Loïc Meillard stürzt sich am Bungee-Seil in die Tiefe
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Adrenalin abseits der Piste:Loïc Meillard stürzt sich am Bungee-Seil in die Tiefe

Österreichs Ski-Legende vergleicht Loïc mit Benni Raich
Meillard ist reif für den ganz grossen Sprung!

In den letzten Jahren war Loïc Meillard hinter Marco Odermatt die Nummer 2 im Schweizer Riesen-Team. Vor dieser Saison hat sich der Walliser entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen.
Publiziert: 20.10.2022 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2022 um 18:48 Uhr
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Dass Loïc Meillard nicht ganz normal ist, wird beim Bungee-Jumping von der 190 Meter hohen Hängebrücke in Niouc (Val d'Anniviers) deutlich. Während unsereins bei diesem Blick in die Tiefe Todesangst bekommt, wirkt Loïc unmittelbar vor dem Absprung so entspannt, wie wenn er für ein Mittags-Nickerchen ins Bett hüpfen würde. «Ich habe in meinem Leben vor allem mit den Ski schon sehr viel verrücktere Dinge gemacht», erzählt der grosse Bruder von Slalom-Hoffnung Melanie (24) schelmisch grinsend nach seinem Flug von der Hängebrücke. «Bungee-Springen ist für mich wirklich reiner Genuss, ich weiss ja, dass ich mit diesem Seil absolut sicher bin.»

Trennung von der «Odi-Gruppe»

Eine gewisse Aufregung hat der Unterwalliser dafür nach dem letzten Winter in der Ski-Szene mit seinem Abgang aus der Swiss-Ski-Riesenslalom-Gruppe ausgelöst. Schnell machte das Gerücht die Runde, dass Meillard aufgrund von Streitigkeiten mit seinen Trainern in die Slalom-Gruppe wechseln würde.

«Das ist kompletter Blödsinn», hält der gelernte Bank-Kaufmann fest. «Die Riesenslalom-Gruppe war für mich bis zuletzt wie eine zweite Familie. Dass es trotzdem zur Trennung gekommen ist, liegt einzig daran, dass sich Marco Odermatt, Gino Caviezel und Justin Murisier neben dem Riesen auf die Speed-Disziplinen fokussieren, während bei mir der Slalom die zweite Hauptrolle spielt. Damit die Organisation der Trainings weniger kompliziert verläuft, habe ich mich für den Wechsel in die Slalom-Gruppe entschieden.»

Loïc Meillard geht seit letzten Frühling einen anderen Weg als sein langjähriger Weggefährte Marco Odermatt.
Foto: Sven Thomann
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Der Vergleich mit Österreichs Altstar Benni Raich

In den letzten Tagen hat sich Meillard für die Sölden-Vorbereitung auf der Diavolezza aber wieder an die Riesen-Gruppe angehängt und in den Trainings-Vergleichen mit Superstar Odermatt sehr gut ausgesehen. «Aufgrund seiner aussergewöhnlichen Voraussetzungen ist es für mich lediglich eine Frage der Zeit, bis Loïc regelmässig Top-Platzierungen einfahren wird», ist Österreichs Alpin-Legende Hans Knauss (51, Kitzbühel-Sieger 1999, Adelboden-Triumphator 2003) überzeugt.

Die Begründung des Steirers: «Loïc besitzt wie früher mein Landsmann Benni Raich die seltene Gabe, einen enormen Druck auf den Innenski ausüben zu können. Damit kann er die Linie stärker verkürzen als die Athleten, die den Druck vorwiegend über den Aussenski aufbauen. Wenn Loïc diese Fähigkeit noch mehr nutzt, wird er nur noch schwer zu schlagen sein.»

Die Russi-Expertise

Ein Sieg (Parallel-Slalom in Chamonix), fünf zweite und drei dritte Plätze hat der Sohn des ehemaligen Speed-Skiing-Champions Jacques Meillard bis jetzt eingefahren. Für Blick-Experte Bernhard Russi (74, Abfahrt-Weltmeister 1970/Olympiasieger 1972) gibt es nur eine Erklärung, warum dieses Top-Talent den Sprung zum Serien-Sieger noch nicht geschafft hat: «Im Gegensatz zu Marco Odermatt hat Meillard in entscheidenden Momenten oft die Coolness gefehlt. Während Marco an der einen oder anderen kritischen Stelle auch mal etwas Tempo wegnimmt, ist Loïc immer wieder in Führung liegend ausgeschieden, weil er zu sehr mit der Brechstange zu Werke gegangen ist.»

Die Swiss Ski-Trainer sind überzeugt, dass Meillard die richtigen Schlüsse gezogen hat. Mit 25 Jahren hat er nun auch die Reife für den ganz grossen Sprung.

Sven Thomann
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Sven Thomann

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