Die Start-Bar in Wengen
Der einzige Ort auf der Welt, wo Bode Miller Pfefferminztee bestellt

Knapp zwanzig Meter hinter dem Start zur Lauberhorn-Abfahrt steht das aussergewöhnlichste Lokal im Weltcup-Zirkus – Benis Startbar!
Publiziert: 14.01.2023 um 00:32 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2023 um 09:59 Uhr
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Diese Gaststube strotzt nur so vor Gegensätzen. In der Startbar am Lauberhorn sitzen in dieser Rennwoche Ski-Touristen mit den weltbesten Skirennfahrern und deren Betreuern an einem Tisch. An der Holz-Wand sticht ein signierter Rennski von US-Superstar Bode Miller (45) ins Auge. Und am geschnitzten Gemskopf hängt ein Renndress des legendären Kanadiers Manuel Osborne Paradis (38).

«Mit diesen Abfahrts-Legenden verbindet mich ein ganz besonderes Verhältnis», betont der Baselbieter Beni Scheiber, der diese Gaststätte vor 20 Jahren unmittelbar hinter dem Starthaus der Lauberhorn-Abfahrt aufgebaut hat. Spezielle Erinnerungen verknüpft Scheiber vor allem mit Miller. «Bode war wirklich ein Rock'n'Roller unter den Rennfahrern, der in der Nacht vor einem Rennen auch schon mal bis um 4 Uhr Morgens an der Bar sitzengeblieben ist», erzählt Scheiber und spricht grinsend weiter: «Einmal hat sich Miller im Startgelände – vom Nachtleben gezeichnet – über seine Skistöcke gebeugt und ist fast eingeschlafen. Er ist dann zu mir in die Bar gekommen und hat entgegen seinen sonstigen Trinkgewohnheiten einen Pfefferminz-Tee bestellt. Danach war er wieder richtig fit.»

Der Herminator wünschte sich AC/DC

Österreichs Ski-Heiland Hermann Maier (50) hat bei Scheiber zum Frühstück jeweils richtig harten Sound bestellt, um auf Betriebstemperatur zu kommen. «Wenn in meiner Bar am Morgen vor der Streckenbesichtigung Ländlermusik gelaufen ist, hat sich der Herminator AC/DC gewünscht. Weil ich selber gerne Hardrock mag, habe ich ihm diesen Wunsch natürlich liebend gerne erfüllt.»

Bei ihm hängen die Ski der Stars an der Wand: Start-Bar-Wirt Beni Scheiber (l.).
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Weil Scheiber für den Umgang mit den kompromisslosen Abfahrts-Draufgängern genau das richtige Gespür mitbringt, kehren viele auch nach ihrem Karrieren-Ende in Benis heimelige Beiz zurück. So wie der Abfahrts-Weltmeister von 1997, Bruno Kernen. «Bruno besucht mich manchmal auch im Sommer. Und mit ihm habe ich 2003 eine besonders prickelnde Geschichte erlebt.»

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Kernen siegte mit einem Glas «Schämpis»

Was ist passiert? «Weil in diesem Winter in Val-d’Isère eine Abfahrt abgesagt werden musste, wurden in Wengen zwei Abfahrten ausgetragen. Vor dem ersten Rennen habe ich Bruno zur Stärkung ein Glas Champagner angeboten. Er hat abgelehnt und ist danach auf den dritten Rang gefahren. Am Tag danach habe ich Bruno vor dem Start zur Originalabfahrt erneut ein Glas ‹Schämpis› angeboten. Diesmal hat er es auch getrunken und dann das Rennen gewonnen.»

Vor vier Jahren hätte der ehemalige Streifenpolizist seine Start-Bar aber fast verloren, weil ein heftiger Föhnsturm schwere Schäden angerichtet hat. «70 Prozent des Lokals sind damals kaputtgegangen, das Dach wurde komplett abgerissen. Ich war damals wirklich kurz davor, dass ich hier alles aufgebe.» Letztendlich hat es sich der 53-Jährige dann doch anders überlegt. Sehr zur Freude von vielen Ski-Stars, Trainern, Pistenarbeitern und Hobby-Skifahrern.

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