Skicross-Pechvogel Sanna Lüdi
«Ich habe schon viele schreckliche Unfälle erlebt»

Skicrosserin Sanna Lüdi (31) spricht im Interview über ihre zahlreichen Verletzungen, Rücktritts-Gedanken und unsere Schweizer Skicross-Stars an der WM in Spanien.
Publiziert: 17.03.2017 um 14:29 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:40 Uhr
Andreas Hobi

BLICK: Sanna Lüdi, Sie befinden sich derzeit in der Reha nach Ihrem zweiten Kreuzbandriss innert zwei Jahren. Wie geht es Ihnen?
Sanna Lüdi:
 Es geht mir den Umständen entsprechend sehr gut. Ich kann endlich wieder das machen, was ich am liebsten mache: Skifahren. Jeden Tag trainieren, macht mich enorm glücklich.

Wie gehen Sie damit um, zwei Jahre pausieren zu müssen? 
Ich sehe meine lange Pause als eine Chance. Ich nehme mir gezielt so viel Zeit, damit ich danach wieder gestärkt angreifen kann.

Es ist nicht die erste Verletzung Ihrer Karriere…
…das ist leider so. Ich konnte bisher noch keine Saison komplett durchfahren. In meiner besten Saison 2010/11 beispielsweise, habe ich fast den Gesamtweltcup gewonnen, renkte mir aber die Schulter aus und habe ihn so wegen einem Rennen verpasst. Sowas ist natürlich sehr bitter.

Sanna Lüdi hat als Fernziel Olympia 2018.
Foto: Sven Thomann|Blicksport
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Anna Holmlund verunfallte im Dezember schwer, liegt noch im künstlichen Koma. Macht Ihnen ein solcher Unfall Angst, dass es auch Sie mal so übel erwischen kann?
Diese Gedanken sind sicher da. Ich habe leider schon ein paar schreckliche Unfälle von jungen Sportlern erleben müssen. Anna ist tragischerweise unbedrängt von Mitfahrerinnen, ohne grossen Speed gestürzt. Sie hatte einfach Pech. 

2015 wurden Sie wegen dreimaligem Missachten der Dopingmeldepflicht für ein Jahr gesperrt.
Diese Geschichte ist für mich vorbei. Kurz nach meiner Sperre habe ich mir dann das Kreuzband gerissen. Zusammengefasst bin ich in dieser Zeit einfach unten durch gegangen, habe aber auch viel gelernt.

Was denn?
Jeder Rückschlag hat mir wieder gezeigt, dass es auf einem anderen Weg wieder aufwärts geht. Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, mit Geduld zurückzukommen. Ich will meine Verletzung nachhaltig auskurieren und danach noch ein paar Jahre erfolgreich im Weltcup fahren. Das ist mein Ziel.

Dann war der Rücktritt nie ein Thema für Sie? 
Bei meiner Verletzungskarriere habe ich natürlich schon Rücktritts-Gedanken gehabt. Wenn der Körper nicht wirklich mitspielt, muss man seine Ambitionen hinterfragen. Trotzdem bin ich top motiviert, um weiter zu machen.

Wie schaffen Sie es nach so vielen Rückschlägen immer wieder aufzustehen?
Ich hatte einfach noch nie die Chance, mein Allerbestes abzuliefern. Immer hat mich eine Verletzung daran gehindert. Ich weiss aber, dass ich Skicross fahren kann. Ich liebe diesen Sport so sehr, ich will einfach eine ganze Saison Weltcuprennen fahren! Dafür ackere ich jeden Tag im Kraftraum.

2008 wechselten Sie von Ski Alpin zu Skicross. Bereuen Sie Ihren Entscheid?
Grundsätzlich bereue ich ihn nicht. Hätte ich damals schon die gleichen Betreuer und das gleiche Umfeld wie heute gehabt, wäre alles ganz anders rausgekommen. Ich war nicht schlecht im Ski Alpin, aber ich habe meine Leistung auf der Piste einfach nicht runtergebracht.

Ihr definiertes Ziel ist Olympia 2018 in Pyeongchang. Auf welche Sanna Lüdi dürfen wir uns freuen? 
Die euphorische Sanna Lüdi würde sagen: Ich gehe dahin und werde gewinnen – wie Roger Federer bei den Australian Open. Die realistische Sanna meint: Wenn ich ab April wieder professionell trainieren kann, stehen alle Türen offen.

Ihre Teamkollegin, Fanny Smith, ist zurzeit in bestechender Form. Was trauen Sie ihr an der WM in Spanien zu?
In Prognosen bin ich immer ganz schlecht (lacht). Ich würde sagen, es gibt drei Fahrerinnen, die den WM-Titel unter sich ausmachen: Marielle Thompson, Sandra Näslund und eben Fanny Smith.

Und bei den Männern?
Unsere Männer sind «On Fire»! Alex Fiva und Marc Bischofberger haben mit ihrem Doppelsieg in Idre Fjäll im Februar bewiesen, was für ein Potenzial sie haben. Auch Armin Niederer darf man nicht vergessen. Ich denke, sie werden an der WM ganz vorne mitfahren! Und wenn wir beachten, wie gut unsere Schweizer alpinen Ski-Fahrer an der WM in St. Moritz waren, gibts auch eine Schweizer Goldmedaille an der Skicross-WM!

Die Skicross-WM-Rennen in Sierra Nevada (Sp) finden am Samstag, 18. März 2017, um 14 Uhr statt.

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