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Ski-Zoff um Weltcup-Kalender
«Fahrer sollten dankbar sein, dass sie fahren können»

Immer wieder sind im Ski-Weltcup kritische Stimmen bezüglich des Corona-Kalenders zu hören. Jetzt wehrt sich FIS-Renndirektor Markus Waldner.
Publiziert: 04.01.2021 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2021 um 14:44 Uhr

Man stelle sich vor. Ramon Zenhäusern (28) würde in diesen Tagen positiv auf Corona getestet. Ein solcher Befund würde praktisch sein Saison-Aus bedeuten.

Denn Stangenkünstler Zenhäusern fährt nur Slaloms – und von diesen stehen im Januar gleich sieben auf dem Programm. Deshalb ist bei den Technik-Stars in diesen Tagen Vorsicht das oberste Gebot.

Die Eltern Zenhäusern gingen deshalb gar freiwillig in Quarantäne, Papa Peter sagte zu BLICK: «Wir sind zuletzt nicht unter die Leute gegangen, weil Bea und ich den Jahreswechsel mit unseren Kindern verbringen wollten. Wir würden es uns nie verzeihen, wenn Ramon auf die Heimrennen in Adelboden und Wengen verzichten müsste, weil er bei uns das Coronavirus aufgelesen hätte.»

FIS-Renndirektor Markus Waldner wehrt sich gegen stänkernde Slalom-Asse.
Foto: AFP
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Daniel Yule hat Silvester gar alleine gefeiert. Um halb zehn war er im Bett. «Ich will derzeit möglichst wenigen Menschen begegnen», so der Unterwalliser. Begeistert ist er davon wohl nicht, schon im September äusserte er gegenüber SRF Kritik: «Erst wird eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit Verletzungen beschäftigt. Dann planen sie vier Slaloms in einer Woche mit viel Reiserei. Das ist dann schon ein grosser Aufwand.»

Die Frage ist: Was wären die Alternativen? Gegenüber dem «Tagesanzeiger» spricht FIS-Renndirektor Markus Waldner nun Klartext. «Sieben Rennen in einem Monat sind viel, normal wären fünf. Aber jeder sollte dankbar sein, dass er überhaupt irgendwo fahren kann.»

Denn im Herbst zusätzliche Rennen aufzugleisen, sei unmöglich, «der Klimawandel ist kein Märchen.» Und im Februar geht bekanntlich die Ski-WM über die Bühne.

Es gibt allerdings Stimmen, die forderten mehr Wettkämpfe in derselben Disziplin am selben Ort. Ziel war es auch, Technik- und Speed-Spezialisten zu trennen, um auch so das Ansteckungsrisiko minimieren zu können. So fielen beispielsweise auch sämtliche Kombis aus dem Kalender.

Dies wiederum stösst Allroundern wie Alexis Pinturault sauer auf, für ihn wird der Gewinn des Gesamtweltcups so schwieriger. Der Franzose machte seinem Ärger bei der Saisonvorbereitung im September Luft. Die traditionelle Südamerika-Reise fiel Corona zum Opfer, also trainierten sämtliche Weltcup-Fahrer auf den Alpen-Gletschern. Pinturault: «Hier sind wir alle zusammen, und im Winter sollen wir separat unterwegs sein. Und was ist mit den Cheftrainern?»

Waldner ist sich des Problems bewusst. Allerdings gäbe es keine Veranstalter, die freiwillig auf ihre Rennen verzichten würden.

So will beispielsweise Wengen lieber drei statt zwei Renntage und somit den Slalom am Sonntag. Auch Schladming, wo die Siegesprämie immens ist, kann nicht einfach so aus dem Kalender fallen.

Das ist den Slalom-Cracks bewusst. Trotzdem müssen sie in diesen Tagen ungeheuer vorsichtig sein, um ihre Saison nicht neben der Piste zu ruinieren.

Das Schlusswort gehört Waldner: «Die Athleten, die jammern, sehen das Gesamtbild nicht.» (rab)

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