«Es ist kein Jobwechsel, ich beende ein Leben»
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Hirscher über seinen Rücktritt:«Es ist kein Jobwechsel, ich beende ein Leben»

Hirscher sagt an PK «Servus»
«Ich kann mir jetzt die guten Tage zum Skifahren aussuchen»

Der Überflieger sagt «pfiat eich»: Marcel Hirscher beendet seine grossartige Karriere. Die Gründe, die Emotionen, die Aussichten.
Publiziert: 04.09.2019 um 19:10 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2019 um 22:06 Uhr
Das waren die Karriere-Highlights von Marcel Hirscher
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Mit 30 Jahren trat er zurück:Das waren die Karriere-Highlights von Marcel Hirscher

Acht Mal gewann er den Gesamtweltcup (Rekord) und feierte 67 Weltcupsiege. Dazu kommen fünf Mal WM-Gold und zwei Olympiasiege. «Das wars», sagt Marcel Hirscher an einer eigens für seinen Rücktritt einberufene Pressekonferenz in Salzburg, notabene zur besten Sendezeit.

Moderiert von der Liechtensteiner Ski-Legende Marco Büchel dauert es wenige Sekunden, bis Hirscher bestätigt, wovon seit gut einer Woche bereits ausgegangen wurde: «Heute ist der Tag, an dem ich meine aktive Karriere beende.»

Der 30-Jährige argumentiert mit drei Gründen: Er wolle als Sieger aufhören, er wolle gesund aufhören und er sei nicht mehr bereit, den Preis zu zahlen.

Letzte Saison noch konnte er mit deutlichem Abstand den Gesamtweltcup gewinnen. «Diesen Sommer habe ich gespürt, dass ich zu knapp dran bin», sagt Hirscher. Er wolle gehen, solange er noch Rennen gewinnt. Zumindest solange, dass er noch gesund ist. «Ich habe wahnsinniges Glück, dass ich heute mit zwei gesunden Knien nach Hause fahren darf», schwärmt er.

Diese gesunden Knie würde er in Zukunft lieber mit seinem Sohn beanspruchen, der vergangenen Herbst zur Welt kam. Sei dies auf der Ski-Piste, oder sei dies auf dem Fussballplatz.

«Alles in allem», so Hirscher, «bin ich nicht mehr bereit, den Preis zu zahlen, den Einsatz und Aufwand zu betreiben.»

«Die schönen Tage zum Skifahren aussuchen»

Wie sieht in Zukunft ein Tag von Marcel Hirscher aus? «Morgen schlafe ich aus und frühstücke solange, wie ich möchte», freut sich der akribische Arbeiter. Was dann komme, seien eine Vielzahl von interessanten Projekten. Zu wage, um zu diesem Zeitpunkt konkrete Angaben zu machen. «Auf jeden Fall will ich das weitergeben, was ich lernen durfte», erklärt Hirscher. Dies wird wohl in Form einer Funktion im österreichischen Skiverband passieren.

Ob er immer auch in Zukunft noch bei jedem Huddelwetter auf die Piste geht? «Ich kann mir jetzt die guten Tage zum Skifahren aussuchen», so Hirscher. «Bei schlechtem Wetter freue ich mich auf einen Platz am Kamin, bei perfekten Wetter- und Schneeverhältnissen wird es hart werden, nicht mehr dabei zu sein.»

«Realität grösser geworden als die Träume»

Auf die Frage, ob er noch einmal alles genau gleich machen würde, sagt Hirscher: «Ich hätte mehr feiern sollen, aber dann wäre ich nicht so schnell Ski gefahren.» Genau wegen seiner akribischen und fanatischen Arbeitsweise sei die Realität grösser geworden als seine Träume.

Schliesslich bedankt sich Hirscher bei seinen Weggefährten. Angefangen von Vater und «Mastermind» Ferdi Hirscher, über Mutter, Bruder, Frau, Partner, Trainer. Hirscher zeigt sich dankbar, würde gar den einen oder anderen Journalisten vermissen. Die Journalisten, die ihn mit seinen Plänen, die Karriere zu beenden, nie ernst genommen hätten, und ihm die letzten zwei Wochen zur Hölle gemacht hätten.

«Das wars mit dem Dankesagen», schliesst er seine Ansprache. «Aber man kann eigentlich nicht genug Danke sagen.»

Auch der Skiwelt bleibt nur Danke zu sagen, denn sie verliert ihren aktuell erfolgreichsten Skirennfahrer. (sih)

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