Ski-Check des Wochenendes
Fellers Tränen, Pauli Guts Apfelkuchen und Odermatts Problem

Das Ski-Wochenende beim Weltcupfinal in Saalbach bot reichlich Gesprächsstoff. Blick nennt die spannendsten Episoden.
Publiziert: 18.03.2024 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2024 um 13:03 Uhr

Die himmlische Geste

Österreichs Slalom-Star Manuel Feller ist am Ziel seiner Träume: Nach dem zweiten Rang beim Heimspiel in Saalbach stemmt der 31-Jährige triumphierend die kleine Kristallkugel für den Sieg in der Slalom-Gesamtwertung in die Höhe. Dann wirds richtig emotional: Feller kritzelt im Zielraum mit tränenden Augen den Namen Matti in den Schnee. «Das ist der Name eines Freundes, der vor eineinhalb Jahren, zwei Tage vor dem Saison-Auftakt in Sölden, verstorben ist und der mich extrem geprägt hat», erklärt der Tiroler. «Matti hat mit dem Skisport nicht viel zu tun gehabt, er war mehr Skater und Snowboarder. Er hat mich vor allem in der Musik sehr geprägt und war der Zusammenhalt unseres Freundeskreises. Er hat mich massiv in meiner Persönlichkeit geprägt, ich wäre definitiv nicht die Person, die ich heute bin, wenn er nicht gewesen wäre.»

Der beste Kuchen

Mit angezogener Handbremse gewinnt Lara Gut-Behrami den Riesenslalom- und Gesamtweltcup. «Taktisch fahren, das kann und will ich nicht», sagt sie und tut es trotzdem. Mit Erfolg. Danach gibt es zur Feier und Stärkung eine süsse Überraschung für ihre Familie und Betreuer im Zielraum. «Das ist der beste Apfelkuchen, den ich je hatte», sagt Gut-Behramis Vater Pauli glücklich.

Nach der Kugel-Fahrt zeigt Gut-Behrami Emotionen
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Dieser Lauf reichte:Nach der Kugel-Fahrt zeigt Gut-Behrami Emotionen
Manuel Feller gedenkt im Moment seines grössten Triumphs einem verstorbenen Freund.
Foto: Getty Images
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Odermatts Luxus-Problem

Die Riesen-Serie ist gerissen. Nachdem Marco Odermatt saisonübergreifend zwölf Riesenslaloms in Serie gewonnen hat, scheidet der 26-Jährige im letzten Riesen dieses Winters erstmals seit der WM 2021 aus. Das schmälert die Saisonbilanz des Nidwaldners aber nicht im Geringsten. Odermatt wird in Saalbach aller Voraussicht nach neben der grossen Gesamtweltcup-Kugel und der kleinen Riesenslalom-Kugel auch den Super-G- und den Abfahrtskristall in Empfang nehmen dürfen. Und deshalb hat der dreifache Schweizer Sportler des Jahres ein Luxus-Problem: In den Vitrinen in Odermatts Pokal-Zimmer in Buochs gibt es keinen Platz mehr für weitere Trophäen. Deshalb ist jetzt Marcos Grossonkel Toni Frank gefordert. «Toni ist ein begnadeter Zimmermann. Er muss nun ein Provisorium anfertigen, damit die neuen Kugeln von Marco einen standesgemässen Platz haben», erzählt Odermatts Papa Walti grinsend.

Freundin, Ex-Freundin und Kugelträume

Wie viele Kugeln holt Lara Gut-Behrami noch? Zwei Österreicherinnen wollen ihr die Suppe versalzen. Stephanie Venier liegt im Super-G-Weltcup 68 Punkte hinter Gut-Behrami, Cornelia Hütter fehlen in der Abfahrt 69 Zähler auf die Schweizerin. Beide hoffen, dass das warme und nasse Frühlingswetter in Saalbach überhaupt erst Speed-Rennen ermöglicht. Und natürlich auf einen Spannungsabfall Gut-Behramis. Übrigens: Seit Januar ist Venier (Spitzname Tante Gucci) mit Hütters Ex-Freund Christian Walder zusammen. Seither gewann sie zwei Rennen – in den zehn Jahren zuvor davor siegte sie nur einmal. Die Liebe beflügelt!

