Ski-Wunder nach zig Stürzen
Hählen fährt ohne Kreuzband so gut wie noch nie

Man nannte sie «Kamikana» – eine Mischung aus Kamikaze und Joana. Die Folge? Stürze. Auch jetzt ist Hählen verletzt. Sie fährt trotzdem – auch an die WM.
Publiziert: 11.12.2018 um 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2018 um 15:17 Uhr

Der Winter ist noch jung. Und doch gibt es im Schweizer Ski-Team bereits eine grosse Gewinnerin: Joana Hählen (26). Die Power-Frau aus Lenk hat sich frühzeitig für die WM in Are (ab 5. Februar) qualifiziert. Nicht irgendwie, sondern mit einem gerissenem Kreuzband im linken Knie!

«Dabei wusste ich nicht einmal, ob ich in diesem Winter überhaupt auf den Ski stehen würde.» Zwar will Hählen nichts verschreien, schliesslich folgen die Selektionen erst später.

Aber: Sowohl im Super-G (Platz 7 in St. Moritz) als auch in der Abfahrt (Plätze 8 und 12 in Lake Louise) hat sie die üblichen WM-Kriterien erfüllt. «Das ist cool, ich habe mega Freude.»

Die Power-Frau aus Lenk hat sich frühzeitig für die WM in Are (ab 5. Februar) qualifiziert.
Foto: Keystone
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Ihre Beine sind echte Muskelpakete

Was auf den ersten Blick erstaunt: Hählen fährt trotz ihrer Verletzung vielleicht so gut wie nie zuvor. Mit ein Grund dafür ist ihre körperliche Verfassung. Ihre Beine sind echte Muskelpakete. Dazu hat sie auf den Ski mit nur 160 cm Körpergrösse einen tiefen Schwerpunkt – beides wirkt stabilisierend.

Zudem erzählt Hählen: «Ich hatte die Bänder schon früher gerissen, sie waren bereits locker. Ich wusste also, wie ich trainieren musste.»

Doch da ist noch der Kopf. Hählen erinnert sich: «In den Frühlings-Ferien in Guadeloupe hatte ich keine Schmerzen. Erst im Flugzeug zurück merkte ich, dass etwas nicht stimmte.» Es folgte die Diagnose: Kreuzbandriss. Man hatte ihn nicht bemerkt. «Ein Schock, aber ich überwand ihn.»

Früher riskierte sie Kopf und Kragen

Vielleicht hatte die Verletzung sogar einen positiven Effekt. Denn: Früher riskierte die «wilde Henne», wie sie Ex-Cheftrainer Hans Flatscher einst nannte, jeweils Kopf und Kragen. Michelle Gisin (25) erinnert sich: «Sie ging extrem ans Limit, stürzte fast in jedem Training. Ich nannte sie darum ‹Kamikana› – eine Mischung Kamikaze und Joana.»

Das ist längst anders. «Ich habe schon im Winter zuvor Fortschritte gemacht», so Hählen. Der Lohn: Die WM in Are. Sie hat ihn sich verdient – auch ohne gesundem Kreuzband.

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