Erfolgen aus – das kann ich versprechen.»

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