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Foto: keystone-sda.ch
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Hitchcock-Final – aber nicht in Saalbach

Während Gut-Behrami sowohl im Super-G- als auch im Abfahrtsweltcup klar führt, geht es im Europacup der Frauen in Kvitfjell (No) deutlich enger zur Sache – vor allem in der Gesamtwertung. Da liegen zwischen der führenden Norwegerin Bianca Bakke Westhoff und der auf Rang 4 liegenden Karen Clément (Fr) gerade einmal 12 Punkte. Entscheidender ist der Kampf in den Disziplinen-Weltcups, weil dort die Top 3 einen Fixplatz für die kommende Weltcupsaison erhalten. Von den Schweizerinnen haben dies geschafft: Nicole Good (Slalom) und Stefanie Grob (Riesenslalom). Vor dem letzten Super-G-Rennen hat Janine Schmitt als Führende der Disziplinenwertung sehr gute Chancen und sogar Malorie Blanc, die einen Kreuzbandriss erlitt, darf als Zweite noch auf einen Fixplatz hoffen.

Der grosse Ärger

ÖSV-Generalsekretär Christian Scherrer ist einmal mehr richtig sauer auf die Führung vom internationalen Ski-Verband. «Es ist richtig ärgerlich, weil es die FIS immer noch nicht geschafft hat, den Kalender für den nächsten Weltcup-Winter zu erstellen.» Die Planung gerät vor allem wegen der Matterhorn-Abfahrt in Zermatt-Cervinia ins Stocken. FIS-Präsident Johan Eliasch möchte der Zwei-Länder-Abfahrt (Start in der Schweiz, Ziel in Italien) genau wie Swiss Ski und der italienische Verband im nächsten November noch einmal eine Chance geben. Nachdem in den letzten beiden Jahren sämtliche Rennen auf der Gran Becca abgesagt werden mussten, ist es derzeit noch unklar, ob für diesen Event unter vernünftigen Konditionen eine Ausfallversicherung abgeschlossen werden kann.

Die frühe Kampfansage

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Das gilt auch für Lara Gut-Behrami – wobei die Tessinerin noch am Sonntagabend nach Hause fuhr, um zu entspannen. Sie wird am Dienstag zurück in Saalbach sein, am Mittwoch steigt das erste Abfahrtstraining. Und was ist mit der nächsten Saison? Gut-Behrami sagt, dass sie weitermachen will. «Aber vielleicht höre ich auch auf», ergänzt sie. So weit, so unklar. Sicher ist: Mikaela Shiffrin brennt schon jetzt darauf, im nächsten Winter den Gesamtweltcup zu holen. «Ich werde im Sommer alles daran setzen, um darum kämpfen zu können.» Müde sei sie noch nicht, weil sie wegen ihrer Verletzung wochenlang aufs Skifahren verzichten musste. Skitests folgen. Und in welchen Disziplinen wird sie im nächsten Winter an den Start gehen? «Ich will nichts aufgeben, aber effektiv sein. Wir werden das im Team genau besprechen», so die 97-fache Weltcupsiegerin.

Der heftigste Ausraster

Norwegens Supertalent Alexander Steen Olsen offenbart beim Saisonfinal zum wiederholten Mal, dass sein Nervenkostüm längst nicht so stark ist wie seine Technik – genau wie bei den Rennen in Aspen fällt der 22-Jährige auch beim Riesenslalom in Saalbach nach einem starken ersten Durchgang im zweiten Lauf weit zurück (von Rang 3 auf Platz 9). Steen Olsen flippt danach komplett aus und schlägt an einer Absperrung hinter der Tribüne seinen Skistock kurz und klein! 24 Stunden später gibt es im Lager der Wikinger dann doch noch Grund zum Feiern: Timon Haugan beschert Norwegens Männer-Team im letzten Slalom den ersten Saisonsieg.

Steen Olsen hackt Skistock kurz und klein
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Norweger verliert die Nerven:Steen Olsen hackt Skistock kurz und klein
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