Idee von FIS-Waldner nach Absageflut
Skirennen bald wie Segeln? So funktionieren Regatten

Absagen, Absagen, Absagen. Der Ski-Weltcup kommt nicht vom Fleck. Orientiert man sich künftig am Segelsport und gestaltet die Ansetzungen flexibler? Ein Blick aufs Wasser.
Publiziert: 06.12.2023 um 17:57 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2023 um 11:52 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Im Männer-Weltcup steht noch immer die Null. Einen solch desaströsen Saisonauftakt mit fünf abgesagten Speed-Rennen gabs in der Skigeschichte noch nie. Kein Wunder, denkt man nun sogar über ganz grundlegende Änderungen nach.

Im Segelsport sind die Windfenster entscheidend: Die Zeitpläne der Events (hier Vorregatta zum America's Cup in Dschidda) sind flexibel ausgelegt.
Foto: STEFAN BOHRER
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FIS-Renndirektor Markus Waldner erwähnte in Beaver Creek (USA) nach Speedabsage Nummer 5, dass man eigentlich am Donnerstag bei bestem Wetter hätte ein Rennen fahren können: «Wir sollten uns im Skisport ein Beispiel an den Seglern nehmen – die segeln dann, wenn der Wind am stärksten ist.»

Das Windfenster als ausschlaggebender Faktor

Skirennen organisieren wie Segelregatten? Blick macht den Check und erklärt, wie Events im Segeln aufgegleist sind. Anruf beim Swiss Sailing Team, der nationalen Organisation für den Elite- und Nachwuchs-Spitzensport. Medienchef Lori Schüpbach sagt: «Im Segeln sind sich alle Beteiligten gewohnt, sich mit dem Wind zu befassen. Nebenbei bemerkt: Es wird nicht gesegelt, wenn der Wind am stärksten ist, sondern wenn er am besten ist.»

Die ideale Windstärke ist das ausschlaggebende Element für einen Regattastart. Bei gewissen Wettbewerben wird schon in der Ausschreibung genau angegeben, in welchem Windfenster gesegelt wird. Das führt dazu, dass selbst im America’s Cup – der prestigeträchtigsten Regatta überhaupt – niemand genau vorhersagen kann, wann im September/Oktober 2024 vor Barcelona tatsächlich gesegelt wird.

Es sind von Anfang an diverse Reservetage eingeplant, um Spielraum zu haben. Bei der «Formel 1 des Segelns» sind die Boote derart hochgezüchtet, dass sie ausser in einem kleinen Windfenster gar nicht funktionieren. Auch an Olympischen Spielen wird trotz durchgetaktetem Zeitplan den Seglern zumindest ein Reservetag zugestanden.

TV schränkt Zeitpläne ein

Die Warterei auf den Wind ist alltäglicher Teil des Business. Gibts diese Flexibilität bald auch im Skisport? Es wäre eine Revolution, gerade auch beim Fernsehen. Denn im Weltcup machen die TV-Verträge mit den erwünschten Wochenendübertragungen die Zeitpläne ziemlich starr.

Zwar wird auch beim Segeln das TV zunehmend ein Faktor, gerade bei der spektakulären SailGP-Serie, bei der die Rennen als Segel-Grand-Prix inszeniert werden. Mit fixer Startzeit live am TV samstags, 11 Uhr.

Im Segeln wird auch mal das Training ersatzlos gestrichen

Doch hier treffen wir auf weitere Unterschiede zum Ski. Zur Not gehts im Segeln auch mal ohne jegliche Trainings an den Start, wenn dieses wegen des Wetters unmöglich war. Und im Segeln existiert auch an den Events selber eine Flexibilität, wie zum Beispiel bei der Vorregatta zum America’s Cup: Sind acht Rennen vor dem finalen Match-Race angesetzt, aber nur fünf können durchgeführt werden, werden die fehlenden nicht durchgeboxt, sondern einfach gestrichen.

Schüpbach erwähnt zudem einen weiteren Unterschied: «Im Segeln ist die Flotte gemeinsam unterwegs.» Dass plötzlich die späteren Startnummern einen klaren Vor- oder Nachteil haben, gibts auf dem Wasser nicht. Dreht die Windrichtung plötzlich, ist das ganze Feld betroffen. Das Rennen wird entweder neu gestartet oder geht unter den neuen Voraussetzungen einfach weiter.

Fazit: Der Skisport kann vom Segeln lernen. Aber längst nicht in allen Bereichen.

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