Panik, Zweifel und extrem hoher Pulsschlag
Odermatt muss heute durch die Abfahrts-Hölle

Der fünffache Junioren-Weltmeister Marco Odermatt wagt sich am Dienstag im Kitzbühel-Training erstmals auf die gefährlichste Abfahrt der Welt. BLICK hat mit fünf Altmeistern über die Jungfernfahrt auf der «Streif» gesprochen.
Publiziert: 22.01.2019 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2019 um 10:42 Uhr
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Marcel W. PerrenReporter Sport

Pirmin Zurbriggen (55, dreifacher Kitzbühel-Sieger)

Während meiner ersten Streif-Besichtigung 1983 habe ich zu mir gesagt: «Du spinnst, wenn du hier hinunter fährst. Das ist der falsche Ort für dich.» Als ich dann auch noch mitansehen musste,  wie Österreichs Superstar Franz Klammer wie ein Verrückter Richtung Mausefalle gestochen ist, wollte ich den Hinterausgang vom Starthaus nehmen. Aber mein Masseur Kurt Jordan hat mich zurückgehalten, mit seinem Finger nach vorne gezeigt und gesagt: «Vorwärts, Pirmin. Nicht rückwärts.» Mein Streif-Debüt hat dann auch erstaunlich gut funktioniert. An die Zeit kann ich mir zwar nicht mehr erinnern. Aber ich weiss, dass ich nach dieser Fahrt mehr stolz und mehr Selbstvertrauen als zuvor hatte.

Fritz Strobl (Ö/46, Hahnenkamm-Sieger 1997 und 2000, mit 1:51,58 Inhaber vom Streckenrekord)

Ich war kreideweiss im Gesicht, als ich 1994 vor meiner Kitzbühel-Premiere in die fast überhängende  Mausefalle hinunter geschaute habe. Nachdem der Schweizer Routinier Dani Mahrer meine Panik im Gesicht ablesen konnte, hat er mich zur Brust genommen: «Mach dir keine Sorgen, die Streif ist nicht ganz so wild, wie sie aussieht.» Obwohl mir Danis Worte sehr gutgetan haben, war ich vor dem Start zum ersten Training so nervös, wie ich es davor und danach nie mehr gewesen bin. Ich bin trotzdem relativ sicher ins Ziel gekommen.

Didier Cuche (44, mit fünf Erfolgen Streif-Rekordsieger)

Ich hatte mein erstes Mal auf der Streif 1996. Nach der ersten Besichtigung der Strecke konnte ich mir nicht vorstellen, dass man auf dieser Piste im Renntempo heil im Ziel ankommt. Deshalb zog ich es damals vor meiner ersten Trainingsfahrt ernsthaft in Betracht, mit der Gondel ins Tal zu fahren. Die Trainer mussten mich zum Start überreden. Bei der Steilhangausfahrt lag ich schon fast im Netz, konnte mich gerade noch retten und erreichte das Ziel mit acht Sekunden Rückstand. Das war mir aber total egal. Ich jubelte nach der Ziellinie wie nach einem Sieg.

Marco Odermatt debütiert in Kitzbühel.
Foto: Sven Thomann
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Beat Feuz (31, Zweiter im letzten Jahr)

Den krassesten Ausblick in die berüchtigte Mausefalle hat man vom Athletenhaus-Balkon neben dem Starthaus. Mein Fehler war, dass ich vor meiner ersten Trainingsfahrt 2010, von hier aus dem Mann mit der Startnummer 1 zugeschaut habe. Das ist mir ganz heftig eingefahren. Ich habe mir gedacht, dass man nicht ganz dicht sein kann, wenn man da voll auf Zug hinuntersticht. Nachdem ich ernsthaft über einen Rückzug nachgedacht habe, konnte ich mich dann doch zum Start überwinden. Aber ich war bei meiner ersten Fahrt auf der Streif komplett überfordert. Deshalb habe ich nach dem Ziel auch nicht wie sonst als Erstes auf den Resultat-Monitor geschaut. Die Zeit war in diesem Moment meine kleinste Sorge.

Odermatts Papa äussert sich zum Hirscher-Lob
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«Blöde Worte»:Odermatts Papa äussert sich zum Hirscher-Lob
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