Er ist unser letzter Chuenisbärgli-Held
Berthod drückt wieder die Schulbank

Er war 2008 unser letzter Adelboden-Sieger. Dann gings mit Marc Berthods Karriere bergab. Doch nun ist er wieder ein echter Musterschüler.
Publiziert: 04.01.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:25 Uhr
Marcel W. Perren (Text) und Toto Marti (Fotos)

Knapp vier Monate nach seinem Rücktritt vom Skirennsport sitzt Marc Berthod (33) wieder in der ersten Reihe – im Klassenzimmer A2.02 der HTW in Chur. Der letzte Schweizer Chuenisbärgli-Triumphator hat an der Hochschule für Technik- und Wirtschaft bereits 2015 mit dem Studium von Betriebsökonomie mit dem Vertiefungsbereich Sport-Management angefangen.

Aber während er als studierender Skirennfahrer die meisten Schulaufgaben aus der Ferne gelöst hat, sitzt der gebürtige St. Moritzer nun regelmässig in der Schulstube. «Ich war schon immer eher ein Zahlen- als ein Buchstabenmensch. Ich habe schon ziemlich früh begonnen, an der Börse zu spekulieren, der Verlust hat sich dabei in Grenzen gehalten. Weil mich der Bereich Management ebenfalls bereits als Rennfahrer interessierte, ist für mich ein Betriebsökonomie/Sport-Management-Studium sehr naheliegend», erzählt Berthod.

Und Studienleiter Walter Burk stimmt ein Loblied auf seinen prominentesten Studenten an: «Marc geht beim Lernen mit sehr viel Disziplin und Fleiss zu Werke. Und aufgrund seiner Erfolge als Leistungssportler und wegen seiner starken Persönlichkeit geniesst er in der Klassen-Gemeinschaft einen sehr hohen Stellenwert.»

Student Berthod: An der HTW Chur hört Marc Berthod aufmerksam den Ausführungen des Dozenten zu.
Foto: Toto Marti

Im Studenten-Leben des zweifachen Adelboden-Siegers (2007 Slalom, 2008 Riesen) hat es aber auch schon Momente gegeben, in denen er der Verzweiflung ganz nahe war. Berthod runzelt die Stirn: «In besonders schlechter Erinnerung ist mir meine Arbeit über Nizza geblieben, welche von irgendeiner Vereinigung als Europas Sportstadt Nummer 1 ausgezeichnet wurde. Ich musste nach einer Internet-Recherche auf zwei A4-Seiten erklären, warum die Stadt in Südfrankreich diesen Preis bekommen hat. Doch ich habe im Internet nichts Brauchbares zu diesem Thema gefunden, mein Endergebnis ist entsprechend dünn ausgefallen...»

Seinen Rückzug aus dem Ski-Zirkus hat der Vater der Zwillingsbuben Roc und Coby (3) trotzdem noch nie bereut: «Nach den vielen Verletzungen hat mir im Training ganz
einfach die letzte Leidenschaft gefehlt, mein Rückstand auf die Spitze ist deshalb immer grösser geworden. Darum bin ich jetzt sehr froh, dass ich das Kapitel Rennsport abgeschlossen habe.»

Und weil ihn die Internet-Recherche über die Sportstadt Nizza mindestens so stark beansprucht wie der steile Zielhang am Chuenisbärgli, kommt im neuen Leben von Marc Berthod garantiert keine Langeweile auf.

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