Am Samstag wird der neue FIS-Präsident gewählt
Haiti stimmt für Lehmann

Der Countdown läuft. Am 4. Juni wird die Nachfolge von FIS-Präsident Gian-Franco Kasper geregelt. Eine Stimme hat Kandidat Urs Lehmann auf sicher: Die von Haiti!
Publiziert: 01.06.2021 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2021 um 09:32 Uhr
Felix Bingesser

Am Samstag endet die 23-jährige Amtszeit von Gian-Franco Kasper als Präsident des Internationalen Skiverbandes FIS. Die ehemalige Generalsekretärin Sarah Lewis (56), Head-Boss Johan Eliasch (59), der Schweden Mats Arjes (54) und der Schweizer Skiverbandspräsident Urs Lehmann kämpfen um die Nachfolge von Kasper. Und damit um das höchste Amt im Wintersport.

73 Verbände sind beim FIS-Kongress stimmberechtigt. Die grossen klassischen Wintersportnationen haben drei Stimmen, die mittelgrossen Verbände zwei und die kleinen Landesverbände eine Stimme. Trotzdem können die kleinen Nationen das Zünglein an der Waage sein. Und Lehmann hat aus diesem Kreis zumindest eine Stimme auf sicher: die von Haiti.

Die Geschichte von Roy

Verbandspräsident von Haiti ist Jean-Pierre Roy (58). Im Alter von zwei Jahren flüchtet er mit seinen Eltern von Haiti nach Frankreich. Als seine Heimat im Januar 2010 von einem fürchterlichen Erdbeben mit 300'000 Todesopfern erschüttert wird, reist Roy nach Haiti. Und überlegt sich, wie er mithelfen kann, dieses Elend etwas zu mildern.

Ein Grossvater im Ski-Zirkus: Jean-Pierre Roy.
Foto: Keystone
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Roy, mittlerweile Grossvater mit Bierbäuchlein, setzt eine bereits einmal gewälzte Idee in die Tat um. Er gründet den haitianischen Skiverband und beginnt mit dem Training. Bei der WM in Garmisch 2011 ist er am Start. Und versucht, die Aufmerksamkeit der Medien und seine neue Popularität für das Sammeln von Spendengeldern zu nutzen. Und er will Haiti in ein positiveres Licht rücken. «Meine Heimat ist mehr als nur Armut und Elend.»

Tränen des Glücks

Mittlerweile ist Roy einer dieser bunten Exotenvögel in der Welt des Skisports. Und ein flammender Befürworter von Urs Lehmann. «Er hat mich vor zehn Jahren bei der Weltmeisterschaft in Garmisch ins House of Switzerland eingeladen und für mich und mein Anliegen eine Rede gehalten», sagt Roy. «Es war sehr emotional. Ich hatte Tränen der Freude, des Glücks und der Hoffnung. Die Leute sind aufgestanden und haben applaudiert.» Jetzt revanchiert sich Roy mit einem flammenden Unterstützungsvideo für Lehmann.

Roy ist im letzten Winter auch bei der WM in Cortina am Start. Er wird in der Qualifikation für den Riesenslalom Letzter. Aber die Passion für den Wintersport lässt ihn nicht los. «Ich habe mit Urs Lehmann sein überzeugendes Konzept gesprochen. Wir brauchen einen Weltverband, der auch die Anliegen der Kleinen hört», sagt Roy. Und ergänzt: «Urs, ich hoffe, dass Du unser Präsident wirst.»

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