Rote Köpfe bei FIS und Red Bull
Ski-Zoff geht in die nächste Runde

In einem Monat startet der Ski-Weltcup in Sölden. Die Vorfreude wird durch Negativ-Meldungen getrübt. Was ist da eigentlich los?
Publiziert: 30.09.2023 um 11:45 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2023 um 14:27 Uhr
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Mathias GermannReporter Sport

Harti Weirather (65) ist ein freundlicher, offener und angenehmer Zeitgenosse. Doch wenn der Abahrts-Weltmeister von 1982 auf die aktuellsten Diskussionen rund um den Ski-Zirkus angesprochen wird, platzt ihm der Kragen. Er kritisiert den Weltskiverband FIS scharf. «Wir sollten diese Nebenkriegsschauplätze endlich beenden und uns aufs Wesentliche konzentrieren», so der Österreicher.

Was er meint, ist klar. Die Ski-Marke Van Deer von Ski-Legende Marcel Hirscher (34) muss sein Red-Bull-Logo auf den Ski wie schon im letzten Winter abkleben. Zwar änderte die Firma ihren Namen von «Van Deer – Red Bull Sports» auf «Van Deer Racing» und passte das Bullen-Logo an – das reicht der FIS aber nicht. Schliesslich ist Werbung gemäss Reglement im alpinen Skirennsport auf den Ski nicht erlaubt – ganz im Gegensatz zum Skispringen.

Hoffnung auf konstruktiven Dialog

Die FIS packt den Van-Deer-Stier also bei den Hörnern und sorgt beim Ausrüster des Slalom-Weltmeisters Henrik Kristoffersen (29, No) für Ärger. FIS-Präsident Johan Eliasch soll derart aufgebracht gewesen sein, dass er in der Folge auf die reglementierte Helm-Logogrösse von 50 Quadratzentimetern gepocht habe. Ein weiterer Tiefschlag für Red Bull, das seit Jahren den kompletten Helm von Stars wie Marco Odermatt (25) im typischen, silber-blauen Muster designt. 

Das Bild täuscht, denn Van Deer hat wenig zu lachen: Marcel Hirscher (links) und Henrik Kristoffersen müssen ihre Logos erneut abdecken.
Foto: VAN DEER-Red Bull Sports
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Diego Züger kann den Ärger nachvollziehen. Der Swiss-Ski-Direktor sagt: «Es gibt ein Reglement, das natürlich eingehalten werden muss. Und nach unserem Kenntnisstand hat Red Bull auch mehrfach und glaubhaft kommuniziert, dies zu tun. Unabhängig davon sollte man mit Firmen, die in den Skisport investieren wollen, grundsätzlich einen konstruktiven Dialog führen. Der hat meines Wissens bisher nicht oder zumindest zu wenig stattgefunden. Wir hoffen, dass sich das nun ändert.»

Der gleichen Meinung ist Weirather. «Skirennfahrer haben kaum Möglichkeiten, sich selbst zu vermarkten. Es ist deshalb kleinkariert, auf Regularien herumzureiten. Im Gegenteil, man müsste Firmen wie Red Bull hofieren.»

«Das ist unglaublich antiquiert»

Weirather kennt den Skisport in- und auswendig. Nach seiner Karriere gründete er mit seiner Frau Hanni Wenzel (66, De) die Sportmarketing-Agentur WWP, seit 1997 vermarktet er höchst erfolgreich die Kitzbüheler Hahnenkamm-Rennen. «Dieses Quadratzentimeter-Denken nervt mich. Es ist unglaublich antiquiert.»

Die Debatte sei überhaupt nicht neu und darum umso ärgerlicher. «Schon vor 40 Jahren war ich Mitinitiator beim Kopfsponsoring von Helmut Höflehner, einem der besten Abfahrer der Welt. Damals liessen wir seinen Helm rot und grün spritzen, also ganz in den Farben der Uhrenfirma TAG Heuer», so Weirather.

Viele negative Schlagzeilen

Der Ski-Zirkus sorgt seit Monaten für rote Köpfe. Beispiele gefällig? Die bevorstehende, doppelte Reise der Männer nach Nordamerika. Die neuen Wachsregeln und die damit verbundene Angst vor Sabotagen. Die Bagger-Arbeiten am Rettenbachgletscher in Sölden. Die wenig durchdachte und der bereits wieder begrabene Team-Kombi. Und eben der Sponsoring-Zoff mit Red Bull.

Am Ende bleibt für den Skisport die Hoffnung auf ruhigeres Fahrwasser. Noch ist es nicht in Sichtweite.

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