Neben Bernhard Russi wurde in Sapporo 1972 ein zweiter Ski-Star geboren: Marie-Theres Nadig, von allen nur Maite Nadig genannt. Mit erst 17 Jahren holte die Flumserin Gold in der Abfahrt und im Riesenslalom. Dabei schlug sie zweimal die haushohe Favoritin Annemarie Moser-Pröll (Ö). «Ich war das erste Mal so weit weg von daheim. Wir waren in einem Block einquartiert, mit Stacheldraht rundherum. Aber das störte mich nicht», blickt Nadig zurück.
Im Gegensatz zum eloquenten Russi war Nadig viel einsilbiger – das mochten nicht alle Journalisten. «Wenn sie mich nach einem Rennen fragten, wie der Schnee gewesen sei, sagte ich: ‹Weiss.› So war ich halt. Ich stand nicht gerne im Zentrum», so Nadig. In Japan selbst habe sie nicht geahnt, was sie mit ihren Siegen ausgelöst hatte. Bei der Ankunft in der Schweiz wurde sie dann wie eine Heldin empfangen. «Es ging drunter und drüber, ich kam auf die Welt», so die heute 67-Jährige.
Homestorys? Lieber nicht!
Nadig gewann in ihrer Karriere neben Doppel-Olympia-Gold 24 Weltcuprennen und vier Disziplinen-Kugeln. Mit 27 beendete sie ihre Karriere. Von 2004 bis 2005 kehrte sie in den Fokus der Öffentlichkeit zurück – als Cheftrainerin der Schweizer Frauen. «Als Athletin wollte ich schon nie das Schätzchen der Nation sein. Und auch danach lebte ich zurückgezogen, es gab keine Homestorys. Ich wollte bleiben, wie ich bin.»