Schweizer dürfen nicht über die Grenze
Die Matterhorn-Abfahrt hat ein Soldaten-Problem

Die Premiere der Matterhorn-Abfahrt scheint trotz der hohen Sommer-Temperaturen nicht in Gefahr zu sein. Im schweizerisch-italienischen Grenzgebiet gibt es aber ein Problem mit dem Militär-Personal.
Publiziert: 26.07.2023 um 00:25 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2023 um 07:06 Uhr
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Franz Julen (64) gehört zu den aussergewöhnlichsten Machern im Schweizer Sport. Nachdem er 1984 bei den Olympischen Spielen in Sarajevo als Servicemann massgeblichen Anteil an der Riesen-Goldmedaille seines Bruders Max hatte, vermarktete er als Manager mit viel Geschick und Oberwalliser Schlitzohrigkeit unsere Ski-Heiligen Pirmin Zurbriggen und Vreni Schneider.

Später setzte Julen als CEO von Intersport Milliarden um. Im vergangenen Spätherbst musste er aber als OK-Präsident der Matterhorn-Abfahrt eine schmerzliche Niederlage hinnehmen. Die Premiere des Gletscher-Rennens mit Start in der Schweiz und Ziel in Italien scheiterte, weil im finalen Streckenabschnitt in Cervinia zu wenig Schnee lag.

Zusätzliche Schneedepots sollen helfen

Aufgrund der hohen Temperaturen in diesem Sommer glauben viele, dass es auf der von Olympiasieger Didier Défago gebauten Strecke auch in diesem Jahr keine Wettkämpfe geben wird. Doch weil Julen mit seiner Crew aus den Fehlern vom Vorjahr gelernt hat, spricht vieles für ein Happy End. «Die Gletschertrainings laufen planmässig, und die Männerrennen finden nicht mehr Ende Oktober, sondern am Wochenende vom 11. und 12. November statt. Und während wir im letzten Jahr nur zwei Schnee-Depots hatten, können wir jetzt auf fünf grosse Schnee-Depots zurückgreifen», sagt Julen. Genauere Angaben will der OK-Chef nicht machen. Gemäss Blick-Recherchen lagern in den Depots in der Matterhorn-Region aber rund 300'000 Kubikmeter Schnee.

Franz Julen (r., mit Pirmin Zurbriggen) macht sich keine Sorgen um die Schnee-Verhältnisse der Weltcup-Abfahrt in Zermatt dieses Jahr.
Foto: ZVG
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Bei der Präparation der Piste sollten auch 50 Vertreter der Schweizer Armee eingesetzt werden können. Doch diesbezüglich gibt es ein Problem: Schweizer dürfen im Dienst fürs Vaterland die Landesgrenze auf der Piste Gran Becca nur mit einem Spezial-Abkommen zwischen den politischen Schaltzentralen Bern und Rom überschreiten.

Die Hoffnung auf eine Einigung lebt

Dieses Agreement ist bis jetzt nicht in Zermatt eingetroffen. Julen: «Wir schätzen die Unterstützung der Armee sehr und hoffen, dass sich unsere Behörden bis im nächsten Jahr mit Italien auf ein solches Agreement einigen können. Heuer werden wir darauf achten müssen, dass die Schweizer Soldaten ausschliesslich auf dem Schweizer Streckenabschnitt eingesetzt werden.» Immerhin: Bezüglich der Versteuerung des Preisgeldes zeichnet sich zwischen der Schweiz und Italien eine Lösung ab. «Wenn Weltmeister Marco Odermatt in Zermatt seine erste Weltcupabfahrt gewinnen sollte, wird er 50 Prozent der Quellensteuer in Zermatt und fünfzig Prozent in Cervinia abliefern.»

Der Sieg bei der Matterhorn-Abfahrt wird mit einem Check im Wert von 60'000 Franken belohnt. Zudem gibts einen Gutschein für eine geführte Matterhorn-Besteigung. Vielleicht hat der eher lauffaule Abfahrts-König Beat Feuz seine glorreiche Karriere ja auch wegen dieser Extraprämie bereits im letzten Winter beendet.

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