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Voll auf Rücken geprallt:Schlimmer Sturz von Marc Gisin in der Gröden-Abfahrt

Rückkehr an Ort des Grauens
Hier kämpfte Gisin vor 368 Tagen ums Überleben

Marc Gisin kehrt 368 Tage nach seinem fürchterlichen Sturz in Gröden an den «Tatort Saslong»
Publiziert: 19.12.2019 um 09:59 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2020 um 13:25 Uhr
Marcel W. Perren

Die Stimmung auf der «Saslong» ist angespannt. «Das sieht richtig gefährlich aus» zischt Swiss Ski-Teambetreuerin Zoe Chastan während der offiziellen Streckenbesichtigung. Tatsächlich erscheint die Piste, auf der Bernhard Russi 1970 in sensationeller Manier WM-Gold einfuhr, in einem bedenklichen Zustand – aufgrund der warmen Temperaturen und der starken Regenfälle schimmern stellenweise grüne Flecken durch den Schnee.

Deshalb sind auch viele Rennfahrer vor der ersten Trainingsfahrt beunruhigt. Aber ausgerechnet Marc Gisin kommt mit entspannten Gesichtszügen und einem freundlichen Morgengruss daher. Gisins gute Laune erstaunt deshalb, weil er in diesem Moment auf die Strecke zurückkehrt, auf der er vor einem Jahr mit dem Tod gerungen hat. Beim Horror-Abflug über den ersten Kamelbuckel hat der Bruder von den beiden Olympiasiegerinnen ein Schädel-Hirn-Trauma sowie Becken- und Rippenbrüche erlitten.

Es ist kurz nach halb Zehn, als Gisin im Besichtigungstempo auf den berüchtigten Buckel zufährt. Das Wiedersehen mit dem Katapult, welches sein Leben für ein paar Monate auf schmerzliche Weise auf den Kopf gestellt hat, scheint ihn emotional nicht wirklich aufzuwühlen. Äusserlich lässt sich der 31-Jährige auf jeden Fall nichts anmerken. Gisin holt sich einen letzten Ratschlag bei seinem Cheftrainer Tom Stauffer. Der bedächtige Berner Oberländer sagt nach diesem Vieraugengespräch zu BLICK: «Wir haben uns bereits am Vorabend länger unterhalten, Marc fühlt sich zu hundert Prozent bereit für diesen Sprung. Ich habe ihm einfach geraten, dass er dabei nicht zu stark pusht.»

Marc Gisin ist zurück auf der Saslong.
Foto: Sven Thomann
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Es ist mittlerweile 14 Uhr. Weil die Kamelbuckel in Nebelschwaden verpackt sind, wartet Gisin mit seinen Rennfahrerkollegen immer noch auf die Freigabe für den Trainings-Start. Zwanzig Minuten später ist die Sicht zwar bedeutend besser, das Training wird aber trotzdem abgesagt. Grund: Beide Vorfahrer stürzen, weil vor allem der Zielsprung zu weit geht. Marc Gisin wird seinem Kamelbuckel-Trauma frühestens im für heute geplanten Training davon fliegen können.

Mehr als 6 Sekunden Rückstand

Am Donnerstag steigt in Gröden das erste Training. Gisin bringt seine Fahrt ins Ziel, er klassiert sich mit einem Rückstand von 6,55 Sekunden auf Rang 67. Trainingsschnellster ist der Norwger Kjetil Jansrud. Als bester Schweizer reiht sich Niels Hintermann (mit Torfehler) auf Platz 9 ein.

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