Das war Carlo Jankas grossartige Karriere
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Von Erfolgen bis Rückschläge:Das war Carlo Jankas grossartige Karriere

Eiskalt, humorvoll, einzigartig
Die verrücktesten Kapitel in Jankas grosser Karriere

Carlo Janka wird nach den beiden Abfahrten in Wengen seine grandiose Karriere beenden. Er geht als Iceman, Weltmeister, Olympia- und Gesamtweltcupsieger in die Geschichte ein.
Publiziert: 13.01.2022 um 17:03 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2022 um 18:31 Uhr

Sein explosionsartiger Aufstieg

Es ist am 29. November 2008, als Carlo Janka in Lake Louise sein erstes Ausrufezeichen setzt. Mit Startnummer 65 donnert er auf der Abfahrt in den kanadischen Rocky Mountains auf den zweiten Rang! Auf die Bestzeit des Italieners Peter Fill fehlen dem damals 21-Jährigen nur acht Hundertstel. Jeder andere wäre in dieser Situation vor Freude ausgerastet. Nicht so der «Iceman» aus Obersaxen. Bei der Siegerehrung macht Carlo ein Gesicht, als hätte er gerade einen sauren Schluck Milch getrunken. «Ich kann mich über dieses Ergebnis nicht wirklich freuen, weil sich ein paar Minuten vor meinem Start das miese Wetter in Sonnenschein verwandelt hat. Wenn ein Bode Miller oder Didier Cuche dieselben Verhältnisse gehabt hätten, hätte das Ergebnis ganz anders ausgesehen». Zwei Wochen später wird in Val-d’Isère aber deutlich, dass dieser Jüngling auch bei für alle regulären Bedingungen enorm schnell ist. Der Sohn einer Wirtin und eines Bauführers feiert im Riesenslalom auf der «Face de Bellevarde» seinen ersten Weltcupsieg.

Seine erste Goldmedaille

In Val-d’Isère, also am Ort seines ersten Weltcupsieges, bestreitet Janka im Februar 2009 seine erste Weltmeisterschaft. Vor der Anreise nach Frankreich lässt er sich für den Blick in Anlehnung an Fussball-Gott Zinédine Zidane als «Skidane» fotografieren. Er wird dieser Rolle in grandioser Manier gerecht. Nach Bronze in der Abfahrt liegt er im Riesen erstmals in seiner Karriere nach dem ersten Durchgang in Führung. Trotz diesem gigantischen Druck sitzt er zwischen den Läufen sichtlich entspannt in einem Restaurant. Als ihn sein Trainer Jörg Rothen fragt, ob er sich eigentlich bewusst sei, dass er vor einer wichtigen WM-Entscheidung stehe, meint Janka trocken: «Ja. Und ich bin mir auch bewusst, dass ich dieses Rennen eigentlich gar nicht verlieren kann. Dieser Berg liegt mir einfach zu sehr.» Und tatsächlich: «Jänks» verteidigt seine Führung in souveräner Manier und gewinnt vor Benni Raich WM-Gold.

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Sein grösster Coup

Janka schreibt schon zu Beginn der Saison 2009/10 eine aussergewöhnliche Geschichte – in Beaver Creek gewinnt er in drei Tagen drei Rennen (Super-Kombination, Abfahrt und Riesenslalom). Im Januar triumphiert er auf der Lauberhorn-Abfahrt, im Februar sichert er sich bei den Olympischen Spielen in Vancouver die Goldmedaille im Riesenslalom, im März darf er die grosse Kugel für den Sieg im Gesamtweltcup in Empfang nehmen. Was Carlo erst jetzt verrät: «Weil ich in der Vorbereitung auf die Saison damals unter einem heimtückischen Virus litt, konnte ich kaum trainieren. Ausser Tischtennis spielen, habe ich damals neben der Piste fast nichts gemacht.»

