«Wildfremde läuten bei uns zu Hause»
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Fans belagern Marco Odermatt:«Wildfremde läuten bei uns zu Hause»

Ski-Star Marco Odermatt über seine Freundin
«Ich schenke Stella zu selten Blumen»

Marco Odermatt (24) ganz privat im Gespräch mit Blick-Sportchefin Steffi Buchli: Wie er mit dem Rummel umgeht und warum er seiner Freundin zu selten Blumen bringt.
Publiziert: 25.03.2022 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2022 um 14:48 Uhr
Steffi Buchli

Steffi Buchli: Schön, haben Sie es noch zu uns geschafft. Quasi auf dem letzten Zacken. Wie gehts mit der Energie?
Marco Odermatt: Es geht. Dieses Interview ist mein letzter Termin. Heute werde ich zum ersten Mal nach etwa zwei Wochen wieder im eigenen Bett schlafen und endlich die Koffer auspacken.

Es ist das gefühlt 1000. Interview, das Sie in dieser Saison geben. Kann man «leer geredet» sein?
Es kommen doch immer wieder ein paar neue Fragen. Von Journalisten, die gut vorbereitet sind. Aber ich glaube trotzdem, ich habe jetzt dann alles über mich erzählt, was ich weiss.

Herausforderung angenommen. Wir machen es so, Sie haben mildernde Umstände verdient: Wenn Ihnen eine Frage nicht passt, dann können sie einfach laut und deutlich «weiter» sagen.
Okay. So ein roter Knopf wäre noch gut, den ich drücken könnte.

Gute Idee, den lassen wir machen, für die nächste Sendung. Es war eine harte Saison. Sie haben nach dem letzten Rennen gesagt, dass die Energie beim Aufwärmen vor dem Rennen kaum mehr zum Beinschwingen gereicht habe…
Ein Lauf geht ja nur eine Minute. Aber gegen Ende Saison ist der Körper «dure». Wenn du in den zweiten Stock hochgehen musst, dann bist du oben müde. Das passiert, obschon ich als Spitzensportler eigentlich top fit bin. Das kommt schleichend. Anfangs Saison machst du zum Aufwärmen noch Sprints, am Ende reicht es dafür nicht mehr. Dann schwinge ich halt einfach ein bisschen die Beine hin und her und höre auf meinen Körper.

Weltcupkugeln und Medaillen wo man nur hinschaut bei Marco Odermatt.
Foto: Sven Thomann
1/10

Wie ist es mit der Müdigkeit im Kopf?
Der Kopf ist okay. In der Finalwoche war sportlich schon fast alles entschieden, das hat geholfen. Diese letzte Phase der Saison hat mir mental nicht so zugesetzt. Ich habe gewusst, dass jetzt nochmals zwei vollgepackte Wochen kommen. Und dann werde ich dann mal den Stecker ziehen.

Hoffentlich! Es war eine intensive Saison. Können Sie schon eine Wertung vornehmen? Olympia-Gold, grosse Kugel, kleine Kugel, Adelboden … was ist wie wichtig?
Das ist schwer zu sagen. Jeder Erfolg hat im grossen Ganzen seine Bedeutung. Der Sieg in Sölden zum Beispiel war wohl ausschlaggebend, dass diese Saison so gut rausgekommen ist. Adelboden war der emotionalste Sieg. Die Podestplätze in Wengen und Kitzbühel – das war auch schön. Und Olympia – das war einfach eine riesige Erleichterung, weil man weiss, man hat nur ein, zwei Chancen im Leben. Dass ich die gleich packen konnte, das war toll. Und die grosse Kugel – das war einfach der Lohn für die ganze Saison.

Sie haben Adelboden erwähnt – das sei für Sie der emotionalste Sieg gewesen. Es gab diese Situation: Sie führten nach dem ersten Lauf, fuhren auf dem Sessel hoch für den zweiten. Da hat es sie total «verhudlet», sie mussten weinen.
Das ist mir vorher und nachher nie mehr passiert! Ich fuhr über diesen Hexenkessel. Da kam alles hoch: Die Dankbarkeit, dass ich sowas erleben darf, dass ich so vielen Leuten Freude bereiten kann. Die Angst, der Druck, dass es jetzt noch in die Hose gehen könnte. Ich hatte noch nie so gemischte Gefühle und ja, da hat es mich «verhudlet», wie Sie sagen.

Heute war Sponsorentag. Sie mussten nochmals so richtig viel von sich geben. Man reisst sich um sie. Ihre Popularität wird so schnell nicht mehr weggehen. Ausgang, zum Beispiel, wird für Sie nie mehr so sein wie früher. Da werden ständig Handykameras sein…
Das werde ich jetzt dann erst richtig spüren, in den nächsten Monaten. Während der Saison waren wir – auch wegen Covid – sehr isoliert. Das wird jetzt dann sicher alles neu für mich sein.

