Er hatte kaum noch Geld
Warum Niels Hintermann an Rücktritt dachte

Niels Hintermann hat gut lachen. Mit einer grossartigen Fahrt sichert sich der Schweizer das Olympia-Ticket. Vergessen sind seine schwierigen Zeiten.
Publiziert: 05.12.2021 um 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2021 um 06:24 Uhr
Marcel W. Perren

Niels Hintermann (26) ist wieder voll da. Mit der Startnummer 30 realisiert er am Samstag das drittbeste Abfahrts-Ergebnis seiner Karriere. Der siebte Platz ist gleichbedeutend mit der Selektion für die Olympischen Spiele in Peking. Dabei musste Hintermann nach seinem sensationellen Sieg bei der Lauberhorn-Kombination im Januar 2017 viel Dreck fressen.

«Weil mir damals die menschliche Reife gefehlt hat, bin ich nach diesem Sieg komplett abgehoben» gibt Niels zu. Zudem wurde der Mann mit dem Spitznamen Cinghiale (Wildsau auf italienisch) durch Verletzungen und Geldsorgen geplagt. «Nachdem ich wegen einer Schulterverletzung lange ausgefallen bin, stand ich plötzlich ohne Sponsor da. Als ich im Sommer 2018 nur noch 3800 Franken auf dem Konto hatte, habe ich mir ernsthaft die Frage gestellt, ob ich mich nicht besser nach einem neuen Job umschauen sollte.»

Im letzten Winter musste Hintermann einen weiteren Rückschlag in Kauf nehmen, als er in Val-d’Isère mit klarer Bestzeit kurz vor dem Ziel stürzte. Doch jetzt ist Hintermann wieder brandheiss, bereits in Lake Louise fuhr er mit der Nummer 30 trotz mieser Sicht auf den 12. Rang.

Im Januar 2017 triumphierte Niels Hintermann völlig überraschend in der Lauberhorn-Kombination. Der Zürcher gibt zu, «dass ich nach diesem Erfolg völlig abgehoben bin, weil mir damals die menschliche Reife fehlte.»
Foto: BENJAMIN SOLAND
1/6

Feuz heftig durchgeschüttelt

Nur ein Schweizer klassierte sich vor Hintermann: Beat Feuz – und der war nach dem Rennen richtig wütend. Immer und immer wieder schüttelt der vierfache Abfahrts-Gesamtweltcupsieger aus dem Emmental sein kantiges Haupt. «Das war ein richtig dummer Fehler von mir» schimpft Feuz. Was ist passiert? Nachdem der Triumphator der letzten beiden Beaver-Creek-Abfahrten im flachen Startstück im Vergleich mit dem überragenden Aleksander Aamodt Kilde über eine halbe Sekunde liegen lässt, hängt er nach 43 Fahrsekunden mit der Hand derart heftig an einem Tor an, dass er für einen Moment komplett quer steht.

«Es hat mich in diesem Moment so heftig durchgeschüttelt, dass ich während den nächsten drei Toren nicht so richtig wusste, wo ich bin.» Die meisten anderen Rennfahrer hätten in dieser Situation wohl abgeschwungen. Ganz anders Feuz. Mit der Wut im Bauch rettet er mit einem genialen Mittelteil und Finish seinen 42. Abfahrts-Podestplatz. Damit liegt der bald 35-Jährige im ewigen «Stockerl-Ranking» der Königsdisziplin vor Österreichs Abfahrts-Kaiser Franz Klammer (68) und dem Zürcher Peter «Piitsch» Müller an der Spitze. Und deshalb läuft Feuz am Ende dieses Tages dann doch noch mit einem breiten Grinsen vom Zielraum ins Hotel.

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