Im November 2008 landet Carlo Janka bei der Abfahrt in Lake Louise mit Startnummer 65 auf dem zweiten Rang hinter dem Italiener Peter Fill und vor dem Schweden Hans Olsson.
Foto: Keystone
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Sein Dinner mit Rooney

Jankas Mega-Winter spricht sich bis nach England herum. Und als die Klubführung von Manchester United hört, dass der «Mr. Giant Slalom from Switzerland» glühender Manchester-United-Fan ist, wird er für ein Spiel gegen Tottenham ins Old Trafford eingeladen. Nach dem 3:1 Sieg diniert er beim Edel-Chinesen «Wings», wo dem Ski-Hero plötzlich die Frühlingsrolle im Mund stecken bleibt. Grund: Super-Stürmer Wayne Rooney setzt sich als Überraschungsgast an Jankas Tisch.

Seine Herz-Operation

Die Folgen des Virus', dessen Ursache nie gänzlich geklärt werden kann, wirken sich 2010/11 nun negativ auf Carlos Leistungen auf der Skipiste aus. Bei der geringsten Anstrengung schiesst sein Puls in ungesunde Höhen. Vor der WM in Garmisch werden gravierende Herzrhythmusstörungen gemessen. Nach der medaillenlosen Weltmeisterschaft in Bayern ist eine Herz-Operation unvermeidbar. Janka erholt sich im Rekordtempo von diesem Eingriff und gewinnt zwei Wochen später den Riesenslalom in Kranjska Gora.

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Seine Riesen-Pleite

Jankas Herz schlägt zwar im Dezember 2012 wieder im Takt, dafür leidet er nun unter Rückenschmerzen. Zudem bereiten ihm die neuen Riesenslalom-Ski, deren Radius von der FIS von 27 auf 35. Meter erhöht werden, die grössten Schwierigkeiten. Den absoluten Tiefpunkt erlebt der Bündner beim Riesenslalom in Alta Badia, wo er im ersten Durchgang fast acht Sekunden auf Ted Ligety verliert. Aber selbst in dieser Situation punktet er mit seinem Humor: «Während Lindsey Vonn mit einem Start bei den Männern liebäugelt, sollte ich langsam aber sicher über einen Wechsel zu den Frauen nachdenken...»

Seine Rückkehr an die Weltspitze

Dank dem Manual-Therapeuten Rolf Fischer und dem Konditions-Trainer Michi Bont bekommt Janka seine gesundheitlichen Probleme immer besser in den Griff und schafft im Januar 2015 die Rückkehr an die Weltspitze. In Wengen gewinnt er die Kombination und wird Dritter in der Abfahrt.

Sein letzter Weltcupsieg

2016 triumphiert Janka bei der Olympia-Hauptprobe in Südkorea erstmals bei einem Weltcup-Super-G. Dennoch plädiert er auch nach der Siegerehrung für die Abschaffung dieser Disziplin.«Wenn die FIS das Programm reduzieren will, dann sollen die Super-Kombi und der Super-G gestrichen werden. Es gibt zu viele Super-G, bei denen der durchschnittliche TV-Zuschauer keinen Unterschied zu einer Abfahrt erkennen kann.»

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Seine letzten Jahre

Im Herbst 2017 fährt Carlo im Training richtig stark, doch im Oktober reisst er sich kurz vor dem Weltcup-Auftakt das Kreuzband. Statt einer Operation setzt «Jänks» auf eine konservative Behandlung bei seinem Manual-Therapeuten. Unglaublich aber wahr: Vier Monate später startet er bei den Olympischen Spielen in Südkorea in der Kombination (Rang 15). Den bislang letzten Podestplatz fährt der Vater der zweieinhalbjährigen Tochter Ellie im März 2020 in Kvitfjell ein. Kann der 35-Jährige bei seiner Abschiedsvorstellung am Lauberhorn noch einmal richtig zuschlagen?

Sein privates Glück

Im Herbst 2017 lernt Carlo in St. Moritz die Grafikerin Jenny kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Danach geht alles ziemlich schnell: Am 4. September 2019 bringt Jenny eine Tochter Namens Ellie zur Welt. Im letzten Sommer hat die Kleine bei der kirchlichen Trauung von Carlo und Jenny die Ringe zum Traualtar gebracht. Bald werden die Jankas zu viert sein, Jenny erwartet im Mai ihr zweites Kind.

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