Vor den Bergkranzfesten zieht Nöldi Forrer Bilanz
«Giger schwingt mit angezogener Handbremse!»

Am Sonntag geht es auf dem Stoos vor herrlicher Kulisse wieder los mit den Bergkranzfesten. Schwingerkönig Nöldi Forrer verrät Blick, wer in dieser noch jungen Saison bisher enttäuscht – und wer Ende August am Unspunnen jubeln wird.
Publiziert: 06.06.2023 um 00:27 Uhr
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Aktualisiert: 06.06.2023 um 14:02 Uhr
Nina Köpfer

Die absoluten Überflieger

Fabian Staudenmann (23) und Joel Wicki (26) sind die momentan stärksten Schwinger im Lande, da gibt es nicht zu rütteln, findet auch die Schwinger-Legende Arnold Forrer (44). Was die beiden im Schlussgang am Oberaargauischen Ende Mai gezeigt haben, war absolute Spitzenklasse. Wicki sei explosiv wie eh und jeh. Und der Königstitel verleiht dem für einen Schwinger eher kleingewachsenen Entlebucher das gewisse etwas. Aus eigener Erfahrung weiss Forrer: «Die Saison nach dem Königstitel ist ein Selbstläufer. Das Selbstvertrauen ist gigantisch, die Gegner haben unglaublichen Respekt. Joel ist auch in diesem Jahr viel zuzutrauen.»


Und Staudenmann? Immerhin ist der junge Berner der Mann, der Wicki in Kirchberg spektakulär schachmatt gesetzt hat. «Ich habe schon befürchtet, dass der richtig durchstartet», sagt der Ostschweizer Schwingerkönig lachend. «Aber ganz im Ernst: Es ist beeindruckend, wie dieser Typ im Sägemehl auftritt. Er lässt nie locker, ist agil, stark am Boden. Unglaublich, was Staudenmann leistet. Da müssen wir uns in der Ostschweiz warm anziehen.»

Die Ernüchterung

Von einer Enttäuschung will Forrer nicht sprechen. Doch auch er hätte Anfangs Saison mehr von Samuel Giger (25) erwartet. Noch im letzten Sommer war sich die ganze Schwing-Schweiz einig: Das ist der Mann, den es in Pratteln am ESAF zu schlagen gilt. Seit dem verkorksten Auftritt am Eidgenössischen ist beim Thurgauer aber Sand im Getriebe. «Ich habe den Eindruck, als würde er mit einer angezogenen Handbremse schwingen», sagt Forrer.

151 Kränze hat Nöldi Forrer gemacht - so viele wie keiner vor ihm. Am 14. August 2022 wurde er auf der Schwägalp offiziell verabschiedet
Foto: Sven Thomann
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«Sämi hat eine Riesen-Kraft, ist körperlich und technisch der perfekte Schwinger. Aber irgendein Mosaiksteinchen fehlt noch.» Erklären kann sich der Schwingerkönig von 2001 Gigers Zurückhaltung nicht. Er vermutet eine mentale Barrikade. Kann der Kilchberg-Sieger von 2021 diese Blockade niederreissen, ist für ihn jedoch alles möglich.

Die Wundertüte

«Mal schwingt er absolut obenaus, mal dümpelt er irgendwo unter seinem Niveau», ist Nöldi Forrers Urteil zum Innerschweizer Pirmin Reichmuth (27). An Kraft und Technik würde es auch ihm nicht fehlen. Die Konstanz lässt jedoch zu wünschen übrig. «Wenn Reichmuth einen Lauf hat, putzt er die besten weg.» Auch Reichmuths lange Verletzungsgeschichte macht es schwierig, das Potenzial des Zugers einzuschätzen.

Insgesamt fünf Saisons musste der selbständige Physiotherapeut schon verletzt sausen lassen. Altmeister Forrer traut dem Innerschweizer dennoch viel zu. Zählt ihn mit Staudenmann und Wicki zu den grossen Unspunnen-Favoriten. Und geht sogar noch einen Schritt weiter. «Staudenmann und Wicki haben beide schon eidgenössische Feste gewonnen. Reichmuth musste hingegen oft leiden. Den Unspunnen-Sieg würde ich ihm von Herzen gönnen.»

Sein letztes Schwingfest
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Christian Stucki:Schwingerkönig muss sich neuen Job suchen
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