So funktioniert ein Ski-Airbag
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Er kann Leben retten:So funktioniert ein Ski-Airbag

Einige Stars sind dagegen
Der Airbag spaltet den Abfahrts-Zirkus

Nach dem Horror-Crash des kanadischen Airbag-Verweigerers Broderick Thompson wird im Ski-Zirkus über neue Sicherheitsmassnahmen diskutiert. Ein Abfahrts-Altmeister macht einen revolutionären Vorschlag.
Publiziert: 12.12.2023 um 18:58 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2023 um 19:28 Uhr
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Vor zwölf Monaten schaute Broderick Thompson in Gröden noch mit grosser Zuversicht in die Zukunft: Nach zahlreichen schweren Verletzungen klassierte sich der Kanadier zum zweiten Mal in seiner Abfahrtskarriere in den Top 16.

Doch jetzt wird der Draufgänger aus British Columbia von gravierenden Sorgen geplagt. Nach dem fürchterlichen Trainings-Sturz vor zwei Wochen in Beaver Creek ist es höchst fraglich, ob der 29-Jährige jemals in den Ski-Zirkus zurückkehren kann. In Lebensgefahr befindet sich Thompson zwar nicht mehr. Aber neben dem Schulterblatt hat er sich mehrere Wirbel gebrochen. FIS-Renndirektor Markus Waldner ist überzeugt, dass sich Thompson weniger schwer verletzt hätte, wenn er einen Airbag getragen hätte.

Die prominenten Verweigerer

Der «Canadien Cowboy» ist nicht der Einzige, der den Rücken-Airbag der Firma Dainese seit Jahren ablehnt. Thomspons Teamkollege James Crawford (26, Super-G-Weltmeister), Norwegens Super-Elch Aleksander Aamodt Kilde (31) und Italiens Abfahrts-Bulle Dominik Paris (34) gehören zu den prominentesten Verweigerern. «Ich habe den Airbag einmal angezogen und fühlte mich dadurch in meinen Bewegungen zu stark eingeschränkt», erklärt der dreifache Hahnenkamm-Triumphator Paris.

Kurz nach dem Sprung über den «Golden Eagle» ist der Kanadier Broderick Thompson vor zwei Wochen in Beaver Creek schwer gestürzt.
Foto: Getty Images
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Auch Olympiasieger Beat Feuz hat bis zu seinem letzten Wettkampf in Kitzbühel nie einen Airbag getragen. «Ich stand diesem System aufgrund des Sturzes meines österreichischen Kumpels Matthias Mayer 2015 in Gröden sehr skeptisch gegenüber», sagt der Emmentaler. «Mayer hat sich damals zwei Brustwirbel gebrochen, obwohl er den Airbag getragen hat. Und für mich gibt es nach wie vor keinen Beweis, dass diese Konstruktion wirklich vor Verletzungen schützt.»

Freundin Stella hat Odermatt zum Nachdenken animiert

Die Entscheidungsträger des Internationalen Ski-Verbands (FIS) sehen das anders und wollen deshalb auf die nächste Saison hin die Airbag-Pflicht einführen.

Für Marco Odermatt (26) ist das kein Problem. Der zweifache Gesamtweltcupsieger fährt seit drei Jahren damit. «Das ist auf meine Freundin zurückzuführen», verrät Odermatt. «Der Airbag war für mich länger kein Thema, bis mich Stella eines Abends gefragt hat, ob ich einen benutze. Als ich mit Nein antwortete, hakte sie nach – warum nicht? Das hat mich zum Nachdenken animiert. Und ich bin zur Überzeugung gekommen, dass mir dieser Airbag wirklich helfen kann.»

Auch der Zürcher Niels Hintermann (28) setzt auf den Airbag. Auch er hegte anfänglich einige Vorbehalte gegenüber dieser Konstruktion, mittlerweile kann er sich eine Abfahrt ohne dieses Teil gar nicht mehr vorstellen. «Ich fühle mich in der Rennhocke mit Airbag wohler als in den Jahren ohne Airbag. Ich habe das Gefühl, dass sich meine Position damit schöner schliesst.»

Die spezielle Idee von Knauss

Österreichs Ski-Experte Nummer 1 Hans Knauss (52, Kitzbühel-Sieger 1999) erkennt in der Airbag-Pflicht eine riesige Chance, den Speed-Sport zu entschleunigen. «Der Abfahrtssport entwickelt sich seit Jahren in eine viel zu schnelle Richtung, deshalb müssen wir immer noch mehr schwere Verletzungen registrieren. Wenn in Zukunft alle Athleten den Airbag desselben Ausrüsters tragen, könnte man sich gemeinsam mit den Herstellern der Rennanzüge auf ein Produkt einigen, das die Luft nicht abweist, sondern aufsaugt und damit das Tempo um fünf Kilometer pro Stunde reduziert. Das würde einiges zu einer grösseren Sicherheit der Athleten beitragen.»

Werden die Abfahrer künftig tatsächlich durch eine Spezial-Konstruktion am Rücken eingebremst? Fortsetzung folgt.

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