Odermatt stürzt beinahe, kann sich aber retten
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Glück gehabt:Odermatt stürzt beinahe, kann sich aber retten

Sein bester Freund erbt Kitzbühel-Platz
Aufatmen bei Odermatt nach Schreck-Moment

Nach seinem Beinahe-Sturz am Freitag verpasst Marco Odermatt die zweite Abfahrt in Kitzbühel. Dadurch kommt sein Kumpel zur Premiere im Weltcup. Die WM sollte für Odermatt nicht in Gefahr sein.
Publiziert: 20.01.2023 um 21:56 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2023 um 17:03 Uhr

Aus dem Schweizer Blickwinkel ist es der heftigste Schocker dieses Weltcup-Winters! Der siebenfache Saisonsieger Marco Odermatt gerät im Steilhang durch einen Schlag in arge Rücklage. Dank seiner überragenden Körperbeherrschung kann der Nidwaldner zwar einen Sturz verhindern. Nach der Zieldurchfahrt wird aber schnell ersichtlich, dass der Gesamtweltcupsieger diese Aktion nicht unbeschädigt überstanden hat.

«Der Zustand von Marco bereitet mir Sorgen, er hat den Zielraum humpelnd und mit schmerzverzerrtem Gesicht in Richtung Hotel verlassen», stöhnt Swiss-Ski-Marketing-Chef Diego Züger. Im Hotel Schweizerhof wird der 25-Jährige als erstes von der Physiotherapeutin untersucht. Die gebürtige Österreicherin glaubt, dass der Meniskus gequetscht ist. Bevor Odermatt im Spital in Innsbruck ein MRI von seinem Knie anfertigen lässt, wird sein Name von der Startliste für die originale Hahnenkamm-Abfahrt am Samstag gestrichen. «Marcos Knie braucht jetzt sicher ein paar Tage Ruhe», erklärt Beni Matti, Rennleiter von Odermatts Ausrüster Stöckli.

Kohler einst talentierter als Odermatt

Die besondere Ironie des Schicksals: Durch das Out des Olympiasiegers erhält sein bester Freund und Jahrgänger Marco Kohler erstmals einen Startplatz bei einem Weltcuprennen. Der Berner Oberländer wurde lange von den Trainern als das noch grössere Talent als Odermatt angepriesen. Doch dann ist der Sohn eines Autogaragenbesitzers aus Meiringen immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen worden. 2020 wurde Kohler als Vorfahrer am Lauberhorn eingesetzt. Bei einem fürchterlichen Crash im Ziel-S hat er sich neben dem Kreuzband am linken Knie auch das Innenband, den Meniskus und die Patellasehne gerissen. Einer der Ärzte hat Kohler mitten ins Gesicht gesagt, dass mit diesem Knie die Fortsetzung der Rennfahrer-Karriere kaum möglich sei.

Marco Odermatt verpasst die Hahnenkamm-Abfahrt am Samstag.
Foto: Sven Thomann
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Aber auch dank der Unterstützung von Marco Odermatt hat Kohler zuletzt mit zwei Podestplätzen im Europacup geglänzt. «Odi und ich stehen praktisch jeden Tag in Kontakt. Er hilft mir vor allem im Material-Sektor. In diesem Bereich hat sich seit meinem Sturz in Wengen sehr viel getan. Aber weil Marco wie ich von Stöckli ausgerüstet wird, kann er mir genau sagen, welcher Ski, wie funktioniert.»

Kohler: «Es tut auch mir weh»

Die Vorfreude auf die Weltcup-Premiere hält sich bei Kohler unter diesen Umständen natürlich in Grenzen. «Ich hätte mein erstes Weltcup-Rennen gerne mit Odi am Start bestritten. Dass ich nun zum Einsatz kommen werde, weil er sich verletzt hat, tut auch mir weh.»

Die endgültige Diagnose von Odermatts Knie dürfte aber auch Kohler gut tun. Wie von der Physiotherapeutin vermutet, ist der Gesamtweltcupsieger mit Quetschungen und Prellungen im Knie davongekommen. Damit dürfte Odermatts Start bei der in zwei Wochen beginnenden WM in Courchevel nicht in Gefahr sein. Und das freut auch Österreichs «Streif»-Streckenrekordhalter Fritz Strobl. «Marco ist ein besonders sympathischer Kerl. Und bei seiner Rettungsaktion im Steilhang hat er seine überragende Klasse ein weiteres Mal unter Beweis gestellt. Jeder andere Rennfahrer wäre in dieser Situation richtig heftig ins Netz abgeflogen.»

Zur Erinnerung: 1985 hat sich mit Pirmin Zurbriggen schon einmal ein Schweizer Superstar bei der Hahnenkamm-Abfahrt am Knie verletzt. Im Gegensatz zu Odermatt musste der Walliser damals unters Messer. Mit Happy End: Knapp drei Wochen nach der Arthroskopie wurde Zurbriggen in Bormio Abfahrts-Weltmeister.

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