Sie sind «en liebe Cheib». Müssen Sie jetzt dann lernen, sich zu wehren? Zum Beispiel, wenn einer einfach filmt oder fotografiert und Sie das nicht wollen.
Ja, das muss ich definitiv. Da muss ich mir vielleicht noch ein paar Tipps holen von Sportlern, die das schon länger kennen oder das sogar noch extremer erleben. Ich muss sicher lernen, Stop zu sagen.

Um Sie herum sind Ihre Liebsten. Wie schützen Sie sie?
Das wird auch immer schwieriger. Es kommen ab und zu wildfremde Leute und läuten bei mir oder meinen Eltern. Die wollen dann sehen, wie ich wohne oder wo ich aufgewachsen bin. Fanpost kommt natürlich auch sehr viel. Meine Familie hilft mir sehr. Ja, es wird immer mehr und die hundertprozentige Privatsphäre haben wir als Familie nicht mehr.

Ihr Papa ist ein Perfektionist, will es immer allen recht machen. Müssen Sie ihn manchmal bremsen?
Definitiv. Ein Beispiel: Wir bekommen Autogrammanfragen ohne vorfrankiertes Couvert, manchmal sogar aus dem Ausland. Da sage ich ihm dann schon, dass wir nicht täglich zehn Franken fürs Porto ausgeben können. Das summiert sich. Diese Leute sind dann halt selber schuld.

Damit ist das gleich mal klargestellt: Nur wer die Marke mitliefert, bekommt ein Autogramm von Marco Odermatt.
Genau, perfekt. Danke.

Eigentlich auch logisch. Wir sprachen von Ihrer Familie. Da gehört auch Ihre Freundin, Stella Parpan, dazu. Sie haben Stella bei den Sports Awards zum ersten Mal zu einem offiziellen Anlass mitgenommen. Hat das Überwindung gekostet? Sie haben damit das letzte Quäntchen Privatsphäre aufgegeben.
Ich habe Stella nie versteckt, aber ich wollte sie euch Medien auch nie auf dem Silbertablett zum Fressen vorwerfen, wenn ich das so sagen darf. Aber so hat es gepasst für uns.

Würden Sie in der Rolle als Freund auch den Gesamtweltcup gewinnen?
Oh, da müssten Sie meine Freundin fragen.

Wo machen Sie in der Partnerschaft regelmässig Einfädler?
Vielleicht beim Blumenschenken? Das mache ich nicht so oft. Aber ich glaube, das ist okay.

Ich habe befürchtet, dass Sie bei diesen Fragen «weiter» sagen.
Ich habe den roten Knopf gesucht.

Ach, Sie sind einfach zu freundlich. Zurück zur Familie: Ist Ihr nahes Umfeld Ihre Erdung?
Sicher helfen die Leute um mich herum dabei, am Boden zu bleiben. Aber so wie ich mich sehe, hatte ich nie solche Tendenzen. Ich hatte nie Angst, dass ich den Boden unter den Füssen verlieren könnte. So bin ich aufgewachsen.

Jetzt kommen noch die Schweizermeisterschaften und die Materialtests. Dann können Sie abschalten. Was werden Sie dann machen?
Ich habe mir Ende April zwei bis drei Wochen blockiert, aber ich hatte noch nicht die Energie, mir darüber Gedanken zu machen, wohin es gehen soll.

Eher Strand oder Berge?
Eher Strand. Ich möchte an die Wärme. Unsere Saisonpause liegt halt immer so, dass du für hohe Temperaturen noch in die Ferne musst. Wenn es hier Sommer ist, sind wir schon wieder voll in der Vorbereitung.

Bei welcher Tätigkeit – ausser schlafen – können Sie gut abschalten?
Ich bin gerne im und auf dem Wasser. Da finde ich die Ruhe, die ich brauche.

Wenn wir noch weiter in die Zukunft blicken: Haben Sie unterdessen mit Marcel Hirscher telefoniert, um in Erfahrung zu bringen, wie man den Gesamtweltcup acht mal hintereinander gewinnt?
Nein, da bin ich noch nicht dazu gekommen. Aber das werde ich in den nächsten Tagen oder Wochen sicher mal noch erledigen.

Wär ja schon noch ein Plan für die Zukunft: Serien-Gesamtweltcupsieger…
Schon, ja. Da muss dann aber einiges zusammenstimmen, dass das klappt. Und ich weiss nicht, ob die Österreicher überhaupt zulassen, dass Marcel Hirscher mir Tipps gibt. Aber fragen kann man ja mal!

Wir wünschen Ihnen alles Gute und bald schon gute Erholung.

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