Die Wahnsinns-Fahrt von Joana Hählen
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Premiere auf dem Podest:Die Wahnsinns-Fahrt von Joana Hählen

«Einer Abfahrt nicht würdig»
Speed-Spezialistinnen ärgern sich über Bansko-Strecke

Ein schwieriges Rennen mit vielen Ausfällen und viel Stoff für Diskussionen, aber auch mit einer strahlenden Joana Hählen, die erstmals aufs Podest fährt.
Publiziert: 24.01.2020 um 19:05 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2020 um 03:39 Uhr
Mathias Germann

In Bansko gab es nach der Abfahrt vom Freitag viele verärgerte Gesichter im Zielraum. Corinne Suter (25) schafft es als 14. ins Ziel. So schlecht war sie in dieser Disziplin seit einem Jahr nicht mehr – trotzdem behält sie die rote Nummer der Abfahrts-Führenden. «Es war von oben bis unten ein Kampf auf einer sehr langsamen Abfahrt», so die Schwyzerin. Eine andere Speed-Spezialistin, Ramona Siebenhofer (Ö), spricht gar von einer «nicht würdigen» Abfahrt. «Die Charakteristik des Hanges eignet sich überhaupt nicht für eine Abfahrt», meint sie. Dass Riesenslalom-Spezialistinnen wie Brignone (2.) und Bassino (5.) ganz vorne landen, ist für sie bezeichnend. Letztlich krallt sich Mikaela Shiffrin (USA) ihren 65. Weltcupsieg – zwei fehlen noch, um Marcel Hirscher (Ö) einzuholen.

Auch Michelle Gisin hadert. Mit der Startnummer 1 scheidet sie aus uns gibt danach offen zu: «Dieser Hang schüchtert ein. Es schlägt überall, man hat nie eine Pause, um durchzuatmen.» Insgesamt erreichen nur 34 Fahrerinnen das Ziel, 16 scheiden aus. Darunter Sofia Goggia (It), die spektakulär abfliegt und am Samstag pausiert. Aber auch vier weitere Schweizerinnen sind mit dem drehenden Kurs überfordert – Flury, Gut-Behrami, Nufer und Jasmina Suter scheiden ebenfalls aus.

Strahlen konnte dagegen Joana Hählen. Vor einem Jahr weinte sie noch bittere Tränen, als sie die FIS nach dem Zeitmess-Fiasko in Crans-Montana VS nachträglich vom Podest stiess. Jetzt erfüllt sie sich ihren Traum – besser spät als nie.

Die Abfahrt in Bansko erhitzt die Gemüter: Allen voran Ramona Siebenhofer nervt sich.
Foto: Getty Images
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Als Dritte feiert sie nun endlich ihre Podest-Premiere im Weltcup. Und das einen Tag nach ihrem 28. Geburtstag. «Das ist das schönste Geschenk überhaupt», sagt die Power-Frau glücklich. Ganze sechs Jahre und 75 Rennen wartete sie auf diesen Moment. «Ein Traum wird wahr», so die Bernerin aus Lenk BE. Zeit zum feiern bleibt aber nicht. Hählen kündigt an: «Ich will am Samstag erneut aufs Podest. Ich bin sicher, dass ich noch schneller sein kann.»

Bleibt zu hoffen, dass Hählen dann das Gaspedal nicht strapaziert. Denn: Ihre Fahrt über die Piste «Marc Girardelli» ist bereits ein Ritt auf der Rasierklinge – wild, gefährlich, atemberaubend. «Selbstvertrauen und Mut sind hier entscheidend», sagt sie. Tatsächlich: Jene Fahrerinnen, die diese Tugenden nicht zeigen, sind chancenlos. Das wird auch für den Samstag gelten. Dann gibts die zweite Abfahrt auf dem selben Hang. Für die verärgerten Geschlagenen ist das die grosse Chance zur Revanche.

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