Reichmuth erlebt beim Heim-Fest ein Drama

«Ich bin am Druck zerbrochen»

Die Erwartungshaltungen sind riesig, als der Chamer Pirmin Reichmuth gestern kurz vor 09.30 Uhr in der Zug-Arena zu ­seinem ersten Gang gegen Christian Stucki antritt. Der grösste Teil der 56 500 Zuschauer erwartet vom «Piri» nichts weniger, als dass er der Innerschweiz den ersten ­Königstitel seit Harry Knüsel 1986 beschert.

König Harry höchstpersönlich adelt seinen jungen Klubkollegen vom SK Cham-Ennetsee bereits vor dem Anschwingen: «Auf dem Weg zum Thron wird nicht einmal der bärenstarke Stucki unseren Piri stoppen können – Reichmuth wird Schwingerkönig.»

Lange macht es den Anschein, dass Reichmuth ganz cool mit den königlichen Erwartungen umgeht. Doch das ändert sich spätestens beim Händedruck mit Unspunnen-Sieger Stucki, dem er bis dato noch nie im Sägemehl begegnet ist. Auf einmal wirkt der gelernte Metzger völlig verunsichert. Und nach zwei Minuten nimmt das Unheil seinen Lauf – der Berner zieht unwiderstehlich «Churz», der Lokal­matador fliegt platt ins Sägemehl!

Trotz des kapitalen Fehlstarts versucht Reichmuth, wieder ­positiv zu denken. Warum auch nicht, schliesslich wurden die Toggen­burger Jörg Abderhalden und ­Nöldi Forrer 1998 und 2001 trotz Pleiten im Anschwingen zu Königen ­gekrönt.

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Die Stimmen nach dem Samstag:«Nach dem Mittag gings mir gar nicht gut»

Im zweiten Gang wartet mit ­Dominik Roth (22) ein Seeländer Verbands-Kollege von Stucki auf Reichmuth. Bei seinem überragenden Triumph Ende Juli auf dem Brünig hat Pirmin den Nicht-Eidgenossen mit 20 Kränzen auf dem Konto problemlos besiegt. Reichmuth dominiert zwar auch die Neuauflage dieses Duells, aber der gewinnbringende Wurf gelingt diesmal nicht – und nach einer ­Niederlage und einem Remis steht fest, dass Pirmin nicht der neue ­König werden wird.

Sein Konditions-Trainer Tommy Herzog betreibt Ursachenforschung. Das Problem liegt im Kopf, glaubt er: «Pirmin ist ein besonders intelligenter Kerl. In den letzten Tagen hat er wahrscheinlich zu viel studiert.» Reichmuth selber formuliert es so: «Ich bin am Druck zerbrochen. Ich hatte vor dem ­ersten Gang so viele Gedanken im Kopf, dass ich das Gefühl hatte, dass es mir demnächst den Grind ­verjagt.»

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Experten-Talk nach dem Samstag:«So energisch war Stucki schon lange nicht mehr»

In der Mittagspause steckt Reichmuth in einem tiefen Loch. Seine Mutter arbeitet an diesem Eidgenössischen in der Athletenküche. Als «Piri» ein Bub war, hat sie ihm zum Geburtstag Blut- und Leberwürste zubereitet. Diesmal gibt es ein Menü, welches wesentlich leichter zu verdauen ist. Und so kann Reichmuth zumindest die Gänge drei (gegen Shane Dänliker) und vier (gegen Mike Peng) siegreich gestalten.

Damit könnte er heute mit vier weiteren Siegen doch noch eine vordere Platzierung ergattern. Um die Krone kämpft mit Marcel ­Bieri aber nur noch ein Zuger. Der ­Primarlehrer aus Edlibach hat wie Wicki, Stucki und Orlik vier Siege auf dem Konto. Mit Niklaus Zenger, Willy Graber und Bernhard Kämpf haut Bieri gleich drei Berner Eidgenossen um.

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Vom 26. bis 28. August dominieren Kolosse, Sägemehl und Zwilchhosen die Schweiz – das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 in Pratteln steht an. Hier findest Du alles, was Du über den Mega-Event wissen müssen.

Sven Thomann

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