Heftige Corona-Erfahrung vier Wochen vor Podest-Wunder
Murisier konnte vor Schmerzen nicht mal mehr sitzen

Beim letzten Riesenslalom war Justin Murisier der beste Schweizer. Was kaum jemand wusste: Der Walliser hat kurz zuvor richtig heftig unter Corona gelitten!
Publiziert: 06.01.2021 um 17:08 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2021 um 00:27 Uhr
Marcel W. Perren

Justin Murisier ist ein besonders grosser Kämpfer. Obwohl der 28-Jährige innerhalb von sieben Jahren drei Kreuzbandrisse in Kauf nehmen muss, meldet er sich immer wieder in beeindruckender Manier im Ski-Zirkus zurück. Vor zwei Wochen belohnt sich der gelernte Forstwart beim Riesenslalom in Alta Badia (It) mit dem ersten Podestplatz in seiner Weltcup-Karriere. Dass der Mann aus dem Val des Bagnes VS ausgerechnet bei diesem besonders selektiven Riesen-Klassiker in Italien Dritter wird, grenzt aufgrund eines weiteren gesundheitlichen Rückschlags im Spätherbst an ein Wunder!

Es ist am 20. November, als Murisier genau wie seine Teamkollegen Marco Odermatt und Loïc Meillard positiv auf Corona getestet wird. Aber während diese beiden in der Quarantäne lediglich milde Symptome wahrnehmen, leidet Justin zeitweise unter heftigen Beschwerden.

Heftige Schmerzen und extrem ausgelaugt

«Es hat alles mit einem leichten Kratzen im Hals angefangen», beginnt Murisier mit der Erzählung von seiner Leidensgeschichte. «Doch dann wurde ich vor allem von ganz üblen Gliederschmerzen geplagt. Diese Beschwerden waren derart stark, dass mir zwei Schmerztabletten am Tag nicht genügten. Ich konnte mich in dieser Phase nicht mehr aufs Sofa setzen, weil ich in dieser Position besonders gelitten habe.»

Riesenslalom-Spezialist Justin Murisier hat es bei seiner Corona-Erkrankung besonders heftig erwischt.
Foto: Sven Thomann
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Ende November klingen die heftigen Symptome zwar ab. Trotzdem kann sich der 28-Jährige nur schlecht vorstellen, dass er ein paar Wochen später sein Karriere-Highlight erleben wird. «Ich habe mich gefühlt, wie wenn ich den ganzen Sommer nicht trainiert hätte. Ich war völlig kraftlos, total ausgelaugt.» Deshalb ist bei Swiss Ski niemand wirklich enttäuscht, als sich Murisier am ersten Dezember-Wochenende bei den beiden Riesenslaloms in Santa Caterina (It) mit den Rängen 23 und 25 begnügen muss.

Murisiers einmalige Nehmer-Qualitäten

Zu diesem Zeitpunkt glaubt nur ein Mann ernsthaft daran, dass Justin nur zwei Wochen später vom Podest grüssen wird – der Swiss Ski-Riesenslalom Cheftrainer Helmut Krug. «Justin gehört zu den zähesten Knochen, die mir jemals begegnet sind. Seine Nehmer-Qualitäten sind enorm. Und weil ihm der Hang in Alta Badia immer schon besonders gut gelegen ist, habe ich selbst unter diesen extrem schwierigen Voraussetzungen an ein Top-Ergebnis geglaubt.»

Für das Riesen-Heimspiel in Adelboden am Freitag und am Samstag tritt Krug aber auf die Euphorie-Bremse: «Ich wäre bereits sehr zufrieden, wenn er in die Top-Ten fahren würde. Man darf nicht vergessen, dass Justin nach wie vor mit einer relativ hohen Startnummer ins Rennen gehen muss.»

Und am «Chuenisbärgli» war Murisier bis jetzt noch nie besser klassiert als bei seinem elften Rang im Januar 2018.

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